Meschede. Zwei völlig unterschiedliche Berechnungen für eine mögliche Investition kommen in Meschede heraus: Die Grünen scheitern mit einer Idee.
Eine mögliche Kostenersparnis von 143.000 Euro im Jahr haben die Grünen für das Mescheder Freibad errechnet – wenn dort in eine Abdeckung des Schwimmbeckens investiert würde. Umgesetzt wird ihre Idee aber nicht: „Unwirtschaftlich“, sagt die Stadtverwaltung.
Die Idee wurde im Ausschuss für Generationen, Bildung, Freizeit und Soziales vorgestellt. Mehr als die eine Stimme der Grünen-Fraktion dort fand sie aber nicht. 2024 will die Stadt das Freibad umfassend modernisieren. Zusätzlich brachten die Grünen dafür den Gedanken einer Beckenabdeckung auf, die bislang nicht vorgesehen ist: Durch die Abdeckung würde nachts und bei Nichtnutzung der Wärmeverlust verringern, dadurch sinke der Energiebedarf zum Beheizen des Wassers – das würde, so die grüne Rechnung, jährlich 143.000 Euro einsparen. 107.000 Euro müsse dafür bei der einfachsten Ausführung investiert werden, dann rechne sich das schon nach 273 Tagen für die Stadt.
Jahre klaffen zwischen Berechnungen
Zwischen der Berechnung der Grünen und der im Rathaus klaffen allerdings Jahre. Fachbereichsleiter Bernhard Kramer rechnete vor, dass sich die Abdeckung erst nach mindestens 16 Jahren amortisieren würde – wobei in diesen 16 Jahren erfahrungsgemäß schon zusätzliche Kosten hinzukämen, etwa durch Reparaturen. Die Stadtverwaltung hat die Idee gründlich durch Fachplaner geprüft. Die aber rechnen mit Anschaffungskosten von 250.000 Euro, denn eine Abdeckung sollte nicht nur aus einer Folie bestehen, sondern müsste robust aus Kastenprofilen bestehen, um länger haltbar und nicht windanfällig zu sein. Zur Anschaffung kämen jährlich umgerechnet 6600 Euro an Personalkosten hinzu: Die Abdeckung muss durch Gurte gegen Wind fixiert werden, zwei Mitarbeiter würden täglich 60 Minuten fürs Öffnen und Verschließen der Abdeckung benötigen. Hinzu kommen 2000 Euro an Wartungskosten im Jahr.
Im Stadtrat sagte Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Bischke, die Anlage werde sich dann eben nach 16 Jahren rechnen: Es sei eine einfach umsetzbare Klimaschutzmaßnahme. Ihr Fraktionskollege Wolfgang Schröter glaubte nicht an die angesetzten Personal- und Wartungskosten durch die Stdtverwaltung - er hatte den Eindruck, „hier wird gerechnet, um etwas zu verhindern“.
Stadt bekommt Gas günstiger
Zugrunde gelegt hatten die Grünen für das Freibad einen Gaspreis von 12 Cent pro Kilowattstunde. Kramer merkte jedoch an, dass die Stadt gar nicht so viel bezahle: Durch das gebündelte Vergabeverfahren zwischen Hochsauerlandkreis und seinen Kommunen bei der Energiebeschaffung bekomme die Stadt günstigere Marktpreise als der Privatkunde - wenn heute ein Liefervertrag für 2025 abgeschlossen würde, ergäbe sich ein Gaspreis von 8 Cent. Damit würden die erwarteten Einsparpotenziale wesentlich niedriger ausfallen. Die Stadtverwaltung rät deshalb, Investitionsmittel anders, nachhaltiger und effizienter einzusetzen.
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Optisch kommt hinzu: Der Aufrollmechanismus wäre mit 1,20 Meter Breite und Höhe so massiv, dass er wie eine Barriere zwischen Nichtschwimmer- und Schwimmerbereich wirken würde. In dem Bereich sollen sich aber eigentlich Badegäste ausruhen können. Und Jürgen Lipke (SPD) hatte auch ein Gegenargument aus Nachhaltigkeitssicht: Die aufwändige Technik bei der Herstellung der benötigten Aluminiumprofile spreche gegen die Umsetzung einer Abdeckung. Bürgermeister Christoph Weber sagte im Rat, nach der Modernisierung werde es nur noch auf einer Seite Startblöcke für Schwimmer geben und nicht mehr, wie jetzt, auf beiden Seiten - das sei vom SSV Meschede nur „zähneknirschend“ hingenommen worden. Der Einbau einer „Riesenrolle“ wäre kaum zu vermitteln.