Bestwig. Tierschutzorganisation PETA fordert Ende von Tierfiguren auf Kinderkarussells. So reagieren Bestwiger Karussellbetreiber und Fort Fun.
Die Tierschutzorganisation PETA ist bestenfalls umstritten. Manche ihrer Forderungen, wie das Ende von Tierquälerei, sind grundsätzlich nachvollziehbar; mit anderen Forderungen ecken sie allerdings auch besonders im Hochsauerlandkreis an. Sie fordern so zum Beispiel das Ende der Jagd auf Wildtiere und unterstellen Jägerinnen und Jägern Grausamkeit. Damit stoßen sie im Hochsauerlandkreis nicht unbedingt auf fruchtbaren Boden. Nun hat sich die Tierschutzorganisation mit einer neuen Forderung an die Öffentlichkeit gewandt - und auch diese trifft nicht auf Verständnis. Besonders nicht bei einem Ramsbecker Vermieter von Kinderkarussells und dem Fort Fun in Wasserfall.
Anfang Februar hatte PETA USA einen Aufruf veröffentlicht, in dem sich die Organisation an den amerikanischen Karussellhersteller „Chance Rides“ wendet: Die Produktion von Karussells im Tier-Design solle gestoppt werden, als Alternative werden von der Organisation Autos, Flugzeuge, Raketen oder Bulldozer genannt - oder „wunderlichere Designs“, wie Sternschnuppen, Regenbögen oder Besen. Hauptsache keine Tiere.
Stellungnahme von PETA Deutschland: Reittierfiguren verbieten, um Tiere zu schützen
Auch PETA Deutschland unterstützt diese Forderung, erklärt die Organisation auf Anfrage dieser Zeitung. „Karussellfiguren mit Tiermotiven verstärken die Vorstellung, dass empfindungsfähige Lebewesen nur zu unserer Unterhaltung da sind“, erklärt Dr. Yvonne Würz, Senior-Fachreferentin Zoo und Zirkus und Biologin. „Eine Umstellung auf tierfreie Figuren würde stattdessen die wichtige Botschaft vermitteln, dass Tiere zu respektieren, nicht auszubeuten, sind.“ Im Anschluss zieht Dr. Würz Parallelen dazu, dass auf der Welt unzählige Tiere für Reitangebote missbraucht und misshandelt würden: Beim Elefantenreiten in Asien, aber auch bei Ponykarussells auf heimischen Jahrmärkten wie etwa auf der Allerheiligenkirmes in Soest. „Wir hoffen, dass der Appell, Karusselltiere durch andere Figuren zu ersetzen, hilft, um die Gesellschaft zu einem Umdenken zu bewegen, das letztlich auch dazu führt, dass künftig weniger lebende Tiere für Unterhaltungsangebote leiden müssen.“
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„Echte Tiere, die auf Festen als Vergnügung für Kinder genutzt werden, das geht nicht, das verstehe ich. Aber Figuren von Karussells zu verbieten?“ Die erste Reaktion, die Karussellrestaurator und -betreiber Jürgen Steinberg aus Ramsbeck zeigt, ist nicht zitierbar. Der Ramsbecker versteht nicht, worauf die Forderung fußt - schließlich würde durch die Karussells kein Tier leiden. Ganz im Gegenteil: „Alle kleinen Mädchen träumen davon, mal auf einem Pferd zu reiten“, sagt Jürgen Steinberg. „Warum sollten wir ihnen die Erfahrung nehmen?“
Der Ramsbecker betreibt schon seit Jahren ein nostalgisches Kinderkarussell mit Tierfiguren und Fahrzeugen und ein nostalgisches Kettenkarussell - beide können für verschiedene Events gebucht werden, vom Kindergeburtstag übers Stadtfest bis hin zum Schützenfest oder zum Weihnachtsmarkt. Derzeit stehen zwei Pferde, eine Giraffe und ein Affe für die Mitfahrt bereit. „Wenn es solche Figuren nicht mehr gebe, wären hunderte Kinder im Hochsauerland enttäuscht - und das Karussell gäbe es dann auch nicht mehr.“
Fort Fun will der Forderung keine Bühne bieten
Auch im Fort Fun trifft die Anfrage dieser Zeitung in Bezug auf die PETA-Aufforderung auf Unverständnis. „Wir haben in unserem Park nicht nur Tierfiguren auf Karussells, sondern auch Statuen und Figuren als Dekoration“, erklärt Park-Pressesprecher Dijamant Neziraj. „Da geht es ums Erlebnis, das unseren Gästen geboten werden soll, nicht um irgendeine Form der Ausbeutung.“ Bisher habe man sich mit den Forderungen von PETA nicht besonders beschäftigt, und eigentlich wolle man so einer Forderung auch keinen Raum bieten - es gebe deutlich wichtigere Themen, für den Park und die Gesellschaft.
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„Eins kann ich Ihnen sagen: Wenn wir jetzt die Marienkäferbahn abbauen würden, weil das nicht tierschutzgerecht ist, würden unsere Gäste sich beschweren.“ Denn die Marienkäferbahn gehört zu den Kultfahrgeschäften des Parks - viele, die jetzt mit ihren Kindern das Fort Fun besuchen, sind die Achterbahn früher schon mit ihren Eltern gefahren.