Schmallenberg. In Schmallenberg schließt ein besonderes Geschäft. Über die Gründe, wann der Ausverkauf startet und wie es weitergeht.

Ein Schmallenberger Traditionsgeschäft schließt. Das Haushaltswarengeschäft Schüssler in der Weststraße 56, gegenüber der Kirche, startet am Montag, 20. November, mit dem Räumungsverkauf mit Rabatten auf das gesamte Sortiment. Anfang 2024 schließt Rita Schüßler die Türen dann für immer.

Lesen Sie auch:

„Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, wie die Einzelhändlerin selbst sagt. „Ich habe das jetzt über 40 Jahre lang gemacht, werde demnächst 65 und habe keinen Nachfolger“, erklärt sie ihre Entscheidung. Um Schritt zu halten, wäre es jetzt außerdem an der Zeit gewesen, in Digitalisierung zu investieren und zu renovieren. Vorhaben, die man ohne eine Nachfolgeregelung nicht mehr macht. Als sich zufällig jemand bei ihr nach der Zukunft der Immobilie erkundigt hatte, war das „der Wink mit dem Zahnpfahl“. „Da habe ich mich schweren Herzens dazu entschlossen, das Geschäft zu schließen“, erzählt die Schmallenbergerin.

Ein Trost bleibt

Dass kein Leerstand entstehen wird, ist ein Trost für die Einzelhändlerin. „Das war mir sehr wichtig und hat die Entscheidung definitiv leichter gemacht.“ Endet doch mit der Geschäftsaufgabe eine lange Familientradition. Ihre Mutter Maria Schüßler war es nämlich, die das Haushaltswarengeschäft kurz nach dem Krieg eröffnet hatte. Diese stammte aus der Kaufmannsfamilie Brinkmann aus Winterberg und kam nach Schmallenberg, weil sie Alban Schüßler in den Kriegswirren geheiratet hatte. „Mein Vater musste in sehr jungen Jahren den Heizungsbetrieb des verstorbenen Vaters übernehmen“, erzählt Rita Schüßler, die noch viele Jahre zusammen mit ihrer Mutter im Geschäft gestanden hat. „Bis ins hohe Alter hat meine Mutter die Kunden beraten.“ Viele Bräute haben ihre Aussteuer dort gesammelt oder auf einem Hochzeitstisch schenken lassen. Bräuche, die es so heute nicht mehr gibt.

Neben klassischen Haushaltswaren hat sich das Sortiment im Laufe der Jahre stetig erweitert. Von Küchenhelfern, Messern und Pfannen über Porzellan, Bestecke, Brotdosen und Trinkflaschen geht es bis hin zu Dekoration und Geschenkartikeln.  
Neben klassischen Haushaltswaren hat sich das Sortiment im Laufe der Jahre stetig erweitert. Von Küchenhelfern, Messern und Pfannen über Porzellan, Bestecke, Brotdosen und Trinkflaschen geht es bis hin zu Dekoration und Geschenkartikeln.   © WP | Laura Nowicki

Beratung, sich Zeit für den Kunden nehmen - das zeichnet den inhabergeführten Einzelhandel, der in Schmallenberg noch vielfach vertreten ist, nach wie vor aus. „Solche Geschäfte gibt es in der Großstadt ja kaum noch“, hört Rita Schüssler immer wieder von den zahlreichen Gästen, die bei ihr einkaufen und voll des Lobes sind. Aber nicht nur Gäste, sondern auch viele Kunden aus den Nachbarkommunen bis Siegen und Olpe - und natürlich viele Schmallenberger - gehören zum festen Kundenstamm des Haushaltswarengeschäfts.

Wer einen Dichtungsring für seine Trinkflasche benötigt oder einen Schnellkochtopf sucht, geht zu Schüssler. Neben klassischen Haushaltswaren hat sich das Sortiment im Laufe der Jahre stetig erweitert. Von Küchenhelfern, Messern und Pfannen über Porzellan, Bestecke, Brotdosen und Trinkflaschen geht es bis hin zu Dekoration und Geschenkartikeln, zum Beispiel von der Marke Räder.

Nicht nur Gäste, sondern auch viele Kunden aus den Nachbarkommunen bis Siegen und Olpe - und natürlich viele Schmallenberger - gehören zum festen Kundenstamm des Haushaltswarengeschäfts. 
Nicht nur Gäste, sondern auch viele Kunden aus den Nachbarkommunen bis Siegen und Olpe - und natürlich viele Schmallenberger - gehören zum festen Kundenstamm des Haushaltswarengeschäfts.  © WP | Laura Nowicki

Gerne erinnert sich Rita Schüßler an die vielen netten Gespräche, die treuen Kunden und die langjährigen Mitarbeiter, die zum Teil schon in Rente sind, zurück. „Dafür möchte ich auch einfach mal Danke sagen.“ Großer Dank gebühre außerdem der Werbegemeinschaft: „Ohne die wäre Schmallenberg nicht das nette Städtchen, das es ist.“

Mein Bruder, der Eigentümer der Immobilie ist, wird das Ladenlokal nach umfangreichen Renovierungsarbeiten neu vermieten.
Rita Schüßler, Einzelhändlerin

Am Zulauf der Kunden liege es definitiv nicht, dass die 64-Jährige aufhören möchte. Nach Corona sei das Geschäft wieder sehr gut angelaufen. „Ich habe so viel zu tun, dass ich oft gar nicht weiß, wie ich das schaffen soll.“ In einem inhabergeführten Geschäft sei es einfach wichtig, dass die Inhaberin vor Ort ist - davon ist Rita Schüssler überzeugt und nimmt sich daher nur selten eine Auszeit. Mal schnell eine Besorgung oder ein Arzttermin, wenn eine zusätzliche Kraft da ist. Mehr nicht. Nachdem nun Mitarbeiterinnen in Rente gegangen sind oder aus privaten Gründen aufgehört haben, sei es auch schwierig, neues Personal zu finden.

Zeit für das Enkelkind

Dass sie demnächst nicht mehr ans Geschäft gebunden ist, darauf freut sich die Mutter von zwei erwachsenen Kindern schon sehr. Denn gerade ist ihr erstes Enkelkind geboren, ein kleines Mädchen. Und dafür möchte sie gerne Zeit haben.

Mehr als 40 Jahre lang hat Rita Schüßler den Haushaltswarenladen geführt, den ihre Mutter kurz nach dem Krieg eröffnete. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge hört die dann 65-Jährige Anfang 2024 auf.
Mehr als 40 Jahre lang hat Rita Schüßler den Haushaltswarenladen geführt, den ihre Mutter kurz nach dem Krieg eröffnete. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge hört die dann 65-Jährige Anfang 2024 auf. © WP | Laura Nowicki

„Mein Bruder, der Eigentümer der Immobilie ist, wird das Ladenlokal nach umfangreichen Renovierungsarbeiten neu vermieten“, gibt Rita Schüssler einen kleinen Ausblick. Ein inhabergeführtes Geschäft werde die Türen 2024 wieder öffnen. Mehr könne sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht verraten. Es geht also weiter in der Weststraße 56.

Erst Umräumarbeiten, dann Räumungsverkauf

  • Freitag und Samstag, 17. und 18. November, bleibt das Geschäft wegen Umräumarbeiten geschlossen. Am Montag, 20. November, startet der Räumungsverkauf mit Rabatten auf das gesamte Sortiment.
  • Kunden, die noch Gutscheine haben, werden gebeten, diese in den kommenden Wochen einzulösen.