Schmallenberg. Café, Nähwerkstatt und Stoffgeschäft - nach 38 Jahren schließt ein Schmallenberger Traditionsgeschäft. Was die Inhaberin jetzt plant.

Mit „Nadel und Faden“ kündigt nun nach dem Haushaltswarengeschäft Schüssler ein weiteres Traditionsgeschäft in Schmallenberg die Schließung an. Sabine Ringleb hat den Ausverkauf bereits gestartet - und sie ist gerührt. Mit so einem großen Andrang und so viel Zuspruch hatte sie nicht gerechnet.

„In den ersten Tagen waren fast nur Stammkunden hier, die sich mit Stoffen, Wolle usw. eindecken wollten“, erzählt die Unternehmerin. Keine Schnäppchenjäger. Da ist ihr erst wirklich bewusst geworden, dass mit dem Ende von „Nadel und Faden“ für diese Kunden eine Kultstätte verloren geht. Ein Ort, an dem Kreativität immer im Vordergrund stand - gepaart mit einem netten Gespräch.

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38 Jahre lang hat Sabine Ringleb ihr Handarbeitsgeschäft geführt - den Großteil dieser Zeit mit Leidenschaft. In der Werbegemeinschaft hat sie sich engagiert, darunter ein paar Jahre sogar als erste Vorsitzende. Zweimal ist sie mit „Nadel und Faden“ umgezogen. Von der Weststraße 50 (gegenüber des jetzigen Geschäfts) in die Weststraße 13 (neben Café König) und dann hat sie das Haus in der Weststraße Nr. 35 für den Laden gekauft und umgebaut.

Unzählige Nähkurse haben dort stattgefunden, auch ein kleines Café hatte sie zusammen mit ihrer Tochter mal integriert. Stoffe, Wolle, Nähmaschinen und Zubehör aller Art konnten Kreative bei Sabine Ringleb und ihrem Team auf 150 Quadratmetern kaufen. Außerdem nähten die Frauen im Auftrag Neuanfertigungen für Damen und Kinder. Aktuell beschäftigt Sabine Ringleb vier Mitarbeiterinnen in Teilzeit, zwei davon seit 20 und 25 Jahren.

„Mit den vielen bürokratischen Hürden ist die Arbeit in der letzten Zeit leider zunehmend schwieriger geworden“, gibt die Einzelhändlerin ehrlich zu. Ansonsten hätte sie vielleicht auch noch ein paar Jahre länger gemacht. Unter diesen Voraussetzungen wollte Sabine Ringleb das Geschäft auch nicht an eines ihrer Kinder weitergeben. „Ich habe eine Sieben-Tage-Woche. Sechs Tage stehe ich neun Stunden im Geschäft und am siebten Tag bin ich im Büro. Und wenn man mal spazieren geht, hat man ein schlechtes Gewissen.“

Früher hat ihr der Laden richtig Spaß gemacht. „Da war noch Zeit für verrückte Ideen, da war ich eine Woche lang zum Hutmacher-Kurs in Zürich - heute undenkbar“, sagt die gelernte Industrieingenieurin. Allein die Verantwortung für die Kassenbuchführung könne man mittlerweile mit gutem Gewissen gar nicht mehr abgeben, um in den Urlaub zu fahren. Das soll sich nun ändern.

Konkrete Pläne für die Zukunft

Gedanken habe sie sich lange gemacht, bevor sie den Entschluss endgültig gefasst hatte. Jetzt ist die zweifache Mutter und Oma 66 Jahre alt - „und da darf man auch mal an den Ruhestand denken.“ Pläne für die dann neu gewonnene Freizeit hat sie ganz konkrete: „Das Landleben genießen und mit den Enkelkindern bis zum Hals im Dreck wühlen“, sagt die Geschäftsfrau und lacht. Pläne für eine Nachnutzung des Ladenlokals gebe es hingegen noch nicht.

Wann genau die Tür bei „Nadel und Faden“ für immer schließt, hängt davon ab, wie schnell der Ausverkauf vonstattengeht. 20 bis 50 Prozent Rabatt gibt es auf das Sortiment. Sofern Stoffe vorrätig sind, können auch weiterhin Auftragsarbeiten genäht werden.

Für ihre Kunden hat Sabine Ringleb einen Tipp: „Fahrt nach Winterberg.“ Das Handarbeitsgeschäft dort, Am Waltenberg 44, heißt ebenfalls „Nadel und Faden“ und habe ein ähnliches Sortiment. Die Inhaberin Jutta Wulf ist eine ehemalige Geschäftspartnerin. „Ich hoffe, dass sie jetzt von meiner Geschäftsaufgabe profitiert.“