Meschede.

„Manche unserer Bekannten haben uns für verrückt erklärt“, sagt Jan Wijnen. „Doch die meisten haben unsere Auswanderungspläne befürwortet.“ Zusammen mit seiner Frau Corrie sitzt der gebürtige Holländer an einem Tisch in seinem Gasthof. Vor sechs Jahren haben die beiden Niederländer die Pension Abshoff in Meschede gekauft.

Im November 2007 entschieden sich Jan und Corrie Wijnen dazu, ihre sicheren Jobs in der Nähe von Arnheim zu kündigen und nach Deutschland auszuwandern. „Ich habe vorher als Krankenschwester gearbeitet, mein Mann im Büro“, erzählt Corrie Wijnen. „Wir hatten einfach Lust, in unserem Leben noch einmal etwas völlig anderes zu machen“, so die 57-Jährige. Erfahrungen in der Gastronomie hatten die beiden bis dahin keine. Doch ganz nach dem Motto „Wer wagt, gewinnt“, seien sie mit ihrer Pension jetzt erfolgreich.

Doch am Anfang lief es gar nicht gut für die Holländer. „Als wir den Gasthof übernommen haben, wussten wir nicht, dass er nicht gut lief.“ Erst im Laufe der Jahre sei mit Werbung im Internet, vielen Stammgästen, einigen Renovierungsarbeiten und vor allem Kundschaft aus dem Heimatland die Auslastung des Gasthofes mit neun Zimmern und einer gemütlichen Bierstube besser geworden. Mittlerweile sei die Pension vor allem in den Sommermonaten bei Wanderern und Radfahrern sehr beliebt. Auch viele Aktionen, wie Grillabende, Pfannkuchenessen oder Abende mit echtem holländischen Fisch haben dazu beigetragen, dass sich die Pension Abshoff wieder etabliert hat. „Unsere Gäste sagen immer: Bei den Holländern ist es so gemütlich“, erzählt Corrie Wijnen stolz.

Warum sie sich einfach spontan für Meschede entschieden haben: „Wir haben bei einem holländischen Makler explizit nach einem Objekt mit Gastronomie und Gaststätte erkundigt“, erzählt Jan Wijnen. Da die Immobilienpreise in Deutschland deutlich günstiger als in Holland seien und der bürokratische Aufwand um ein Vielfaches geringer, war das Sauerland mit seiner Nähe zur ehemaligen Heimat geradezu perfekt. Obwohl der 59-Jährige vorher noch nie in Meschede war, gefiel es ihm hier sofort. Die Berge und der Hennesee haben ihn überzeugt.

Für die beiden war der Schritt nach Deutschland nicht schwer. „Holland ist so nah, da können wir ja jederzeit rüberfahren.“ Auch die Deutschen sind ihnen nicht fremd. Auf die Frage, was sie als typisch Deutsch empfinden, fällt ihnen nichts ein. „Wir sind uns ja so ähnlich!“ Nur in der Freizeitgestaltung seien die Deutschen etwas merkwürdig. „Wenn hier gutes Wetter ist, wandern sie alle plötzlich los“, sagt Jan Wijnen. „In den Niederlanden machen wir eher Wassersport.“ Auch von den Meschedern seien sie gut aufgenommen worden. Bei Veranstaltungen und in ihrer Wirtschaft haben sie schnell Anschluss gefunden. Nur mit der Sprache gab es anfangs kleine Probleme, da beide kein Wort Deutsch sprachen. „Aber das hat sich nach etwa einem halben Jahr gegeben“, so Corrie Wijnen. „Wir mussten sofort viel Deutsch sprechen.“

Obwohl der Anfang in Meschede nicht leicht war, sind sich Corrie und Jan Wijnen nach sechs Jahren einig: „Wir haben unsere Auswanderung nach Meschede nie bereut und würden es wieder tun.“