Meschede. 250 Schützen diskutieren in Meschede über die Zukunft des Schützenwesens. Fabian Veltins hat seinen ersten Auftritt - und überrascht.
Das ist einer von uns: Diesen Eindruck konnten 250 Vorstände der heimischen Schützenvereine und Bruderschaften vom neuen Mann bei der Veltins-Brauerei in Grevenstein gewinnen. Erstmals stellte sich Fabian Veltins öffentlich vor. Als Prokurist und Vertreter der Familie Veltins eröffnete er ein Schützen-Symposium in der Stadthalle Meschede.
Der Neue will auch Schützenkönig werden
Vom 34-Jährigen, seit zwei Jahren zurück im Unternehmen, gab es ein klares Bekenntnis zum Schützenwesen – unter dem Beifall der Gäste. Er ist selbst, in sechster Familiengeneration, seit jetzt acht Jahren Mitglied der St.-Michaels-Schützenbruderschaft in Grevenstein. Seitdem er zurück in Grevenstein sei, feiere er auch Schützenfest mit, verriet der Neffe von Brauerei-Inhaberin Susanne Veltins. Und er kündigte überraschend öffentlich gleich an: „Bisher haben alle Generationen die Königswürde getragen. Ich will diese Tradition gerne fortsetzen.“ Grevensteins Schützenbrüder dürfen sich also irgendwann, wenn er das Glück unter der Vogelstange hat, auf einen neuen Schützenkönig Veltins freuen: „Ich würde das auf jeden Fall schaffen!“
„Lassen Sie uns gemeinsam das Schützenwesen aufleben lassen“, warb Veltins bei den Vorständen. Das Symposium drehte sich in Fachvorträgen darum, wie Schützen neue Impulse bekommen, wie sie sich zeitgemäß aufstellen können – es ging um so unterschiedliche Fragen wie den Personalmangel auch beim Schützenfest, um digitale Kassensysteme und um Energieeffizienz. „Veltins wird aus Tradition, Leidenschaft und Überzeugung an Ihrer Seite marschieren“, sagte Fabian Veltins dazu. Tatkräftig sei in Grevenstein zuletzt gemeinsam zum Beispiel an der Schützenhalle gearbeitet worden: „Das ist das, was uns alle ausmacht.“
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Zweifel an der Zukunft des Schützenwesens hat er nicht. Er erinnert zum Beispiel an den Erfolg, den es bei der Schützenköniginnen-Aktion gemeinsam mit der Westfalenpost gebe, er nannte die Begeisterung der jungen Generation, an Feiern teilnehmen zu wollen.
Landrat: Bitte keine „Ballermannisierung“!
Landrat Dr. Karl Schneider sprach den Schützen eine hohe gesellschaftspolitische Begeisterung zu: Sie würden die Heimatverbundenheit lebendig halten. „Wir können uns den Verlust der Schützentraditionen im Sauerland definitiv nicht leisten“, so Schneider. Er sei aber zuversichtlich: „Die Hinwendung zu Wurzeln und bodenständigen Traditionen ist bei den Menschen gerade in einer unsicheren und von Krisen bewegten Welt aktuell geworden.“
Die Schützen würden zum Beispiel Orientierung zur örtlichen Gemeinschaft, die Betreuung sozialer Projekte und die Förderung der Kultur bieten. Kritisch betrachtet er allerdings eine „Ballermannisierung“ des Schützenwesens: „Wer hier zu nachlässig sämtliche Formen allzu trivialer Veranstaltungen zulässt, läuft Gefahr, in Beliebigkeit unterzutauchen.“
Wie erfolgreich sich Schützen neu aufstellen können, verdeutlichte Hauptmann Andreas Wrede für die St.-Georgs-Bruderschaft in Meschede. Er stellte das neue, straffere Schützenfest vor, das von vier auf drei Tage gekürzt wurde – und ein Erfolg sei. St. Georg habe auf rückläufige Besucherzahlen reagieren müssen, aber: „Vor Corona war die Notwendigkeit, etwas zu machen, noch nicht groß genug.“ Dann kam Corona, und danach gab es 2022 einen noch deutlicheren Rückgang bei den Besucherzahlen. Corona wurde zum Beschleuniger von Veränderungen.
So sehen Erfolgsrezepte aus
Am Ende entstand ein neues Schützenfest: Kurz und knackig statt lang und teuer. „Das neue Schützenfest 2023 sollte erst mal zur Probe sein“, sagte Wrede – es sei aber so erfolgreich gewesen, dass die neue Festfolge jetzt in der Satzung festgeschrieben werden soll. Transparenz und Offenheit bei den Änderungen sei wichtig gewesen, am Ende sei man dafür gelobt worden – es habe nur „ein, zwei“ Austritte gegeben, aber die Bruderschaft werde neu wahrgenommen. Eingeführt wurden zum Beispiel auch eine preiswertere Schnupperkarte für Gäste und das Thekenteam wurde reduziert: „Keinem Schützenkönig bricht ein Zacken aus der Krone, wenn er sich ein Bier selbst holt.“
Es gibt viele Stellschrauben für Veränderungen. Michael Schöllmann etwa, Vorsitzender der Schützengesellschaft Schmallenberg, erzählte davon, wie die Vogelstange an die Stadthalle verlagert worden sei – und man damit mit einer Tradition gebrochen habe. So seien jedoch auch mehr Sitzplätze geschaffen worden, das Umfeld sei schöner geworden, der Besuch gestiegen: „Der Erfolg gibt uns recht.“