Meschede..

Wie geplant, kann der insolvente Mescheder Automobilzulieferer Honsel in der Nacht auf Samstag an den neuen Eigentümer Martinrea übertragen werden. In letzter Minute drohte das Geschäft zu scheitern.

Bislang war Honsel tarifgebunden. Durch die Übertragung an diesem Wochenende hätten die Beschäftigten aber formell einen neuen Arbeitgeber erhalten. Dieser wäre nicht mehr dem Tarif verpflichtet.

Am Donnerstag Abend hatte die IG Metall deshalb beim Arbeitsgericht Arnsberg eine einstweilige Verfügung gegen die Übertragung eingereicht. Insolvenzverwalter Dr. Frank Kebekus, formell Arbeitgeber der 2000 Beschäftigten am Stammwerk in Meschede, teilte dann mit, das komplette Unternehmen müsste liquidiert werden, falls die Übertragung nicht heute zustande komme. Gestern Mittag traf bei der IG Metall das entscheidende Fax aus der Martinrea-Zentrale im kanadischen Vaughan ein: Darin verpflichtet sich der Investor, innerhalb eines Monats dem Unternehmensverband Westfalen-Mitte als Vollmitglied beizutreten – damit ist das Unternehmen auch weiterhin automatisch tarifgebunden. Ein klarer Erfolg für die Gewerkschaft. Heute, seit dem frühen Morgen, kann wie geplant bei Honsel Inventur gemacht werden; danach dürfen die Verträge unterschrieben werden.

Offiziell wird das Unternehmen „Martinrea Honsel Germany GmbH“ heißen. Die Gesellschaft ist in München gegründet worden, der offizielle Firmensitz wird dann nach Meschede verlegt. Am Montag stellt sich der neue Eigentümer, jeweils zum Schichtwechsel, in der Schützenhalle in vier Informationsveranstaltungen der Belegschaft vor. Die Gerüchteküche brodelt in der ganzen Stadt, weil bislang nichts über die Absichten von Martinrea bekannt ist. Die IG Metall selber befürchtet den Abbau von 260 Stellen, wie gestern ihr Fachanwalt Tom Kircher (Arnsberg) bestätigte. Allerdings räumte er ein, es handele sich um eine „Hochrechnung“ wegen des Verkaufs des Nürnberger Honsel-Standortes, für den das Mescheder Stammwerk beispielsweise Verwaltungsaufgaben miterledigte.