Schüren. Räume der Alten Segelflugschule am Flughafen in Schüren bei Meschede stehen seit Jahren leer. Was das für das HSK-Denkmal bedeutet.

Das Obergeschoss der Alten Segelflugschule am Flughafen Meschede-Schüren steht schon seit sieben Jahren leer. Baufällig ist das denkmalgeschützte Gebäude nicht. Mietinteressenten gibt es. Warum also der lange Leerstand?

Der Hochsauerlandkreis als Eigentümer darf die Kammern im Obergeschoss aktuell nicht vermieten. Der Grund ist, dass laut Gutachten der Brandschutz nicht gegeben ist. Der größte Mangel: Es gibt keinen zweiten Fluchtweg. Ein Notausstieg über die Fenster entspricht nicht den aktuellen Sicherheitsstandards.

Der Notausstieg über die Fenster entspricht nicht mehr den Standards. Der Rettungsweg wäre zu schmal, besagt ein Gutachten.
Der Notausstieg über die Fenster entspricht nicht mehr den Standards. Der Rettungsweg wäre zu schmal, besagt ein Gutachten. © WP | Ilka Trudewind

Vor einem Jahr hatte es eine Begehung mit einem Gutachter vor Ort gegeben. Anfang des Jahres 2024 ist nun das brandschutztechnische Gutachten eingegangen. Es umfasst mehr als 70 Seiten für das gesamte Gebäude, das unter Denkmalschutz steht. „Es wird jetzt geprüft und anschließend können die Kosten ermittelt werden“, heißt es vom Hochsauerlandkreis auf die Frage zu den möglichen Kosten.

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Räume an Mitglieder vermietet

Das größte Interesse an den Räumen hat die Luftsportvereinigung Meschede (LSV). Bis 2017 waren beispielsweise auch einzelne Räume an die Mitglieder vermietet. Sie nutzten die Räume als Lager und als Unterkunft an den Wochenenden oder während der Lehrgänge. Der lange Leerstand habe sich auf das aktive Vereinsleben am Flugplatz ausgewirkt, erläutert Pascal Kirtz, LSV-Vorsitzender. Die Corona-Pandemie habe den Effekt noch verstärkt. „Es ist insgesamt ruhiger geworden.“

Blick auf die alte Segelflugschule in Meschede-Schüren im Winter (Archiv).
Blick auf die alte Segelflugschule in Meschede-Schüren im Winter (Archiv). © Meschede | Ilka Trudewind

Pinte im Erdgeschoss

Der LSV nutzt aktuell die Räume im Erdgeschoss und in der ersten Etage. Dort befinden sich unter anderem das Vereinslokal, Werkstätten und darüber Schlafsäle und Aufenthaltsräume für die Jugendlichen.

Kosten ermitteln

Das Brandschutzgutachten wurde nun angestoßen, um die Kosten der brandschutztechnischen Ertüchtigung ermitteln zu können. „Wir möchten damit auch Klarheit schaffen, inwieweit eine ordentliche Nutzung wieder möglich sein kann“, sagt Kirtz.

Keine Miete, dafür Brandschutz umsetzen

Eine Möglichkeit könnte laut HSK sein, dass der LSV künftig statt Miete zu zahlen, das Gebäude „nach und nach brandschutztechnisch wieder auf Vordermann“ bringt. Wer jedoch für größere Unterhaltungsmaßnahmen - wie beispielsweise an der Gebäudehülle - aufkomme, müsse noch geklärt werden.

 Blick auf das historische Gebäude in den 1950er Jahren. Damals wurde es als Kinderheim genutzt.
 Blick auf das historische Gebäude in den 1950er Jahren. Damals wurde es als Kinderheim genutzt. © AsusF751

Sportverein, kein Heimatverein

„Das ist aber noch nicht in Stein gemeißelt“, erklärt Pascal Kirtz. „Wir möchten das Gebäude ebenfalls gern erhalten und sind bereit, etwas dafür zu tun - mit unserer Manpower und eventuell auch finanziell. Aber wir sind in erste Linie ein Sportverein und kein Heimatverein, der sich für den Erhalt von denkmalgeschützten Gebäuden einsetzt.“ In Kooperation mit dem Hochsauerlandkreis wolle man deshalb nach Lösungen suchen.

Kein Verkauf angedacht

Es gibt also noch einige Fragezeichen in dieser Sache. Wäre auch der komplette Verkauf oder eine anderweitige Vermietung eine Möglichkeit für den Hochsauerlandkreis? „Da das Interesse der Luftsportvereinigung weiter besteht, ist davon zunächst Abstand genommen worden“, erklärt Martin Reuther, Sprecher der Kreisverwaltung.

Segelflugschule der Nationalsozialisten

Das Gebäude wurde Mitte der 1930er Jahren in zwei Bauabschnitten von den Nationalsozialisten errichtet, um Segelflugschüler auszubilden und sie so auch auf die militärische Laufbahn vorzubereiten. Im Obergeschoss des Gebäudes wohnten die Fluglehrer und Werkstattleiter sowie andere Angestellte. Zeitweise waren dort inklusive Schüler bis zu 300 Menschen untergebracht. In Deutschland gab es mehrere dieser Schulen, aber Schüren gilt als die einzige, die heute noch so gut erhalten ist. Auch aus diesem Grund hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.

Drei Denkmäler im Eigentum des Hochsauerlandkreises

Der Hochsauerlandkreis unterhält drei Denkmäler: Alte Segelflugschule, Sauerland-Museum Arnsberg und der Altbau am Kreishaus in Arnsberg. Die Segelflugschule ist ein zweigeschossiges Bruchstein-Gebäude mit einem Satteldach und zwei Flügelbauten. Das Erdgeschoss schmiegt sich rückwärts in den Hang, die Fenster sind mit Sandstein gerahmt. Das Baumaterial hat die Reichsbahn zur Verfügung gestellt, es stammt von abgebrochenen Bahnhallen in Schwerte (Kreis Unna) und im benachbarten Bestwig.