Hochsauerlandkreis. Nicht nur finanzielle Verluste drohen durch Wolfsrisse. Was die Sauerländer Bauern planen und was ihnen die größten Sorgen bereitet.
„Ich möchte nicht dabei sein, wenn meine Tiere angefressen auf der Weide liegen“, sorgt sich Christian Otto. Er ist als stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbands Hochsauerland Mitorganisator der Plakataktion zu „Wolf und Weidehaltung“.
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Bei dieser sollen an stark befahrenen Straßen mehr als 100 Plakate aufgehängt werden. „Diese Aktion soll die Bevölkerung darauf aufmerksam machen, dass eine wachsende Wolfspopulation hier nicht zielführend ist“, erklärt Christian Otto. Da die Nutztiere im April allerdings wieder auf die Weide kämen, sei das Thema nun wieder hochaktuell.
Emotionaler Wert der Nutztiere
„Der Wolf sucht sich sein Revier und irgendwann sind wir dran“, befürchtet er. „Das ist schon ein mulmiges Gefühl.“ Zwar habe sich bisher noch keiner im Kreis angesiedelt, aber bei der aktuellen Verbreitung sei dies für die Zukunft absehbar.
Dem Mutterkuhhalter aus Eslohe gehören insgesamt 75 Tiere: „Bei uns hat noch jedes Tier einen Namen und man hängt doch sehr daran“, sagt er. Ein Wolfsriss bedeute einen immensen Verlust: „Der emotionale Wert ist bedeutend schlimmer als der finanzielle“, erklärt er. Unter Umständen werde der Schlachtwert entschädigt., bei einem Kalb sei dieser allerdings gleich null.
Wolfsriss: Auswirkungen auf die Herde
Zudem seien die Auswirkungen eines Wolfsangriffs auf die ganze Herde enorm. „Unsere Tiere sind handzahm“, erklärt Christian Otto. Bereits der Besuch eines Dachses habe seine Herde für drei Tage aufgewühlt, erinnert er sich.
Auch der Mescheder Landwirt Antonius Brüggemann macht sich Sorgen um die Zukunft. Der stellvertretende Kreislandwirt betont: „Der aller schlimmste Schaden ist nicht das Tier, das gerissen wurde, sondern die Herde, die dann völlig durch den Wind ist.“
Forderungen der Landwirte aus dem Sauerland
Das zentrale Ziel der Aktion sei es, „dass der Verbraucher darüber aufgeklärt wird, dass dann auch die Weidetierhaltung verschwinden wird“, sagt er. Besonders kleinere Betriebe könnten sich in einem Wolfsgebiet nicht mehr halten.
Daher spricht er sich dafür aus, den Wolf ins Jagdrecht zu übernehmen, um die Betriebe mit Weidetieren zu schützen. Für das Ökosystem sei der Wolf außerdem nicht notwendig: „Wofür brauchen wir den? Wir hatten ja 150 Jahre lang keine Wölfe hier.“
Auch Christian Otto fordert eine Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht: „Jeder Wolf, der sich einer Nutztierherde nähert, muss unproblematisch entnommen werden können.“ Er plädiert für eine wolfsfreie Region im HSK.
Der Wolf solle allerdings nicht ausgerottet werden, stattdessen seine Lebensregion begrenzt werden. „Dazu wird ein vernünftiger Abschussplan benötigt“, erklärt der Landwirt. Eine so komplizierte und bürokratische Handhabung wie aktuell sei nicht praktikabel.
Zaun als mögliche Maßnahme gegen den Wolf
Einen Zaun zum Schutz der Tiere sei besonders im Sauerland wegen Wasserläufen, steinigen Flächen und hohen Kosten nicht sicher. „Es gibt keinen wolfsabweisenden Zaun außer im Zoo oder Tierpark, aber die Politik propagiert, dass es machbar ist“, erklärt Christian Otto.
Aber auch in anderen Regionen sei dieser kein sicherer Schutz: „Die Zäune sind da besser aufzustellen, aber der Wolf kann sich auch dort drunter hergraben und dann gibt es keine Fluchtmöglichkeit für die Tiere“, sagt Christian Otto.
Schutz vor Wolf nicht bezahlbar
Antonius Brüggemann hat aktuell 300 Tiere auf der Weide, umgeben von einem 26,6 Kilometer langen Zaun. Gegen den Wolf könne dieser allerdings nicht schützen, erzählt der Landwirt. Auch ein höherer Zaun mit Elektroschutz könne die Weidetiere wegen den Bäumen und Hängen in der Gegend nicht schützen. „Da kann der Wolf doch mit einem Sprung drüber weg springen“, sagt Antonius Brüggemann.
Zudem sei ein Zaun und die damit zusammenhängende tägliche Pflege für ihn nicht bezahlbar: „Wer die Wölfe haben will, der muss diesen Schwachsinn auch bezahlen.“ Die Wölfe würden sich nicht zufällig in der Gegend ansiedeln: „Da bringen Leute Wölfe im Kofferraum“, sagt Antonius Brüggemann. Dabei gehe es ihnen darum, so sein Eindruck, dieses wolfsfreie Gebiet noch zu schließen.
Herdenschutzhunde gegen den Wolf
Ebenso wenig wie ein Zaun seien Herdenschutzhunde ein Schutz gegen den Wolf, wie Christian Otto berichtet. Seine Tiere seien in sechs verschiedene Herden aufgeteilt, sodass er für einen Schutz 12 Hunde anschaffen müsste. Ein auch finanzieller Mehraufwand, den er nicht bewältigen könne.
Bei großen Betrieben seien die Tiere im Stall und dort zunächst besser gesichert. Auch hier bestehe Gefahr für die Tiere: „Wenn der Wolf in den Stall kommt, dann haben die Tiere gar keine Chance mehr“, sagt Christian Otto.
Sorge Zukunft des Hofes wegen des Wolfes
„Vor 35 Jahren habe ich mir alles von null aus aufgebaut und das lasse ich mir jetzt nicht wegnehmen“, will sich Christian Otto für seinen Hof und seine Tiere einsetzen. „Mein Neffe, der will den Hof im Vollerwerb übernehmen“, erklärt er.
Aktuell sorgt er sich jedoch um die Sicherheit: „Wir leben hier für diese Tiere und deswegen sehen wir es als recht unverantwortlich an, dass sie nicht vernünftig geschützt werden können.“