Meschede..

Die Belegschaft bei Honsel kommt nicht zur Ruhe. Nach Angaben der IG Metall kursieren erneut Pläne für einen Stellenabbau; die Gewerkschaft schlägt scharfe Töne an.

„Unter den Mitarbeitern wächst der Unmut und es herrscht mittlerweile große Verunsicherung“, sagte IG-Metall-Bevollmächtigter Wolfgang Werth. Schon seit November 2006 leide die Belegschaft unter nervlicher Anspannung. Damals war der heimische Automobil-Zulieferer erstmals in finanzielle Schwierigkeiten geraten, es folgten turbulente Wochen und Monate. Die Gewerkschaft hält auch nach der Übernahme durch den kanadischen Zulieferer MartinRea und den Finanzinvestor Anchorage ein zum Teil düsteres Szenario für möglich.

Eine Befürchtung der IG Metall hat sich bereits am Freitag bewahrheitet: Die neuen Eigentümer haben das Honsel-Werk in Nürnberg an ZF Friedrichshafen verkauft. 900 Mitarbeiter sind dort beschäftigt, Getriebegehäuse und Getriebeteile werden dort hergestellt. Die IG Metall befürchtet einen „Ausverkauf“ des Konzerns. Werth hält diesen Schritt strategisch für fatal: „Soll das Stammwerk in Meschede zu einer reinen Produktionsstätte umgewandelt werden?“ Die neuen Eigentümer seien möglicherweise überfordert mit der Technologie und dem Wissen, das in dem Unternehmen vorhanden sei.

Dann ist die Rede von erneuten Kündigungen: 260 Stellen sollen wegfallen, heißt es innerhalb des Unternehmens. Die IG Metall so bestätigt: „In den Führungszirkeln kursiert eine Zahl in dieser Größenordnung.“ Werth kritisiert die neuen Eigentümer dafür, dass sie die Gerüchte zulassen und einen grundsätzlichen Personalabbau propagieren, aber keine Klarheit schaffen. Etwa 1900 Mitarbeiter, inklusive der Leiharbeiter, sind derzeit in Meschede beschäftigt.

Auch dass sich die Investoren bis heute, zwei Monate nach dem Zuschlag durch den Insolvenzverwalter, nicht bei der Belegschaft präsentiert hätten, stößt der IG Metall sauer auf. „Es gehört eigentlich zum guten Ton, dass man sich vorstellt“, sagte Werth. Auch einige Kunden warteten auf entsprechende Konzepte und würde möglicherweise verärgert.

Mitbestimmung

Der IG Metall sind nach eigenen Angaben darüber hinaus Überlegungen bekannt geworden, Honsel an eine niederländische Gesellschaft anzudocken. „Neben etwaigen steuerlichen Gründen kann es ja nur darum gehen, dass durch die Mitbestimmung, wie sie in Deutschland verankert ist, geschliffen werden soll“, meinte Werth. Jeder neue Investor müsse seine Chance bekommen, „aber hoffentlich sind die neuen Eigentümer in diesem Fall nicht überfordert.“

Honsel-Unternehmenssprecher Dr. Christian Eick wies die Vorwürfe hingegen als „Spekulationen“ zurück, von denen es zurzeit viele gebe. Während der Sommerpause werde der Honsel-Verkauf rechtskräftig, erst dann könnten sich die neuen Eigentümer verbindliche Entscheidungen treffen.