Meschede. Ein Gespräch mit einem FDP-Politiker bei Protest in Meschede bringt Esloher Landwirt zum Parteiaustritt. Diese Aktionen sind im HSK noch geplant.
„Erst hab ich mich auch gefragt, warum wir das nicht mitten in Meschede gemacht haben - aber als ich die Ausmaße gesehen habe, war mir klar: Die Location am Flugplatz in Schüren war genau richtig.“ Christian Otto, Landwirt aus Eslohe und stellvertretender Vorsitzender des WLV im Hochsauerlandkreis, ist auch am Tag nach der Kundgebung am Montag, 8. Januar, noch überwältigt von der Größe der Veranstaltung. Ursprünglich hatte der Kreisverband mit einer Teilnehmerzahl von rund 400 Maschinen gerechnet - am Ende waren es knapp 1000 Fahrzeuge, darunter neben Traktoren auch Lkws, andere Landmaschinen und Pkws, und über 1700 Teilnehmende, die den Reden von politischen und landwirtschaftlichen Vertretern gelauscht haben.
Erfolgreiche Veranstaltung, große Disziplin - und großer Dank
Für den Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) war die Veranstaltung am Flugplatz Meschede-Schüren ein voller Erfolg, so Otto. „Die Landwirte vor Ort haben sich sehr gut benommen und eine top Disziplin gezeigt.“ Vorfälle gab es nicht - bis auf eine kleine mündliche Verwarnung, weil einige Traktoren auch auf dem Heimweg noch mit Schildern bestückt waren. „Wir haben ein großes Lob von der Polizei bekommen.“ Bei den Beamten möchte sich der WLV noch einmal für die Unterstützung bedanken. „Und auch bei allen Helferinnen und Helfern, die uns vor, während und nach der Kundgebung unterstützt haben. Das war wirklich klasse!“ Auch die Behörde selbst zog ein entsprechendes Fazit: „Die Veranstaltung verlief friedlich und ohne Störungen.“
Für die Politiker allerdings, die zur Veranstaltung eingeladen waren, darunter CDU-Chef Friedrich Merz, SPD-Bundestagsabgeordneter Dirk Wiese und FDP-Bundestagsabgeordneter Carlo Cronenberg, findet Christian Otto wenig lobende Worte. „Die waren ein bisschen fade“, sagt er. Wie zu erwarten, seien keine Lösungsansätze präsentiert worden. Für den Landwirt hat die Veranstaltung und das politische Geschehen rund um die Bauerndemos durchaus eine deutliche Veränderung ins Haus gebracht: Christian Otto wird „das Parteibuch an den Nagel hängen“ und seine Mitgliedschaft bei der FDP beenden.
Austritt aus der FDP als Konsequenz zu Politikeräußerungen
„Wenn ein Herr Lindner sagt, die Landwirtschaft sei eine ‚hochsubventionierte Branche‘, dann hat er es nicht verstanden.“ Das hatte der Finanzminister bei dem Dreikönigstreffen der FDP gesagt, und die Bauern aufgefordert, die Proteste zu beenden. „Nicht wir Landwirte werden subventioniert, sondern der Handel.“ Und auch ein persönliches Gespräch mit dem FDP-Bundestagsabgeordneten Carlo Cronenberg auf der Demonstration habe gezeigt, dass auch dieser es „nicht verstanden“ habe: „Er sagte, wir sollten einfach die Preise erhöhen. Das können wir nicht. Landwirte stellen keine Rechnungen - wir bekommen eine Abrechnung.“
Im Laufe der Woche geht es weiter mit der Aktionswoche des Deutschen Bauernverbands - im Hochsauerlandkreis sind allerdings keine größeren Aktionen mehr geplant. Nur kleinere Zusammenkünfte wie ein Mahnfeuer in Sundern würden von den Stadtverbänden organisiert. In der nächsten Woche, am 15. Januar, soll es dann für die große Demo nach Berlin gehen, auch für den WLV-Kreisverband. „Wenn genügend Leute zusammenkommen, stellt der Kreisverband einen Bus für die Fahrt“, sagt Christian Otto. „Aber bisher haben wir leider nur wenige Anmeldungen.“
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Doch werden die vielen Aktionen und die große Öffentlichkeit der Landwirte Erfolg haben? Könnte das Ende des Agrardiesels noch gestoppt werden? „Wenn ich in die Glaskugel schauen könnte, dann würde ich es Ihnen sagen“, sagt Christian Otto. „Aber was in Berlin läuft, ist zu undurchsichtig, als dass ich eine Einschätzung geben könnte.“ Das verunsichert auch ihn sehr. Es gehe auch nicht nur um den Agrardiesel - das sei nur der viel zitierte „Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte“.
Es geht auch um den Wolf
Vielmehr gehe es um jede einzelne Verordnung, die in das Eigentumsrecht der Landwirte eingreife - und das tun fast alle, daran sollten sich die Parteien erinnern, so Otto. Auch der Wolf ist ein Thema, welches die Landwirte im Hochsauerland umtreibt. All das gipfelte jetzt in diesen Demonstrationen, nicht nur im HSK. „Was ich aber sagen kann: Viele Ministerpräsidenten und viele politische Akteure haben es verstanden. Die müssen es jetzt noch in den Bundestag tragen, und dann wird sich denen der Handlungsbedarf zeigen.“