Freienohl. Nina Schwefer hat sich in die Konrad-Adenauer-Schule in Freienohl verliebt. Und das nicht nur, weil die kleine Schule zwischen den Bergen liegt.
Sie liegt mitten zwischen den Sauerländer Bergen, in direkter Nähe zur Ruhr: Die Konrad-Adenauer-Schule in Freienohl ist eine von zwei Hauptschulen auf dem Stadtgebiet Meschede. Eine kleine Schule, von außen unauffällig – aber von innen voller Kunst und Engagement. Überall werden Kunstprojekte der Schüler ausgestellt. Und mittendrin Nina Schwefer. Sie ist Lehrerin aus Leidenschaft, unterrichtet Deutsch und Geschichte, ist Klassenlehrerin einer zehnten Klasse und macht aktuell eine Zertifikatsweiterbildung, um auch Englisch uneingeschränkt unterrichten zu können.
Frau Schwefer, warum sind Sie Lehrerin geworden?
Ich arbeite einfach unfassbar gern mit Kindern zusammen und begleite sie in ihrer Entwicklung. Ich denke, dass sollte eine Grundvoraussetzung für unseren Berufsstand sein – wer Kinder nicht mag oder nicht ertragen kann, der sollte kein Lehrer und keine Lehrerin werden. Außerdem ist bei uns jeder Tag anders. Selbst, wenn sich die Inhalte wiederholen, geht man sie doch mit jeder Gruppe anders an. Das ist sehr abwechslungsreich, aber manchmal auch sehr anstrengend.
Kritisches Geschichtsbewusstsein und das Lesen zwischen den Zeilen
Deutsch und Geschichte sind eine beliebte Kombination. Wieso haben Sie sich dafür entschieden?
Dass ich Deutsch unterrichten wollte, das stand schon sofort fest. Ich hab das immer gern gemacht, auch in der Schule schon – dass es ein Hauptfach ist und damit die Chancen einer Anstellung vergrößert, ist ein Zufall. (lacht) Beim zweiten Fach habe ich dann überlegt, und mich schließlich für Geschichte entschieden. Es ist einfach spannend, und die Inhalte sind natürlich auch weiterhin hoch relevant für die Kinder.
Lesen Sie auch:
- Werden No-Shows in Mescheder Terminkalendern zum Problem?
- So verrückt werden Schützenfeste im Sauerland gefeiert
Warum sind die Fächer wichtig für die Schüler?
In Geschichte ist es immer mein Ziel, den Kindern ein kritisches Geschichtsbewusstsein beizubringen. Ich möchte, dass sie das Geschehene hinterfragen, Strukturen erkennen, und damit verstehen, warum unsere heutige Gesellschaft so ist, wie sie ist. Schauen Sie sich die Zeit des Nationalsozialismus mit seinem Antisemitismus an: Das Thema ist aktuell wieder extrem wichtig. Hier kann ich den Kindern wichtige Werte vermitteln. In Deutsch ist es das Gleiche: Sie sollen lernen, zwischen den Zeilen zu lesen und nicht alles sofort hinzunehmen, sondern auch mal zu hinterfragen. Das gilt nicht nur für geschriebene Texte, sondern auch für Medienkompetenz generell. Und natürlich will ich eine ordentliche Rechtschreibung und ein gutes Ausdrucksvermögen vermitteln. Wobei meine Klasse mir da wohl widersprechen würde, wie wichtig das ist. (lacht)
Mit Ihrem Abschluss hätten Sie an viele Schulen gehen können. Warum ist es die KAS geworden?
