Bad Fredeburg. Mit einem neuen Produkt - einem Schieferfurnier - ist Magog Weltmarktführer. Erweiterungspläne stoßen bei Anliegern auf Widerstand.
„Es geht darum, neue Arbeitsplätze zu schaffen und die bestehenden zu sichern“, erklärt Geschäftsführer Georg Guntermann. Mit einem neuen, in Bad Fredeburg entwickelten Schieferfurnier ist das Unternehmen auf den Markt gegangen - „und das Produkt ist in der Bau- sowie in der Möbelbranche richtig eingeschlagen“. Erste Verträge sind geschlossen, andere in der Vorbereitung. Der Druck, das Betriebsgelände zu erweitern, ist groß. Groß ist aber auch die Angst der Anlieger, dass die Schieferhalde nun noch näher an ihre Häuser und Gärten heranrückt.
Am Donnerstag (7. März) findet dazu um 18 Uhr im Kurhaus eine außerordentliche Sitzung des Bezirksausschusses Bad Fredeburg statt. „Es geht vorerst nur um den Aufstellungsbeschluss, wir wollen das Verfahren in Gang bringen“, erklärt Guntermann. Auch in dem Bewusstsein, dass dieses für das Unternehmen einen negativen Ausgang haben könnte. „Dem stellen wir uns aber, das ist Demokratie.“ Ziel ist aber - und das ist auch den Anliegern bewusst - den Flächennutzungsplan von „Wald“ in „Gewerbefläche“ oder „Industriefläche“ zu ändern und Baurecht zu schaffen.
Vermessungsingenieur Markus Schulte, der das Verfahren im Auftrag von Magog begleitet, ergänzt: „Es gibt aus meiner Sicht kein Verfahren, das transparenter ist.“ Auch weil mehrere Stufen durchlaufen werden müssen - darunter seien mehrfach Stellungnahmen der Öffentlichkeit und der Behörden einzuholen - ist der Zeitdruck groß.
Aus diesem Grund finde nun, nur eine Woche nach der letzten Bezirksausschusssitzung, eine außerordentliche statt. „Ziel ist, dass wir die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden in der Sommerpause realisieren können“, so Schulte. Allein zwischen 70 und 80 öffentliche Behörden und natürlich die Anwohner müssten gehört werden. Danach hätte das Schieferbergbau-Unternehmen zumindest eine gewisse Risikominimierung und könnte weitere Verträge abschließen.
Das Produkt, um das es konkret geht, heißt „Veneo Slate“ und ist ein Schieferfurnier mit der Oberfläche des Fredeburger Schiefers. Die Entwicklung des hauchdünnen, kratzfesten Furniers habe sechs Jahre lang gedauert und sei mit hohen Investitionen verbunden gewesen. Weitere Investitionen sollen nun folgen. Denn mit „Veneo Slate“ eröffnen sich der Schiefergruben Magog GmbH & Co. KG ganz neue Anwendungsbereiche. Dazu gehören unter anderem Außenfassaden, Bäder, Küchen-Arbeitsplatten und allgemein Möbel, aber auch Böden- und Stufenbeläge. Die Innovation ist patentrechtlich abgesichert. „Wir sind mit diesem Produkt Weltmarktführer“, sagt Christopher Guntermann, der zusammen mit seinem Bruder die Nachfolge im Unternehmen sichert.
Entgegen der üblichen Vorgehensweise seien die ersten Pläne für die Erweiterung schon relativ weit ausgearbeitet, auch Guthaben zum Lärm- und zum Naturschutz habe Magog laut Markus Schulte anfertigen lassen. Auf dieser Basis will das Bad Fredeburger Unternehmen mit den Anwohnern ins Gespräch kommen und eine Lösung erarbeiten. Um die Diskussion möglichst frühzeitig in Gang zu setzen, habe man in der Bezirksausschusssitzung am 28. Februar zum ersten Mal über die Pläne informiert. „Wir nehmen die Sorgen der Anlieger ernst und lassen Anregungen gerne in unsere Planung einfließen“, sagt Georg Guntermann. Er betont auch: „Wir sind in engem Kontakt mit der Bezirksregierung und erfüllen alle Auflagen“ - und strengere als in einem Bergbauunternehmen gebe es kaum.
Geplant ist, die Spitze der Halde um etwa fünf Meter abzutragen, die Fläche aber insgesamt zu vergrößern - damit würde der Schieferberg näher an die Wohnhäuser im Schieferweg heranrücken. Die beiden neuen Gebäude sollen möglichst weit weg von der Wohnbebauung errichtet werden. „Wobei die Produktion des Schieferfurniers an sich sehr leise ist“, so Diplom-Ingenieur Markus Schulte. Laut Gutachten sei das Schlagen der Türen der lauteste Pegel in der Halle gewesen. Die neue Böschung soll zudem begrünt und eine festgeschriebene Hochwaldfläche errichtet werden, um den Eindruck von der Schieferhalde abzuschwächen.
Eine Alternativlösung - eine Produktions- und eine Lagerhalle an einem anderen Ort zu errichten - fasse Magog bisher nicht ins Auge. Abgesehen davon, dass Transportwege und eine doppelte Infrastruktur weder wirtschaftlich noch nachhaltig seien, sei ein nahe gelegener Standort für das Produkt „Veneo Slate“ wichtig, weil vor allem die großen, sehr dünnen Platten schnell brechen können. „Die angrenzende Wohnbebauung ist ein sensibler Raum“, betont Markus Schulte. Und weiter: „Die Menschen, die dort leben, sind zu schützen.“ Schiefer gehöre aber auch zur Geschichte Bad Fredeburgs. Er sieht in der aktuellen Entwicklung eine Chance für den Ort.
Klassischer Schiefer ist rückläufig
- Das Unternehmen Schiefergruben Magog ist mit 165 Jahren eines der ältesten im Stadtgebiet.
- Aktuell arbeiten dort 30 Personen, etwa 10 weitere Arbeitsplätze sollen mit der neuen Produktion geschaffen werden.
- Der klassische Schiefer als Baumaterial zur Dacheindeckung ist tendenziell rückläufig.
- Insgesamt gibt es noch drei Bergbau-Unternehmen in NRW und nur noch 20 Schieferbergbau-Unternehmen in Europa.