Nuttlar. . Bei Nuttlar entsteht die höchste Autobahnbrücke in Nordrhein-Westfalen: Mit 115 Metern wird die neue „Talbrücke Nuttlar“, wie sie nach Fertigstellung heißen wird, die Siegtalbrücke bei Siegen als bisherigen Rekordhalter noch um fünf Meter übertreffen.
Klar, so eine Riesenbaustelle vor der eigenen Haustür beschäftigt die Kinder der Grundschule in Nuttlar. Ein Junge hat eigens sein Teleskop auf die neu entstehende Autobahnbrücke ausgerichtet. Nach dem Unterricht kontrolliert er immer den Bau-Fortschritt. Gestern durften sich davon alle 37 Viertklässler überzeugen.
„Du bist ja ein Fuchs“, meinte Bauleiter Richard Mede zu einem Kind. Der Junge beharrte nämlich auf seiner wichtigen Frage: „Wann ist die Autobahn endlich fertig?“ Mede rechnet mit 2016/17 – das sei abhängig davon, wann jeweils von der Politik wie viel Geld für den Bau zur Verfügung gestellt wird.
Gemeinsam mit seinen Bauexperten führte Mede gestern die Kinder über die Großbaustelle. Es war eine Aktion zum zehnjährigen Bestehen des Landesbetriebs Straßenbau in Meschede. „Arbeitet ihr jeden Tag?“, lautete eine der vielen Fragen: „Im Prinzip ja, auch samstags, auch an Feiertagen“, meinte Mede.
Fünf Meter über Siegen
Gerade laufen die Gründungsarbeiten für die Pfeiler. Sechs Pfeiler, flach auf Fels gesetzt, werden das Bauwerk einmal tragen. Die gewaltigen Fundamente dafür beanspruchen eine Fläche von 14 mal 28 Meter – darauf würde jeweils ein Einfamilienhaus bequem passen.
Hier entsteht die höchste Autobahnbrücke in NRW: Mit 115 Metern wird die neue „Talbrücke Nuttlar“, wie sie nach Fertigstellung heißen wird, die Siegtalbrücke bei Siegen als bisherigen Rekordhalter noch um fünf Meter übertreffen. Natürlich können bei dieser Höhe keine Gerüste gebaut werden: Die Pfeiler in Form eines großen „A“ werden deshalb nach und nach von unten nach oben wachsen. Die Witterung spielt derzeit prima mit: Noch in diesem Jahr kann deshalb mit dem ersten Pfeiler begonnen werden.
Gewaltige Kräfte
Ehrfürchtig erfuhren die Nuttlarer Kinder von den enormen Dimensionen. Die riesigen Kräfte, die auf eine so lange, hohe Brücke wirken, werden ins Erdreich abgeleitet. Dafür wurden jetzt von einem Großbohrer 24 Bohrpfähle 15 Meter tief in den Untergrund getrieben. Und am einfachen Holzmodell konnten die Ingenieure anschaulich zeigen, wie einmal die Fahrbahn oben entstehen soll – „Überbau“ nennen die Fachleute das. Die Einzelteile der Stahlbrücke wird erst vor Ort zusammengebaut und dann in luftiger Höhe jeweils von Ost nach West vorgeschoben: Bis am Ende die komplette 670 Meter lange Brücke bewegt wird.
Die Schüler dachten gestern schon ganz praktisch. Ob es denn auch eine Tankstelle dort oben geben werde? Nein, musste Bauleiter Mede verkünden. Aber ein Parkplatz ist vorgesehen – und der soll heißen „Am Sengenberg“, so wie die Schule der Nuttlarer.