Bödefeld. Der Schmallenberger Jannis Wegener ist Werkzeugmechaniker. Wie er im Projektmanagement der Firma Kemper Dächer nachhaltiger macht.

Jannis Wegener aus Bödefeld arbeitet im Projektmanagement der Firma Kemper in Schmallenberg. In dem Unternehmen, das zur IGS-Gruppe gehört, trägt der gelernte Werkzeugmechaniker bereits jetzt Verantwortung. Wegener ist dafür zuständig, wichtige Zukunftsprojekte des Unternehmens zu entwickeln. Er prüft Umsetzbarkeit, Vor- und Nachteile und beseitigt im Anschluss mögliche Mängel neuer Innovationen. Nah am Produkt, trägt er mit seiner Arbeit an Projekten wie dem sogenannten „energydach“ dazu bei, den Hausbau in Deutschland zu verändern. Im Interview verrät er, warum dieses Photovoltaiksystem vor allem für das Sauerland interessant sein könnte.

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Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?

In meiner Ausbildung bei Tital in Bestwig habe ich ursprünglich Werkzeugmechaniker gelernt und dort noch ein halbes Jahr als Geselle gearbeitet. Danach bin ich zu AT-Boretec in Schmallenberg gewechselt und habe im Anschluss eine Weiterbildung als Maschinenbautechniker gemacht. Im Juli habe ich hier bei Kemper angefangen und arbeite seitdem im Projektmanagement. Wir machen zum Beispiel Fassaden oder Wintergärten, eigentlich alles, was mit Glas zu tun hat. Ich persönlich bin hauptsächlich dafür zuständig, neue Produkte zu entwickeln. So zum Beispiel das „energydach“.

Hier werden die Module bei der Firma Kemper gefertigt.
Hier werden die Module bei der Firma Kemper gefertigt. © WP

Was hat es damit auf sich?

Dabei handelt es sich um neue Photovoltaik-Module, sogenannte Glas-Glas-Module. Das heißt, eine Glasscheibe wird mit Silikon beschichtet, darauf werden dann die Photovoltaikzellen eingebettet und es wird eine weitere Glasscheibe hinzugefügt. Man kann sich das also vorstellen wie ein Sandwich-System. Da wir, wie gesagt, darauf spezialisiert sind, mit Glas zu arbeiten und auch Metallarbeiten zu unseren Steckenpferden gehört, haben wir uns dazu entschieden, diese Photovoltaikdächer zu bauen. Besonders ist daran, dass es die herkömmlichen Ziegel, Schiefer oder auch Dachpfannen ersetzt.

Was genau sind Ihre Aufgaben in dem Projekt?

Zuerst einmal befasste ich mich mit der Frage: Wie gehen wir die Sache an? Ich musste also prüfen, wo die Vor- und Nachteile liegen und ob das Projekt überhaupt umsetzbar ist. Dabei haben sich Komplikationen gezeigt, zum Beispiel was die Ablagerung von Schmutz angeht oder auch Verschattung, das heißt, wenn die Solarzellen durch Schatten verdeckt werden. Dadurch schwindet natürlich auch der Wirkungsgrad der Anlage. Nach viel Beratung haben wir jetzt zusammen ein System entwickelt, was uns ermöglicht, dass die Photovoltaik-Module wie ein Pfannendach quasi überlappen und damit keine Kante entsteht, wo sich Dreck ansammelt. In Deutschland gibt es diese Technik zwar schon, auch in Nachbarländern wie Österreich beispielsweise. Jedoch gibt es hierzulande noch keine Systemgeber. Und ja, da wollen wir jetzt Vorreiter sein.

Wo liegen die Vorteile des neuen Systems?

Dadurch, dass man keine Pfannen und keine Photovoltaikanlage mehr auf das Dach bauen muss, hat man sich einen Schritt schon mal gespart, die Variante ist also nachhaltiger. Auch die Umweltbelastung durch die Herstellung von Dachpfannen entfällt. Außerdem finde ich, dass die normalen Aufdachanlagen mit Alugestell meistens auch nicht wirklich schön aussehen. Die Glas-Glas-Module produzieren also nicht nur nachhaltigen Ökostrom, sondern sind dabei auch noch ästhetisch, langlebiger und stabiler. Ein weiterer Vorteil ist außerdem, dass unsere Anlagen auf Wunsch lichtdurchlässig sein können und in verschiedenen Transparenzstufen erhältlich sind.

