Meschede. Frank Schröder ist Kreisoberst des Kreisschützenbundes Meschede: Hier spricht er über Personal-Fragen, Termine, Bierpreise und die AfD.

Die Schützenfest-Saison steht vor der Tür. Der oberste Schütze Frank Schröder (58) aus Velmede, neuer Kreisoberst des Kreisschützenbundes Meschede, spricht im Interview über Personal-Fragen, Termine, Bierpreise und die AfD.

Was wird das für eine Saison?

Es wird eine super Saison! Alle freuen sich darauf! Vor allem die, die in diesem Jahr Jubiläum haben. Die Normalität ist nach Corona ja schon im letzten Jahr wieder zurückgekehrt. Bei unserem Kreispokalschießen und unserer Kreisversammlung herrschte gute Stimmung: Alle sind frohen Mutes.

Schwierige Suche nach Personal

Verändert sich etwas in der Organisation der Schützenfeste?

Ramsbeck hatte ein Riesenproblem, eine Festmusik zu verpflichten – obwohl die Ramsbecker jede Menge Kandidaten angeschrieben hatten. Jetzt wurde das Schützenfest dort vorverlegt. Dieses Problem trifft andere auch: Es wird insgesamt schwieriger, Personal zu finden. Das gilt für die Festmusik, aber auch für Festwirte und für Bedienungen.

Frank Schröder aus Velmede ist neuer Kreisoberst des Kreisschützenbundes Meschede.
Frank Schröder aus Velmede ist neuer Kreisoberst des Kreisschützenbundes Meschede. © Kaspar Kaemper

Woran liegt das?

Corona war die Ursache, ganz eindeutig! Mit den Einschränkungen in der Gastronomie und auch bei uns Schützen sind viele in andere Jobs abgewandert. Die sind ganz raus. Vor Corona gab man seinen Studien-, Schul- oder Ausbildungskollegen den Tipp für einen Job, wie sie sich einen Euro zu verdienen konnten: Diese Empfehlungsschiene ist aber abgerissen. Es wird also schwieriger, Leute zu finden.

Im Kreisschützenbund ist mir aber niemand bekannt, der ohne Festwirt oder Festmusik ist. In Velmede wurde im letzten Jahr der Festwirt gewechselt, in Ramsbeck spielen die hauseigenen Valmetaler Musiker in Kooperation mit den Antfeldern in diesem Jahr beim Schützenfest – aber nur einmalig, denn wer will schon auf seinem eigenen Schützenfest die Musik machen? Durch die dauerhafte Vorverlegung des Schützenfesttermins hofft man dort, dann auch wieder eine andere Festmusik zu finden.

2 Euro - auch diese Bier-Marke wird einmal fallen

Einige Bruderschaften und Schützenvereine feiern jetzt auch an anderen Tagen. Ist das auch eine Reaktion auf den Personalmangel?

Eindeutig! Velmede-Bestwig feiert zum Beispiel in diesem Jahr erstmals freitags, samstags und sonntags. Die Ursache ist auch hier: Festwirt, Musiken, Bedienungen sind schwer zu finden. Die Musiker und Musikerinnen müssen mitunter montags und dienstags Urlaub nehmen, dazu sind aber immer weniger bereit. Also müssen auch wir Schützen uns darauf einstellen. In Andreasberg zum Beispiel feiert man auch erfolgreich seit Jahren über ein Wochenende. Der Festablauf bleibt ja erhalten, nur die Tage ändern sich. Die Hoffnung ist, dass mit der Verlegung der Tage zum Beispiel sonntags auch wieder mehr Leute unter die Vogelstangen kommen

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Wie verändert sich der Bierpreis?

