Bad Fredeburg. Anwohner sind in Sorge über die Erweiterungspläne der Schiefergrube Magog. Sie sind von Politik und Stadt enttäuscht. Was sie fordern.
Die Anwohner des Schieferwegs in Bad Fredeburg sind enttäuscht von Kommunalpolitik und Stadtverwaltung - und sie haben Angst: „Nur durch einen Zufall haben wir überhaupt von den Erweiterungsplänen der Magog erfahren“, sagt Nina Schirp. „Als Anliegerinitiative sind wir bei der Stadt und der Politik bekannt - dass wir nicht früher einbezogen worden sind, nehmen wir den Verantwortlichen übel.“
Hinzu komme, dass nun innerhalb von einer Woche eine außerordentliche Sitzung des Bezirksausschusses einberufen worden sei. „Erst am Montagabend sind die Bezirksausschussvorlagen für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden“, erläutert Friedrich Carmesin. Die Anliegerinitiative soll nun - auf Drängen dieser - einen Redeanteil in der Sitzung am 7. März um 18 Uhr im Kurhaus bekommen. „Gerade mal drei Tage haben wir Zeit, uns in die Unterlagen einzuarbeiten“, so Carmesin. „Uns so unter Druck zu setzen, ist nicht fair.“ Und auch die Ausschussmitglieder hätten die Unterlagen kurzfristig erhalten.
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„Wir erhoffen uns, dass die Entscheidung vertagt wird“, sagen die Anlieger. „Wir gönnen der Magog den Erfolg“, sagt Nina Schirp. „Aber aktuell haben wir das Gefühl, dass der Schutz des Menschen mit Füßen getreten wird.“ Die Mutter von zwei kleinen Kindern blickt von ihrem Garten direkt auf die Schieferhalde. „Von den Kinderzimmern aus können wir demnächst vermutlich auch die Produktion sehen.“
Mit dem Unternehmen Magog herrsche schon seit geraumer Zeit Funkstille. Das hat eine Vorgeschichte. „Wir erleben ein alptraumhaftes Déjà-vu. Durch unsere Initiative konnte in 2020 das Heranrücken der inzwischen bedrohlich hohen Schieferhalde und der Industrie der Magog an das Wohngebiet verhindert werden. Durch unsere Alternativvorschläge war es der Magog möglich, den ehemaligen östlich gelegenen ‚Wendehammer‘ zu erwerben und das Beseitigungsproblem des Schieferabfalls zu lösen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Anliegergemeinschaft.
„Es geht uns auch dieses Mal wieder darum, eine alternative Lösung zu finden“, sagt Friedrich Carmesin. Er sieht eine Möglichkeit darin, östlich in Richtung Huxel im Bereich des Wendehammers aufzufüllen und dort die Produktion zu erweitern. „Auch der Lagerplatz für den spanischen Schiefer könnte verlegt und dann genutzt werden.“ Der Wald, der aktuell die letzte Pufferzone zur Wohnbebauung bilde, dürfe nicht in eine Gewerbefläche umgewandelt werden. „Im Bebauungsplan von 1984 heißt es, dass der Wald eine Schutzfunktion gegenüber Gewerbe und Industrie erfüllt“, erklärt Friedrich Carmesin. Damals habe man sehr genau gewusst, was einmal passieren würde. „Die Menschen haben hier gebaut, weil sie diese Zusage hatten.“ Wenn dieses Versprechen gebrochen würde, sei das ein Schlag ins Gesicht. Auch der mögliche Wertverlust der Immobilien bereitet den Anliegern Sorge.
„Wir haben Angst, denn schon jetzt bewegen sich große Steine oder kleinere Massen bei Starkregen“, sagt Nina Schirp. „Was passiert, wenn das alles noch näher rückt? Und wo fließt das Wasser hin, wenn immer mehr Fläche versiegelt wird?“ Auch Schütt-Geräusche, quietschende Karren und Staub belasten die Familie jetzt schon. „Wie soll das werden, wenn wir die Industrie- und Schiefermüllhalde direkt hinterm Gartenzaun haben?“
Die Anlieger ziehen nun in Erwägung, sich Rechtsbeistand zu holen. Mehr als 80 Anwohner im Schieferweg seien direkt oder in zweiter Reihe betroffen. „Wer uns unterstützen möchte, ist als Zuhörer im Bezirksausschuss willkommen“, so die Initiative.