Schmallenberg. Nach der Prügelei vom Freitag unter Jugendlichen in Schmallenberg gibt es erste Erkenntnisse und auch eine positive Entwicklung.

Am Freitagabend (26. Januar) um 23.15 wird die Polizei zu einer Schlägerei in die Schmallenberger Bahnhofstraße gerufen. Eine Traube von Jugendlichen hat sich zwischen Kreisverkehr, der Straße zur Lake und dem Netto-Parkplatz versammelt. Die Lage ist unübersichtlich. „Für die Beamten ist das eine schwierige Situation“, weiß Michael Schemme, Pressesprecher der Polizei. Mittlerweile gibt es erste Erkenntnisse und eine positive Entwicklung.

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Positiv ist: Die Verletzungen der 20-jährigen Attendornerin haben sich als doch nicht so gravierend herausgestellt. Sie war mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen worden. Mittlerweile konnte sie schon wieder entlassen werden, teilt Michael Schemme, Pressesprecher der Polizei auf Nachfrage mit. Außerdem weiß die Polizei mittlerweile: Es war kein zufälliges Aufeinandertreffen an der Bahnhofstraße. Opfer und Täter kannten sich. Weiterer Hintergründe werden jetzt ermittelt.

Was war geschehen:

Freitagabend fanden die Beamten drei Verletzte vor, die als erstes versorgt werden mussten. Eine 20-jährige Frau aus Attendorn schien so schwer getroffen, dass sie mit dem Rettungshubschrauber in einer Klinik geflogen wurde. Ihr Gesundheitszustand sei schlecht, aber nicht lebensbedrohlich, hieß es. Auch zwei Schmallenberger, eine 16-Jährige und ein 17-Jähriger, waren schwer verletzt und wurden mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Die ersten Ermittlungen ergaben, dass neben Pfefferspray auch ein Schlagstock bei der Prügelei zum Einsatz gekommen war, der die schweren Verletzungen verursacht haben könnte.

In der Bahnhofstraße  - zwischen Kreisverkehr,  Straße In der Lake und Netto-Parkplatz - trafen die Jugendlichen aufeinander.
In der Bahnhofstraße - zwischen Kreisverkehr, Straße In der Lake und Netto-Parkplatz - trafen die Jugendlichen aufeinander. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Zeugen und Täter fliehen sternförmig

Als die Polizei eintraf, flohen Täter und mögliche Zeugen in verschiedene Richtungen. Bei ihrer Suche trafen die Beamten auf das Fahrzeug einer 37-jährigen Frau aus Bestwig. Im Polizeibericht heißt es, das Fahrzeug sei verdächtig gewesen. Warum die Polizei es anhielt, ist nicht klar. Schemme vermutet, dass die Kollegen einfach alle Fahrzeuge kontrolliert hätten, die in der Nacht unterwegs waren. Jedenfalls war diese Kontrolle offenbar ein Treffer. Im Fahrzeug befanden sich zwei männliche Jugendliche, 15 und 16 Jahre alt, aus Bestwig und Meschede, die als Täter in Betracht kommen. Der eine ist Sauerländer, „schon hier geboren“, mit deutsch-türkischen Wurzeln, „die Nationalität des anderen ist nicht feststellbar“, so Schemme.

Zwischen Netto-Markt und Bahnhofstraße treffen die Gruppen aufeinander.
Zwischen Netto-Markt und Bahnhofstraße treffen die Gruppen aufeinander. © WP | Ute Tolksdorf

Was hat die 37-jährige Frau aus Bestwig mit dem Fall zu tun?

Was die 37-jährige Frau aus Bestwig mit dem Fall zu tun hat, bleibt dagegen weiterhin unklar. Die Frau steht offenbar in keiner direkten verwandtschaftlichen Beziehung zu den Jungs. Warum die beiden bei ihr im Auto saßen, weiß auch die Polizei bisher nicht. Laut Pressestelle sei es sowohl möglich, dass die Frau die Jugendlichen kannte, als auch, dass sie diese durch Zufall - eventuell per Anhalter - mitnehmen wollte.

Die Jugendlichen wurden zunächst festgenommen und dann dem Jugendamt, beziehungsweise den Eltern übergeben. Schemme erläutert: „Da man Jugendliche nach einer solchen Tat nicht einfach wieder auf die Straße setzten darf, wurde auch das Jugendamt eingeschaltet.“ Auch das müsse nichts bedeuten, „es kann einfach sein, dass man die Eltern nicht angetroffen hat.“ Beide seien offenbar bei ihren Eltern gemeldet.

Zu den Hintergründen ermittelt jetzt die Polizei.
Zu den Hintergründen ermittelt jetzt die Polizei. © dpa | Marijan Murat

Ermittlungen laufen

„Was nun die weiteren Hintergründe der Tat waren, müssen jetzt die Ermittlungen zeigen“, erklärte Schemme bereits am Montag. Auch sei weiter unbekannt, warum die beiden Täter extra aus Bestwig und Meschede bis nach Schmallenberg gefahren waren. Da Schlagstock und Pfefferspray zum Einsatz kamen, müsse man aber davon ausgehen, dass zumindest der Bestwiger und der Mescheder Schmallenberg bewusst aufgesucht hätten. „Man fährt ja kaum so bewaffnet in der Gegend herum.“ Hinweise auf Alkohol gebe es nicht, sagte Schemme.

Zeugen werden gebeten, sich zu melden

Bei der Polizei ist inzwischen ein besonderer Jugendsachbearbeiter mit dem Fall betraut worden. Er wird die jungen Männer sowie die Opfer, soweit das möglich ist, vernehmen. Außerdem sucht die Polizei auch nach weiteren Zeugen, um Licht ins Dunkle zu bringen. Sie werden gebeten, sich unter Tel. 0291/90200 zu melden.

Was die Hintergründe der Tat waren, ob sich Täter und Opfer kannten, ob Betäubungsmittel im Spiel waren oder beide Gruppen zufällig aufeinander trafen, müssen jetzt die Ermittlungen zeigen.
Michael Schemme

Ähnlicher Fall zuletzt in Velmede

Auch für die Polizei im Hochsauerlandkreis ist eine Prügelei unter Jugendlichen in dieser Dimension ungewöhnlich. Zuletzt gab es im November in Velmede eine ähnliche Massenschlägerei an der Schützenhalle, erinnert sich Schemme. Auch dort kamen ein Baseballschläger, Pfefferspray und ein Messer zum Einsatz. Mindestens sieben Jugendliche sollen an dem Konflikt beteiligt gewesen sein. Sechs von ihnen wurden dabei verletzt. Zwei mussten anschließend im Krankenhaus behandelt werden. (Wir berichten noch.) Für diesen Fall gibt es einen begründeten Verdacht, dass es bereits einen unterschwelligen Konflikt gab, der dann auf höchster Stufe eskalierte.