Tatsächlich war ich nach meinem Studium erst eine Weile an einer Realschule in Hamm, dort hatte ich eine Vertretungsstelle – da war ich sehr gern, aber die Stelle war eben befristet. Und dann habe ich mich nach etwas Neuem umgesehen: Ich wollte nicht weit wegziehen, sondern bestenfalls in der Nähe von Neheim bleiben. Hier war eine Stelle frei, ich war mir aber nicht sicher, ob ich an einer Hauptschule unterrichten möchte. Ich hab dann auch gesagt, dass ich mir die Schule erstmal angucken möchte, bevor ich zu- oder absage. Hier ist es natürlich ganz anders als im städtischen Hamm, aber das mochte ich: Die kleine Schule mitten im Sauerland zwischen den Bergen. Ich bin hier dann mit offenen Armen empfangen worden und meine heutigen Kolleginnen haben mir alles gezeigt – ich hab mich direkt aufgenommen gefühlt. Tja, das ist jetzt über zwei Jahre her. (lacht)
Eine kleine und eingeschweißte Truppe
Was genau macht denn die KAS so besonders?
Wir sind hier eine eingeschweißte Truppe: Wir haben kleine Klassen, ein überschaubares Kollegium, eine kleine Schule insgesamt. Ich kenne nach meinen drei Jahren mittlerweile fast alle Kinder hier, man hat die Chance, auch tatsächlich eine Beziehung aufzubauen. Das erleichtert die Arbeit mit den Kindern enorm und hilft den Schülern auch dabei, zu uns zu kommen, wenn mal was ist. Mittlerweile ist fast jede unserer Klassen eine Integrationsklasse, hier kommt uns zugute, dass wir zum Teil in Doppelbesetzung unterrichten können. Die Kinder mit Förderschwerpunkten gehören ganz normal dazu. Und wir haben uns einen besonderen Fokus auf die Berufsorientierung gesetzt.
Was bedeutet das? Welche Rolle spielt Berufsorientierung an der KAS?
Unser Ziel ist es, dass alle, die bei uns einen Abschluss machen, wissen, wie es für sie nach der zehnten Klasse weitergeht. Wir leben quasi das NRW-Programm „Kein Abschluss ohne Anschluss“. In jedem Schuljahr müssen die Schüler ein Praktikum machen – mindestens einen Tag, oder mal die Eltern zur Arbeit. Wir legen viel Wert darauf, dass ihre Erfahrungen vielseitig sind und sie in möglichst viele Bereiche reinschnuppern. In den zehnten Klassen gehen die Schüler in ein Langzeitpraktikum. Da sind die Schüler das ganze Schuljahr lang einen Tag der Schulwoche in einem Betrieb. Aus dem Programm sind auch schon viele Ausbildungsverträge entstanden. Außerdem machen wir viele Veranstaltungen zur Stärkenfindung, Workshops, um Berufe kennenzulernen, und wir unterstützen bei der Bewerbung.
Vielseitiges Bewerbungstraining: Kein Abschluss ohne Anschluss
Wie genau kann eine Schule die Schüler bei der Bewerbung unterstützen?
Auf der einen Seite haben wir ein Bewerbungstraining fest im Deutschunterricht eingebaut – auch mit Klassenarbeit. Da lernen die Schüler, eine ordentliche Bewerbung zu schreiben und einen Lebenslauf zu erstellen. Außerdem können Sie Ihre Bewerbungen jederzeit von uns kontrollieren lassen. Und wir arbeiten eng mit der Agentur für Arbeit zusammen, eine Angestellte von dort hat jede Woche eine Sprechstunde bei uns, wo sich unsere Kinder beraten lassen können.
Lesen Sie auch:
- Dann eröffnet der Piraten-Spielplatz am Hennesee
- Unkonventionelle Rettung von verletztem Schlittenfahrer
Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Beruf als Lehrerin?
Der Job kann wirklich anstrengend sein. Manchmal sind Tage echt voll gestopft, und manchmal hat man auch mal einen schlechten Tag. Das merken die Kinder sofort, da muss man sich ablenken und lernen, das nach hinten zu schieben. Aber die größte Herausforderung ist, allen gerecht zu werden, wie man es gern möchte. Jedes Kind ist individuell und lernt individuell, und gerade, wenn die Integrationskräfte oder Sonderpädagoginnen mal nicht greifbar sind oder man seine Kinder mit besonderen Förderschwerpunkten noch nicht so gut kennt, kann es schonmal schwierig werden. Da müssen wir als Lehrer auch mal kreative Lösungen finden. (lacht)