Schmallenberg. Es gibt einen neuen Podologen in Schmallenberg. Was ihn an dem Beruf begeistert und warum er sich selbstständig gemacht hat.
Fabian Homrighausen ist Podologe aus Leidenschaft. Nach seiner Ausbildung zum Physiotherapeuten entschied sich der gebürtige Bad Berleburger für die Weiterbildung zum Podologen. Heute bildet er eine Praxisgemeinschaft mit der Podologie Praxis Meyer in Schmallenberg. Im Interview erzählt der 31-Jährige, was ihn so an dem Beruf begeistert, wo eigentlich der Unterschied zwischen einem Podologen und einem Fußpfleger liegt und warum der Beruf in Zukunft noch viel wichtiger werden wird.
Viele finden Füße eklig. Warum Sie nicht?
Weil es eigentlich völliger Quatsch ist, Füße eklig zu finden. Der Fuß ist genauso ein Körperteil wie die Hand - nur werden wir dazu erzogen, sie eklig zu finden. Es besteht bei vielen also eine gewisse Schamgrenze, die für mich einfach keinen Sinn ergibt.
Warum sind Sie Podologe geworden?
Während meiner Zeit als Physiotherapeut konnte ich bereits in den Bereich der Podologie reinschnuppern und habe schnell gemerkt, wie viel Spaß mir die Arbeit macht. 2020, also mitten während der Coronazeit, habe ich dann die Ausbildung begonnen und konnte sie durch meine Vorerfahrung auf zwei Jahre verkürzen. Der Beruf gibt mir einfach unglaublich viel. Man kann sagen, ich habe darin meine berufliche Lebenserfüllung gefunden.
Warum haben Sie sich dann für die Selbstständigkeit entschieden?
Zum einen habe ich da natürlich an meine Zukunft gedacht. Der Markt an Podologen ist wie leer gefegt und es kommt kaum Nachwuchs nach. Als sich für mich hier die Möglichkeit geboten hat, mit Frau Meyer eine Praxisgemeinschaft zu gründen, habe ich diese Chance sofort ergriffen. Zum anderen hat es schon immer in mir geschlummert, mein eigener Chef sein zu können. Die Selbstständigkeit bietet einem eben die Freiheit, so zu arbeiten, wie ich es will. Man weiß einfach am Ende des Monats, wofür man es macht.
Welche besonderen Herausforderungen bringt das mit sich?
Viele unterschätzen, wie viel hinter so einer Selbstständigkeit steckt. Früher als Angestellter bin ich nach meinem Arbeitstag nach Hause gegangen und war quasi fertig damit. Heute muss ich mich neben der eigentlichen Arbeit noch um die Organisation, Planung, Versicherungen und Abrechnungen kümmern. Dazu gehören auch finanzielle Ängste, die man vorher nicht hatte - wenn ich mal krank bin, dann zahlt mir das keiner.
Sie haben ja eben angedeutet, dass es kaum Podologen hier in der Region gibt. Was glauben Sie, woran liegt das?
Weil kaum einer den Beruf überhaupt kennt. Dabei ist er eigentlich ein Beruf für die Zukunft - Stichwort „Demografischer Wandel“. Ich bin mir sicher, dass in ein paar Jahren unsere Praxen noch mehr überrannt werden als jetzt schon. Aber zurück zum Thema: Auch die Schamgrenze, von der ich anfangs gesprochen habe, spielt sicherlich eine große Rolle bei dem derzeitigen Mangel an Podologen. Bis vor zwei Jahren war es auch noch so, dass man die Ausbildung komplett selbst zahlen musste. Das hat sich zum Glück geändert. Ohne meinen Nebenberuf als Physiotherapeut hätte ich sie daher, um ehrlich zu sein, auch nicht in Erwägung gezogen.
Mit welchen Vorurteilen hat man als Podologe zu kämpfen?
Die gängigsten Vorurteile sind sicher, dass ich nur Fußnägel schneide und keine richtige Ausbildung habe. Dabei ist der Beruf wirklich wichtig, viele Menschen bekommen die Behandlung bei mir sogar vom Arzt verschrieben. Dabei geht es vor allem um die Prophylaxe, um Folgeschäden zu vermeiden, oder die Therapie von bereits vorhandenen Schädigungen. Unbehandelt könnte das Diabetische Fußsyndrom zu Folgeschäden wie Druckgeschwüren oder im schlimmsten Fall zu Amputationen führen - das will sicher keiner.
Also sind Podologen keine Fußpfleger.
Nein! Das ist auch ein gängiges Vorurteil. Der bedeutende Unterschied ist, dass die Podologen Therapeuten sind. Das heißt, wir Podologen arbeiten therapeutisch am nicht-gesunden Fuß, Fußpfleger dürfen nur pflegerische Maßnahmen am gesunden Fuß durchführen. Als Podologe braucht man außerdem die Ausbildung, Fußpfleger kann in dem Sinne jeder werden. Da reicht es, eine Schulung oder Wochenendkurse zu besuchen. Wir sind also medizinisch ausgebildet. Ein Unterschied für mich liegt in der Hygiene. Bei der Fußpflege müssen die Utensilien nur desinfiziert werden. Wir Podologen sterilisieren das Besteck zusätzlich - Zahnärzte machen das beispielsweise genauso. Unser Besteck ist also immer steril und keimfrei.
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Wie sieht Ihr Kundenstamm aus? Ab wann sollte man eigentlich zum Podologen gehen?
Mein Kundenstamm ist bunt gemischt. Egal ob jung oder alt - ich behandle hier jeden. Aber natürlich muss man sagen, dass die meisten meiner Kunden eher 55 und aufwärts sind. Die meisten davon kommen wegen ihrem Diabetischen Fußsyndrom, eingewachsenem Nagel oder Hühneraugen zu mir. Generell gilt, wenn Probleme, wie beispielsweise Druckstellen, Hühneraugen oder eingewachsene Fußnägel, auftreten: zum Podologen gehen. Dafür sind wir da.
Wollen Sie uns abschließend ein paar Tipps zur Fußpflege verraten?
Da fällt mir einiges ein, aber hier ein paar grundlegende Dinge: Nach dem Waschen die Zehenzwischenräume gut abtrocknen. Der Fuß braucht viel Luft und man sollte barfuß laufen, wann immer es geht. Atmungsaktive Socken sind ratsam. Dann sollte man beim Schuhkauf darauf achten, dass der Schuh breit genug ist. Am besten geht man dafür nachmittags Schuhe kaufen, über den Tag verändert sich nämlich die Breite der Füße. Die Nägel gerade und nicht zu kurz schneiden - auch wenn eine runde Form optisch schöner aussieht, besteht dabei die Gefahr, dass die Nägel einwachsen. Und abschließend: Füße regelmäßig auf Risse und Leberflecken kontrollieren und sich gegebenenfalls an einen Arzt oder Podologen wenden.