Werden die Dächer aktuell schon verbaut?

Nein, aber wir haben jetzt die ersten Module im Lager liegen. Aktuell warten wir noch auf ein paar Teile für das Untersystem. Das ist eigentlich das Spannendste, denn das haben wir selbst entwickelt. Wir haben ein Vordach an der Firma, eine überdachte Ladezone. Das wird das erste Projekt mit den Modulen, dass wir auch tatsächlich praktisch umsetzen.

Wie ist die Resonanz bisher?

Bei uns jetzt haben wir jetzt insgesamt vier Projekte, mit denen wir planen dürfen. Das sind dann erstmal nur normale Einfamilienhäuser. Theoretisch sind aber auch Projekte in einer ganz anderen Größenordnung möglich.

Jannis Wegener ist hauptsächlich dafür zuständig neue Produkte zu entwickeln.
Jannis Wegener ist hauptsächlich dafür zuständig neue Produkte zu entwickeln. © WP

Was sagen die Sauerländer?

Viele Reaktionen sind positiv, aber manche sehen es auch kritisch, noch. Dennoch ist das Sauerland sehr interessant, weil es hier viele Altbauten gibt, deren Statik zwar keine Aufdachanlage zulassen würde, allerdings unsere Dachvariante. Bei vielen Häusern könnte man zum Beispiel den Schiefer entfernen und die Module verbauen. Das kommt natürlich auch auf die Regelungen in der Gemeinde selbst an, aber auch denkmalgeschützte Häuser sind interessant, weil die Optik nicht so stark beeinträchtigt wird.

Was ist also das Ziel?

Wir haben beispielsweise schon Kontakt zu Dachdeckerfirmen aufgenommen, denn die werden die Module im Endeffekt auch verbauen. Wir selbst sind also nur der reine Systemgeber. Es könnte zum Beispiel so laufen: Der Architekt oder der Dachdecker schickt uns die Zeichnung des Daches beziehungsweise des Hauses und wir planen im Anschluss die optimale Zellenbelegung. Für Stellen, die nicht von der Sonne bestrahlt werden, gibt es beispielsweise sogenannte Blindmodule. Das sind genau die gleichen Modelle, nur ohne Photovoltaikzelle. Wir stellen also alle nötigen Teile zur Verfügung, sodass die fertigen Pakete per LKW zum Haus geliefert werden können.

Wie soll es denn für dich in Zukunft weitergehen?

Ja, ich sag’ mal: Stillstand ist Rückschritt und ich würde mich gerne weiterentwickeln. Das Produkt werde ich - denke ich - auf jeden Fall weiter betreuen, es werden aber zusätzlich weitere Projekte hinzukommen. Ziel ist bei uns im Unternehmen, immer autarker zu werden. Fortschritt durch Technik, wenn man es so sagen möchte.

Firmenpass

Mitarbeiter IGS: 210

Standorte: 4

Branche: Industrie

Tarif: keine Tarifbindung

Arbeitszeit: flexibel

Arbeitsplatz: Moderner Arbeitsplatz im Betrieb sowie Homeoffice möglich

Kooperation: Liesmann-Bette GmbH & Co KG, AZS GmbH, Roll-tec GmbH, Kötters Maschinenbau GmbH

Benefits: Unternehmensvorteile, Bikeleasing, digitalisierter und moderner Arbeitsplatz

Weiterbildung: individuelle Fortbildungen werden gefördert

Weitere Besonderheiten: von Beginn an Aufgaben mit Verantwortung und eigene Projekte

Weitere Daten: Kemper GmbH, Hünegräben 3 + 12 57392 Schmallenberg, Tel.: +49 (0) 2972 - 97 99 – 0, E-Mail:info(at)kemper-fenster.de