Meschede. Bei Hochwasser retten die Einsatzkräfte Menschen und versuchen Schäden von Gebäuden abzuhalten. Wie geht es eigentlich Enten in der Situation?

In der Mescheder Innenstadt gründeln gerade im Winter viele Stockenten entlang der Ruhr. Doch was machen die Wasservögel bei Hochwasser und starker Strömung, wie zuletzt in Meschede und Bestwig? „Sie freuen sich über den erweiterten Lebensraum“, erklärt Harald Legge vom Verein für Natur- und Vogelschutz im Hochsauerlandkreis. „Da die Vögel im Flachwasser gründeln, ergeben sich mehr Möglichkeiten zur Nahrungssuche. So gesehen tut ihnen das Hochwasser gut.“

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Nicht an Ort gebunden

Stockenten sind nicht an einen Ort gebunden. Sie halten sich dort auf, wo sie optimale Bedingungen finden sind. So kommt es in kalten Wintern zum Beispiel vor, dass die Tiere 50 bis 100 Kilometer weiterziehen, wenn im oberen Sauerland alles gefroren ist. „Man spricht von Teilziehern“, erklärt Legge. Die Wasservögel lassen sich auch von der Strömung treiben. „Fliegen dann aber wieder zurück.“ Man könne sagen, dass die Tiere einer Region die Treue halten, nicht einem genauen Ort.

Harald Legge vom Verein für Natur- und Vogelschutz im Hochsauerlandkreis.
Harald Legge vom Verein für Natur- und Vogelschutz im Hochsauerlandkreis. © Ute Tolksdorf | Ute Tolksdorf

Gesellig im Winter

Dass es sich bei den Stockenten an der Mescheder Ruhr stets um dieselben Tiere handelt, hält Harald Legge für unwahrscheinlich. Es kommen häufig Tiere aus anderen Bereichen dazu. Im Winterhalbjahr sind Stockenten gesellig und sie halten sich dann in großen Gruppen auf. Der ausschlaggebende Punkt für diese Vergesellschaftung sind gute Nahrungsquellen an jenem Ort.

Paare im Frühling

Im Frühling finden sie sich dann in Paaren zusammen. Dabei gilt es: Das Weibchen brütet, das Männchen hält sich im Revier in Nestnähe auf. Ist der Nachwuchs dann geschlüpft, gehen beide Eltern mit den Küken auf Nahrungssuche.

Schwimmhäute frieren nicht fest

Das kalte Wasser macht den Stockenten übrigens nicht zu schaffen. Die Schwimmhäute kühlen zwar ab, jedoch sind die Beine immer gerade so durchblutet, dass die Temperatur nicht unter null Grad fällt. Deshalb schmilzt auch kein Eis unter ihren Füßen und sie frieren nicht fest. Das kalte Blut aus den Füßen wird über ein dichtes Netz an Blutgefäßen wieder erwärmt, sodass die Ente nicht auskühlt. Das Prinzip funktioniert auch umgekehrt und wird häufig mit einem Wärmetauscher verglichen.

Graureiher und Silberreiher

Auch andere Vögel wie Grau- und Silberreiher profitieren nach Hochwassern. Sie schreiten die Ruhrwiesen ab, wenn das Wasser abgeflossen ist. Auf der Suche nach Mäusen, Maulwürfen und Fischen.