Meschede. In Meschede wird ein Mehrfamilienhaus zum Schnäppchenpreis verkauft. Nur ein Bieter hat bei einer Versteigerung die Chance erkannt.
Bei einer Zwangsversteigerung ist in Meschede ein Mehrfamilienhaus für einen Schnäppchenpreis verkauft worden. Nur ein Bieter hatte die Chance für sich erkannt.
Der Käufer ist schon lange – vergeblich – auf der Suche nach einem Haus für sich und seine Familie in Meschede gewesen. Und dann hatte er im September in unserer Zeitung von der Zwangsversteigerung der ehemaligen Diskothek „New Orleans“ an der Mühlengasse gelesen. Da kam ihm die Idee, ob er nicht auch auf diesem Wege zum Hauseigentümer werden könnte.
Auf den Käufer wartet Arbeit
Im Angebot diesmal bei der Zwangsversteigerung am Amtsgericht Meschede: Ein Zweifamilienhaus am Mescheder Ortsrand, an der Straße Am Hübbelsberg. 1958 gebaut, 1979 erweitert, insgesamt mit 185 Quadratmeter Wohnfläche auf einem über 900 Quadratmeter großen Grundstück.
Der Gutachter hat, das ist vorher üblich, das Gebäude gründlich unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Ein Käufer wird noch einmal ordentlich investieren müssen: „Es besteht erheblicher Instandhaltungsstau und Renovierungsbedarf.“ Und herausgekommen ist auch: Faktisch wird das Zweifamilienhaus als Dreifamilienhaus genutzt! Es sind drei Wohnungen vermietet – dafür liege teilweise keine Genehmigung vor. Der Gutachter umschreibt das mit: „Der bauliche Zustand und die Nutzungen zum Stichtag weichen erheblich von den genehmigten Bauzeichnungen ab.“ Da kommt also auf einen Käufer auch noch Arbeit zu. Aber diese Lage! Ruhig, der Hennesee ist nah, nicht weit entfernt liegt die Grundschule Unter dem Regenbogen!
Ungewöhnlich hier bei dieser Zwangsversteigerung: Sie kommt nicht durch einen Gläubiger zustande, der auf sein Geld wartet, sondern durch einen Insolvenzverwalter, der einen Nachlass verwaltet und dieses Verfahren beenden möchte. Als Belastungen sind Grundschulden eines Geldinstituts im Grundbuch eingetragen. Auf 267.000 Euro ist der Verkehrswert festgelegt worden.
Keine Interessenten von außerhalb
Bei der Zwangsversteigerung um das ehemalige Disco-Gebäude waren es neun Bieter aus ganz Deutschland, die es ersteigern wollten – darunter auch Schnäppchenjäger, die versuchen, in der Provinz günstig Immobilien aufzukaufen. 75 Gebote waren es hier am Ende. Und jetzt? Nur vier Zuschauer verlieren sich diesmal auf den Sitzen im Amtsgericht. Interessenten von außerhalb fehlen diesmal. Bieten von den Besuchern wird nur einer – und der sagt gleich: „Ich bin das erste Mal bei einer Zwangsversteigerung.“
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Die Zeit für Gebote wird auf eine halbe Stunde festgelegt – ein Zuschlag, das macht die Rechtspflegerin klar, wird überhaupt frühestens möglich bei 133.500 Euro. Wer bei einer Zwangsversteigerung mitbietet, der muss sich ausweisen und nachweisen können, dass er auch finanziell solvent ist – die sogenannte „Sicherungsleistung“. 26.000 Euro werden in diesem Fall verlangt: Zuvor eingezahlt auf ein Justizkonto oder per Scheck oder Bankbürgschaft nachzuweisen. Weil er noch nie mitgeboten hat, ist dem einen Bieter das Malheur passiert, die Einzahlung ein wenig spät gemacht zu haben – es muss nachgefragt werden, ob das Geld wirklich zur Verfügung steht. Ja, tut es.
Zuschlag: Nur ein einziges Gebot
Allerdings: Der Insolvenzverwalter macht deutlich, dass er einem Zuschlag bei 133.500 Euro nicht zustimmen werde – in Frage komme stattdessen mindestens der nächste rechtliche Grenzwert bei 186.700 Euro. Darauf bietet der Mescheder: Es ist das einzige und entscheidende Gebot – durch den Hammer, zum ersten, zweiten und dritten Aufruf, bekommt er den symbolischen Zuschlag für das Mindestgebot. Der 32-Jährige freut sich nachher über den Kauf: „Ich dachte, ich gehe hier mal vorbei und schaue, was passiert.“ Auch er hätte mit mehr Interessenten gerechnet. Er hat sich das Gebäude vorher von außen angeschaut. Dass viel Arbeit auf ihn wartet, hat er auch durch das Gutachten erfahren. Er ist aber zuversichtlich: „Im Freundeskreis wird sich jemand finden, der uns bei den Arbeiten helfen wird.“