Der wird sich wohl zwischen 1,70 und 1,80 Euro pro 0,2-Liter-Glas bewegen. Zuletzt gab es einen Sprung von 1,40 auf 1,60 Euro, nachdem die Brauereien alle erhöht hatten. Inzwischen sind alle Kosten weiter gestiegen. Auch die Miete für Zelte zum Beispiel ist teurer geworden. Ich kenne einige Bruderschaften in anderen Kreisen, die nehmen inzwischen 2 Euro fürs Bier – das wird die nächste Marke, die irgendwann einmal fallen wird. Aber meine Erfahrung ist: Es wird deswegen kein Bier weniger getrunken. Erfreulicherweise sehe ich auf den Tischen bei den Festen immer noch viele Träger randvoll mit leckerem Sauerländer Bier stehen. Dann kann es nicht so schlimm sein.

Mit Bierpreisen zwischen 1,70 und 1,80 Euro ist in dieser Schützenfestsaison in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg zu rechnen.
Mit Bierpreisen zwischen 1,70 und 1,80 Euro ist in dieser Schützenfestsaison in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg zu rechnen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Ist es für die Schützen gut, wenn die Fußball-EM stattfindet? Oder schadet das den Festen?

Wenn die deutsche Mannschaft zum Beispiel ins Achtelfinale kommt, dann wäre man doch selbst schuld, wenn man keine Leinwände und Fernseher in den Schützenhallen anbringt. Neun von zehn Schützen sagen mir aber: So weit schaffen wir es gar nicht! (lacht)

Ich meine, bei den Schützen sollte die Politik außen vorstehen. In diesem Land gilt die freie Meinungsäußerung.
Frank Schröder - Kreisoberst

Ballermann-Stimmung: „Warum denn nicht?“

Landrat Dr. Karl Schneider kritisierte zuletzt eine „Ballermannisierung“ bei Schützen-Veranstaltungen. Er sagte: „Wer zu nachlässig sämtliche Formen allzu trivialer Veranstaltungen zulässt, läuft Gefahr, in Beliebigkeit unterzutauchen.“ Teilen Sie das?

Wenn Feiern doch von den Menschen angenommen werden und dort ausgelassen gefeiert wird, warum denn nicht? Warum soll man keinen schönen Tag haben? Und wo kann man das besser feiern als in einer Schützenhalle, die dafür groß genug ist? Ballermann-Mentalität hat für mich eher mit jugendlichen Exzessen zu tun, wo aus Rieseneimern Sangria getrunken wird: Da würde ich auch sagen, darüber müsste man dann nachdenken, ob man das will. Aber mir ist keine Feier bekannt, die ausgeartet wäre.

Was radikal ist, hat immer geschadet, sagt Oberst

Es gibt Stimmen, die sagen, Schützen sollten sich von der AfD abgrenzen. Wie sehen Sie das?

Bei der Kreisversammlung und bei der Bundesversammlung hatte unser stellvertretender Bundesoberst Markus Bröcher gesagt, dass Schützen, die die Werte Glaube, Sitte, Heimat teilen, nicht die AfD wählen könnten. Ich meine, bei den Schützen sollte die Politik außen vorstehen. In diesem Land gilt die freie Meinungsäußerung. Das ist keine Empfehlung oder Ablehnung: Ich sage, jeder ist seinem Gewissen gegenüber verpflichtet, und macht anonym bei Wahlen sein Kreuz auf dem Stimmzettel. Das muss jeder mit sich selbst ausmachen. Generell meine ich: Alles, was radikal ist, hat immer geschadet.

HINTERGRUND

Der Kreisschützenbund Meschede ist ein Zusammenschluss aus 43 Bruderschaften, Vereinen und Schützengemeinschaften mit zusammen rund 22.000 Mitgliedern.

20 Mitgliedsvereine kommen aus dem Stadtgebiet Schmallenberg, zehn aus Meschede, sieben aus Eslohe und sechs aus Bestwig.

Der Kreisschützenbund Meschede bildet zusammen mit sechs weiteren Kreisschützenbünden den Sauerländer Schützenbund.