Bestwig. Etwa 460 Beschäftigte von M. Busch in Bestwig und Wehrstapel sind in Kurzarbeit. Was das Unternehmen zu möglichen Kündigungen sagt.
Diese Zahlen sind ein Indiz dafür, wie sehr die Wirtschaftsentwicklung auch im Hochsauerlandkreis schwächelt: Über 1500 Beschäftigte im HSK sind in Kurzarbeit – vor allem im verarbeitenden Bereich.
61 Betriebe im Hochsauerlandkreis melden Kurzarbeit
Mit dem Kurzarbeitergeld als Lohnersatz soll Arbeitslosigkeit vermieden werden. Die Agentur für Arbeit erfasst die Zahlen – die aktuellen haben allerdings immer einen zeitlichen Verzug von sechs Monaten, um Arbeitgebern dieses deutliche Zeitfenster zu geben, um ihre Abrechnungen vornehmen zu können. Zuletzt sind so 1544 Beschäftigte in 61 Betrieben im Hochsauerlandkreis in Kurzarbeit gemeldet gewesen, davon 38 im verarbeitenden Gewerbe, gefolgt von acht im Baugewerbe. Allein in Meschede waren zehn Betriebe gemeldet, vier Betriebe in Bestwig.
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Unter den Betrieben ist auch der Guss-Spezialist M. Busch in Bestwig. Betroffen von Kurzarbeit sind beide Werke in Bestwig und in Meschede-Wehrstapel. Beispielhaft zeigt der Fall die Verflechtung eines mittelständischen Unternehmens mit der gesamtwirtschaftlichen Situation – und die Probleme, die daraus entstehen können.
Ein Viertel freie Kapazitäten
Bei M. Busch gibt es seit Februar Kurzarbeit. Das bestätigt Geschäftsführer Andreas Güll. Er sagt offen: „Wir haben wegen der schwachen Konjunktur unsere Produktion anpassen müssen.“ Betroffen von Kurzarbeit sind etwa 460 Beschäftigte. Sowohl in Bestwig als auch in Wehrstapel sind mangels Auslastung derzeit bis zu einem Viertel der Kapazitäten frei: 25 Prozent mehr an Aufträgen könnten erledigt werden, diese 25 Prozent sind der Kurzarbeit-Anteil.
Die Anteile schwanken, betroffen sind immer nur Teile der Belegschaften, die Kurzarbeit ist zudem bereichsabhängig. In Wehrstapel und Bereichen in Bestwig zum Beispiel kommen gerade Zusatzaufträge herein, weil es bei einem anderen Lieferanten gebrannt hatte – dort wird also die Kurzarbeit in den nächsten Wochen wieder heruntergehen, „vielleicht bis auf null, das müssen wir sehen“, so Güll. Nicht betroffen sind im Werk Bestwig die neuen Produktionsanlagen, um die entsprechenden Neuteilanläufe bei den Kunden sicherzustellen.
Andreas Güll spricht offen über die Hintergründe der Kurzarbeit: „Der Grund ist eine konjunkturelle Krise.“ 80 Prozent des Geschäftes von M. Busch macht die Produktion von Bauteilen für die Herstellung von Lastwagen aus, davon wiederum betrifft die Hälfte die sogenannten Trailer, die Auflieger der Lkw. Und da fängt die Verkettung und Verflechtung an. „Bis zu 50 Prozent der großen Trailer-Hersteller sind seit Monaten in Kurzarbeit. Das fing im Sommer 2023 an, und setzt sich seitdem fort.“ Allerdings sei es seitdem sogar noch weiter rückläufig geworden: Seit Anfang 2024 würden auch weniger Lkw gekauft.
Keine Kündigungen
Es ist eine Entwicklung aus vielen einzelnen Faktoren, sagt Andreas Güll beispielhaft: Die Transporteure würden weniger Kilometer fahren, zu ihren Problemen sei die erhöhte Maut noch dazugekommen, außerdem sei das Zins-Niveau hoch – „man repariert also lieber seinen Anhänger noch weiter, bevor man einen neuen bestellt.“ Auch der Bauindustrie gehe es schlechter, verkauft würden auch weniger Baumaschinen – die wiederum ebenfalls eines der Standbeine von M. Busch sind. Erschwerend kommen die enormen Stromkosten hinzu, getrieben durch massiven Erhöhungen der Netzentgelte – on top zu den nach wie vor international nicht wettbewerbsfähigen Strompreisen.
Die Verschlechterung in diesen Bereichen habe sich im Herbst 2023 bereits angedeutet. Wie lange sie noch andauere, kann Andreas Güll nicht vorhersagen: „Das wäre wie ein Blick in die Glaskugel. Wenn ich das beurteilen könnte, würde ich spekulieren.“
Der Unternehmer versichert aber auch: „Die Auftragsdelle wird sich erholen. Wir werden jetzt erstmal den Kopf über Wasser halten.“ Kündigungen sind in der jetzigen Situation ausgeschlossen: „Nein, so agieren wir nicht.“ Er betont: „Wir halten die Mannschaft an Bord, das wird auch wieder hochgehen – und dann müssen wir startklar sein.“ Dann könne man auch schnell wieder auf normale Kapazitäten hochfahren: „Das dauert fünf Minuten. Das ist kein Thema, wir wären sofort am Start.“