Meschede. Im St.-Walburga-Krankenhaus in Meschede finden ab sofort keine Knie-Operationen mehr statt. Patienten und Ärzte gehen auf Tour.

Seit Ende Februar finden im Mescheder St.-Walburga-Krankenhaus keine Knie-Operationen mehr statt. Patienten, aber auch Pfleger und Ärzte wurden davon überrascht. Für Patienten und Personal bedeutet das deutlich mehr Aufwand und weitere Wege.

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Fahrten zwischen Meschede und Arnsberg

Wie das Klinikums bestätigte, findet die Aufnahme der Patienten in Zukunft grundsätzlich in Hüsten am Endoprothetikzentrum statt. Wenn es vom Patienten gewünscht wird, dass ihn ein Mescheder Team operiert, dann fahren an dem Tag Ärzte und OP-Pfleger - einschließlich der OP-Instrumente - aus der Kreisstadt nach Hüsten ans Karolinen-Hospital. Dort wird operiert. Anschließend reisen alle zurück, auch der Patient, wenn er das wünscht. Die Nachsorge erfolgt dann in Meschede.

Die Hintergründe erläutert Richard Bornkeßel, Pressesprecher des Klinikums: „Grundsätzlich streben wir an, dass die Patientinnen und Patienten durch die ihnen bekannten Ärzte operiert werden. Im Anschluss an die operative Versorgung bieten wir, ebenfalls auf Wunsch, die heimatnahe Verlegung zur Anschlussbehandlung in Meschede an.“ Dies sei aber nicht das reguläre Vorgehen und werde auch nur im Einzelfall nachgefragt. Bornkeßel betont: „Die strukturellen Voraussetzungen sind so, dass alles für die Patientenversorgung notwendige im Arnsberger Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung selbstverständlich verfügbar ist.“

Deutlich erhöhter Aufwand

Für die Patienten und das Mescheder OP-Personal ist der Aufwand dadurch deutlich erhöht. Werden beispielsweise Instrumente vergessen, wird die OP verschoben oder sogar für diesen Tag ganz abgesetzt. Blutkonserven werden in Einzelfällen in Meschede bestellt und müssen zur Not mit dem Taxi hinter dem Patienten hergeschickt werden. Patienten, die sich für die OP in Hüsten und den dortigen Verbleib entscheiden, sind im Zweifel allerdings weiter entfernt von ihren Angehörigen.

Für das Krankenhauspersonal in Meschede kam diese Änderung völlig überraschend. Laut Information unserer Zeitung waren selbst die Chefärzte nicht informiert. Dem widerspricht der Pressesprecher: „Selbstverständlich werden strukturelle Änderungen grundsätzlich allen Beteiligten rechtzeitig bekannt gegeben. Falls eine solche Mitteilung einzelne Akteure nicht rechtzeitig erreicht haben sollte, so bedauern wir dies.“

Das Operationsbesteck für eine Knie-OP (Archivfoto)..
Das Operationsbesteck für eine Knie-OP (Archivfoto).. © WP | Ute Tolksdorf

Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses

Ursache für die Neuregelung ist die Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses. Diese regelt, wie viele künstliche Kniegelenke (Knie-TEP) ein Krankenhaus mindestens im Jahr einsetzen muss, um weiter operieren zu dürfen. Meschede hatte laut Bornkeßel immer schon zu geringe Fallzahlen und durfte nur aufgrund einer Ausnahmegenehmigung weiterarbeiten. Man habe versucht, diese zu verlängern, das sei jetzt gescheitert, so der Pressesprecher.

In der Summe wurden im Jahr 2023 im St.-Walburga-Krankenhaus rund 9800 Patientinnen und Patienten stationär behandelt, darunter weniger als 30 Knie-TEP-Operationen.
Richard Bornkeßel - Pressesprecher des Klinikums Hochsauerland

Richard Bornkeßel, Pressesprecher Klinikum Hochsauerland 
Richard Bornkeßel, Pressesprecher Klinikum Hochsauerland  © Meschede | Klinikum Hochsauerland

Weniger als 30 Knie-TEP in Meschede

„Am Standort St.-Walburga-Krankenhaus Meschede sind zu unserem Bedauern die gesundheitspolitischen Voraussetzungen zur Versorgung mit künstlichen Kniegelenken entfallen“, schreibt Bornkeßel auf Nachfrage unserer Zeitung. Knie-OPs dürften nur noch gebündelt am Endoprothetikzentrum (EPZ) in Hüsten angeboten werden. „In der Summe wurden im Jahr 2023 im St.-Walburga-Krankenhaus rund 9800 Patientinnen und Patienten stationär behandelt, darunter weniger als 30 Knie-TEP-Operationen.“

Mindestens 50 Knie-TEP-Operationen

Zum Hintergrund erklärt der Pressesprecher: „Gemäß der Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses dürfen Krankenhäuser die Versorgung mit Knie-Endoprothesen nur dann erbringen, wenn sie voraussichtlich mindestens 50 Knie-TEP-Operationen im Jahr durchführen.“

Der behandelnde Arzt zeigt die Aufnahme des Knies.
Der behandelnde Arzt zeigt die Aufnahme des Knies. © WP | Ute Tolksdorf

Mehr als 250 Knieprothesen in Arnsberg

In Arnsberg wurden 2023 dagegen mehr als 250 Knieprothesen inklusive Knie-Totalendoprothesen (Knie TEP), Wechseloperationen und mehr als 350 Hüftendoprothesen inklusive Hüft-Totalendoprothesenwechsel durchgeführt.

Folgen für Hüft-OP befürchtet

Am Mescheder Standort fürchtet man nun, dass auch die Hüftoperationen schon bald abgezogen werden. Dazu sagt der Pressesprecher: Die Versorgung mit Hüft-TEP-Operationen (36 Fälle am Standort Meschede in 2023) werde nach wie vor am Walburga-Krankenhaus angeboten. „Dafür bestehen aktuell keine Mindestmengenvorgaben. Die laufende Krankenhausplanung in NRW könnte aber auch hier zu veränderten Vorgaben führen.“

Bornkeßel betont, dass zwar diese Leistung entfalle, in Meschede aber ein deutlicher Anstieg der Versorgungsleistung in anderen Bereichen bestehe. Er nennt Nephrologie, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Onkologie, Palliativmedizin, Kardiologie sowie der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, „was die Verlagerung der vergleichsweise kleinen Zahl an Knie-TEP-Operationen relativiert.“