Eslohe. Das Tattoostudio Lebenslänglich verfolgt ein besonderes Konzept: Hier kann man sich von Künstlern aus ganz Europa tätowieren lassen.
Minimalismus, Ruhe. Breite Sessel, gemütlich, eine Schale mit Gummibärchen auf dem Tisch. Das Schaufenster schaut zwar auf die B55, aber im Studio herrscht bis auf etwas Hintergrundmusik Ruhe - und dadurch, dass das Haus etwas zurückgesetzt und das Schaufenster beklebt ist, sitzt man dort nicht wie auf dem Präsentierteller. Das ist das Tattoostudio Lebenslänglich Sauerland in Eslohe. Hier ist vieles anders, als man auf den ersten Blick erwarten würde.
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Vor mehr als zehn Jahren hat Inhaber und Geschäftsführer Erik Puzig sein erstes Tattoo-Studio in Essen übernommen - und schon dort hat er ein ganz besonderes Konzept entwickelt: Neben einem kleinen festen Team an Menschen für die Beratung, Buchhaltung und Organisation gibt es einen ständig wachsenden Pool aus Gastkünstlerinnen und Gastkünstlern, die im Tattoostudio arbeiten - sie kommen aus ganz Europa. „Wir hätten auch gern Menschen aus aller Welt dabei“, erklärt Felix Hoever, Assistent der Geschäftsführung. „Aber es ist als Tätowierer unfassbar schwierig, ein Arbeitsvisum als Tätowierer zu bekommen.“
Alle stile aus ganz Europa im Studio vertreten
Der Vorteil an den wechselnden Tätowiererinnen und Tätowierern? Alle Stile sind im Studio vertreten. „Trotzdem ist es nicht so, dass man nur ein Mal zu einem Künstler kann“, erklärt Felix Hoever. „Die Artists kommen in der Regel drei bis vier Mal im Jahr zu uns, um für ein oder zwei Wochen hier zu arbeiten - so können auch größere Projekte ohne Probleme umgesetzt werden.“ In Eslohe kommen die meisten Tätowierer aus Portugal und Spanien, aber auch aus Polen. Jeder hat einen anderen Stil, sich auf andere Motive spezialisiert - und so wird dem Tattookunden ein breites Spektrum an Service angeboten.
Auch für die Künstler hat dieses flexible System einen großen Vorteil: „Viele Tätowiererinnen und Tätowierer wollen sich nicht mehr mit einem eigenen Studio an einen Ort binden - sie wollen die Welt bereisen, neue Leute kennenlernen, und sich weiterentwickeln.“ So erklärt es Felix Hoever. Er selbst ist seit einigen Jahren Teil des Lebenslänglich-Teams, ein Einzelhandelskaufmann mit einer großen Liebe für Farbe unter der Haut. „Unsere Artists sind immer ganz begeistert von Eslohe - das ist ja ein ganz anderes Feeling als in der Großstadt.“ Das inspiriert viele zu neuen Höchstleistungen, die sie dann an einem der drei Tätowiererplätzen, die in Eslohe zur Verfügung stehen, in neue Motive umsetzen.
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Wer sich im Lebenslänglich tätowieren lassen möchte, wird erstmal ausführlich beraten von einem Mitglied des festen Teams. „Wir besprechen Motivwünsche, wo das Tattoo hin soll und das Drumherum.“ Zu dem Beratungstermin gehört auch die Prüfung der gewünschten Stelle - sind dort vielleicht Narben vorhanden, die das Stechen verkomplizieren könnten? Wie groß ist das Motiv, wie viel Zeit muss für den Termin eingeplant werden? Eignet sich die gewünschte Stelle überhaupt für das gewünschte Motiv? „Tätowierungen an Händen, Füßen und Fingern zum Beispiel verblassen und verlaufen sehr schnell, da kann viel schiefgehen“, erklärt Felix Hoever. Je mehr die Haut an der gewünschten Stelle bewegt wird und je weniger Fettschicht unter der Haut gegeben ist, desto schlechter kann sich die Tattoofarbe festsetzen.
„Erst, wenn das Motiv und der Stil feststehen, empfehlen wir dem Kunden einen unserer Artists und vermitteln dann auch den Termin“, so Felix Hoever. Je nachdem, wann der Tätowierer oder die Tätowiererin wieder ins Sauerland kommt, kann es schonmal ein bisschen dauern, bis der Termin wahrgenommen werden kann - aber meistens gehe es schneller als im regulären inhabergeführten Tattoostudio.
Das motiviert zum Tattoo von Lebenslänglich
Eine Kundin lässt sich am Tag des Pressegesprächs zum ersten Mal tätowieren - mit 38 Jahren. „Der Bruder meines Schwagers hat mir das Studio hier empfohlen - ich habe mich informiert und dann binnen von drei Wochen den Termin bekommen“, erzählt sie. Dafür ist sie extra aus Bad Berleburg angereist. Sie wird an dem Tag von der ukrainischen Tattookünstlerin Anastasia Nalivaiko tätowiert - einen Fuchs soll es geben. Die beiden besprechen die letzten Details des Tattoos, damit es genau so wird, wie die Kundin es sich wünscht - auf Englisch.
„Deswegen muss man sich aber keine Sorgen machen“, sagt Felix Hoever. Wer selbst nicht gut Englisch sprechen könne, der werde in der Kommunikation vom Lebenslänglich-Team unterstützt. Das ist der kleinen Tattookette wichtig: „Wir wollen qualitativ hochwertige Tattoos und eine gute Beratung, dafür stehen wir.“ Tätowieren sei immer eine ganz intime Sache, da brauche der Kunde Vertrauen ins Studio und in den Tätowierer.