Schmallenberg. Silvia Cormann aus Schmallenberg ist Einrichtungsberaterin mit Leidenschaft: Woher ihre Passion stammt und Tipps fürs perfekte Zuhause.
Silvia Cormann ist Einrichtungsberaterin mit Leidenschaft - dafür hat sie sogar ihren Job aufgegeben und sich selbstständig gemacht. Im Interview erzählt die 46-jährige Schmallenbergerin, was ihr an dem Beruf so viel Freude macht, woher ihre Leidenschaft stammt und was für sie eigentlich ein „Wohlfühlraum“ ist. Außerdem erklärt sie, worauf man beim Möbelkauf achten sollte.
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Was ist für Sie ein „Wohlfühlraum“?
Ein „Wohlfühlraum“ ist für mich ein Rückzugsort, an dem alle Bedürfnisse der Bewohner berücksichtigt werden. Wenn man nach Hause kommt, sollte man zur Ruhe kommen können und alles sollte seien Platz haben. Unser zu Hause ist der Ort, an dem wir unseren persönlichen Stil zum Ausdruck bringen. Als Einrichtungsberaterin möchte ich daher Räume erschaffen, die individuell zum Kunden passen. Dabei geht es vor allem um die optimale Nutzung des vorhandenen Wohnraums und dem persönlichen Geschmack der Bewohner.
Warum sind Sie Einrichtungsberaterin geworden?
Ich habe mich schon immer für ansprechende und individuelle Einrichtung interessiert. Während mein Mann und ich sein inzwischen 180 Jahre altes Elternhaus saniert haben, ist meine Leidenschaft für die Innenarchitektur gewachsen. Ich habe schnell gemerkt, dass ich ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen besitze. Später dann kam der Wunsch auf, mich beruflich nochmal zu verändern. 2020 habe ich dann ein Fernstudium in Raumgestaltung und Innenarchitektur begonnen. Ich hatte ja nichts zu verlieren. Das hat mir auf Anhieb so gut gefallen, dass schnell klar war, wo die Reise hingeht und worauf mein beruflicher Fokus in Zukunft liegen sollte. So kam es dann, dass ich mich 2022 für die Selbstständigkeit entschieden habe. Die beste Entscheidung ever!
Wer sind Ihre Kunden?
Das ist pauschal gar nicht zu sagen und sehr vielfältig. Die meisten sind Privatkunden. Das Alter variiert aber total. Meine älteste Kundin bisher war zum Beispiel 82 Jahre alt. Viele Kunden kommen zu mir, weil sie sich in ihren Vier-Wänden nicht wohlfühlen, aber nicht so recht wissen warum. Ich analysiere dann erstmal ihre Wünsche und Bedürfnisse. Daher bezeichne ich mich auch gerne als „Wohlfühldienstleisterin“.
Wie läuft eine solche Beratung ab?
In der Regel besteht ein Projekt aus drei Phasen. In der ersten Phase sprechen wir erst einmal über die Idee. Was soll verändert werden? Geht es nur um einen Raum oder die ganze Wohnung? Wie hoch ist das Budget? In der zweiten Phase geht es ins Detail, also die Entwicklung des Konzepts. Dafür erstelle ich eine 3D-Planung, lege das Farbkonzept fest, suche die Einrichtungsgegenstände aus und stelle Muster von Möbel- und Dekorationsstoffen sowie Boden- bzw. Wandbelägen zusammen. In der dritten Phase erfolgt dann die Beschaffungs- und Umsetzungsplanung. Manche Projekte begleite ich - wenn es gewünscht ist - bis zur Fertigstellung. Bei anderen bin ich nur die Ideengeberin und die Kunden kümmern sich selbst um die Umsetzung. Das stimme ich gemeinsam mit dem Kunden ganz individuell auf deren Möglichkeiten ab.
Was macht Ihnen an dem Beruf so viel Freude?
Kein Projekt ist wie das andere. Wenn ich das erste Mal zu einem Kunden fahre, erwarten mich jedes Mal neue, spannende Herausforderungen und Geschichten. Da wird es nicht langweilig. Zudem ist es sehr erfüllend, zusammen mit den Bewohnern eine positive Veränderung für ihre Wohnräume herbeizuführen. Es macht mich einfach glücklich, wenn ein Projekt fertiggestellt ist, das Ergebnis überzeugt und die Kunden die Vorteile der neuen Gestaltung genießen.
Was sind die gängigsten Fehler beim Einrichten?
Fehler klingt so negativ, aber es gibt sicher Dinge, die einen entscheidenden Unterschied machen. Im Wesentlichen geht es um Proportionen, Farben und Licht. Oft wird die Wirkung von Farben unterschätzt oder das Größenverhältnis von Möbeln zum Raum ist nicht ideal. Möbel wirken im Möbelhaus immer anders als im eigenen Zuhause. Daher mein Rat: Stoffmuster und Muster von Möbelfronten ausleihen und zu Hause auslegen. Wandfarbe erstmal auf einem größeren Stück Tapete ausprobieren, anstatt direkt den ganzen Raum damit zu streichen. Die Position von größeren Möbelstücken mit Klebeband auf dem Boden markieren, um ein Gefühl für das Größenverhältnis zu bekommen. Und: Impulskäufe vermeiden. Lieber noch mal eine Nacht darüber schlafen, bevor man investiert.
Viele fahren ja deshalb auch zu Ikea. Wie stehen Sie als Einrichtungsberaterin zu dem Möbelhaus.
Ikea kann auf jeden Fall Inspirationen liefern. Es gibt im Netz viele Hacks, wie sich mit Ikea-Möbeln individuelle Einrichtungen umsetzen lassen. Zudem bietet das Möbelhaus vor allem im „Basic“-Bereich sehr viele verschiedene Variationsmöglichkeiten. Der Spielraum ist also riesig. Ikea kann eine kostengünstige Alternative sein, um individuelle Einrichtungen zu realisieren.
An welches Projekt erinnern Sie sich am liebsten zurück?
Ganz klar an die Gestaltung des Kosmetikstudios von Julia Willmes in Meschede. Dieses Projekt war super spannend, aber auch eine ganz besondere Herausforderung. Wir hatten einen wirklich straffen Zeitplan. Von der Entwicklung des Konzepts bis zum ersten Kundentermin hatten wir nur drei Monate Zeit.