Freienohl. Nach der Insolvenz des Leuchtenherstellers Wofi in Freienohl bei Meschede: Was wird aus den Gebäuden im Gewerbegebiet?
„Der Verkaufsprozess ist in vollem Gange“: Rechtsanwalt Jens Brömmelmeier als Insolvenzverwalter sucht nach Käufern für die Gebäude des Leuchtenherstellers Wofi in Freienohl bei Meschede.
Über Makler zum Kauf angeboten - auch international
Nach der Insolvenz von Wofi im Januar 2023 läuft die Suche nach Interessenten für die Immobilien des Wohnraumleuchtenherstellers im Gewerbegebiet Im Langel in Freienohl. Brömmelmeier sagt auf Anfrage: „Es gibt noch keinen Durchbruch.“ Mitverantwortlich dafür sei auch die wirtschaftliche Großwetterlage: „Es ist nicht die beste Zeit, um Immobilien verkaufen zu können.“ Dennoch gebe es immer wieder Interessenten, die sich für die Gebäude interessierten.
Einsehbar etwa über Portale im Internet sind die Angebote nicht. Stattdessen wurden die Gebäude über einen Immobilienmakler zum Kauf angeboten: „Wir haben versucht, eine breite Marktansprache zu machen – regional, national und auch international.“
„Jetzt muss man die Interessen zusammenbringen“
Mögliche Interessenten, die dafür klassischerweise in Frage kämen, seien dafür angeschrieben worden. Wer danach Interesse zeigte, der wurde genauer informiert. Alle auch nur entfernt in Frage kommenden Kandidaten seien vom Makler angesprochen worden: „Da gab es einige, die fanden es interessant. Einige fanden es interessanter als andere. Manche waren auch vor Ort und haben sich das angesehen. Manche sind immer noch interessiert. Jetzt muss man die Interessen zusammenbringen.“
Falls dabei jemand übersehen worden sei: Brömmelmeier fordert ausdrücklich dazu auf, sich dann immer noch bei ihm melden zu können. Sein Ziel ist dabei wiederum, das beste Ergebnis für die Insolvenzmasse herauszuholen, um die Forderungen der Gläubiger zu erfüllen.
Einen Zeitplan, bis zu dem der Verkauf abgewickelt sein müsste, gibt es dabei nicht. Fristen dazu gibt das Insolvenzverfahren nicht vor. Jens Brömmelmeier hat für sich das Ziel, noch in diesem Jahr zu verkaufen: „Das kann klappen, aber es ist offen.“
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Ziel des Insolvenzverwalters ist es, alle Immobilien möglichst als Paket zu verkaufen. Allerdings: Vom Zuschnitt der Flächen sei das auch nicht zwangsläufig erforderlich. Es gebe auch Interessenten, die nur einzelne Gebäude oder Gebäudeteile haben wollten – und auch die Anfrage, nur zeitweise etwas unterstellen zu wollen. Seit 1964 lag in Freienohl der Stammsitz von Wofi. Prägend für das Gewerbegebiet in Freienohl ist die Spezial-Immobilie von Wofi dort: Das Hochregallager mit Logistikzentrum und 4000 Quadratmeter Fläche war genau auf die Belange des Leuchtenspezialisten zugeschnitten gewesen. Vollautomatische Regalfahrzeuge hatten die Waren rund um die Uhr zwischen den Kommissionier- und Einlagerungsbereichen sowie 14.000 Palettenplätzen bewegt.
Inventar verkauft
Ob es schwieriger sei, solche Immobilien auf dem Land anzubieten als in Ballungszentren? „Das kann man nicht sagen“, sagt der Insolvenzverwalter. Aus der Erfahrung heraus, gebe es immer jemanden, der genau so eine Immobilie für seine Zwecke suche: „Irgendwo auf der Welt gibt es einen, der braucht so was. Den müssen wir nur finden“, sagt er lachend.
Die Gebäude stehen inzwischen leer. Das letzte Inventar ist verkauft worden – das waren Gegenstände des so genannten „beweglichen Inventars“, also Büromöbel und Computer. Sie sind über Industrieverwerter veräußert worden, die auf solche Fälle wie Wofi spezialisiert sind: Verkäufe aus der Insolvenzmasse. Warenvorräte gab es keine mehr: Sie waren vor der Insolvenz noch in Räumungsverkäufen angeboten worden.
International seit 1983, seit 2013 in taiwanesischem Besitz
Wofi – die Abkürzung der Gründerfamilien Wortmann und Filz - war 1983 international geworden. 2013 hatte der börsennotierte LED-Spezialist Everlight Electronics aus Taiwan das Freienohler Unternehmen vom Finanzinvestor Hannover Finanz aus Hannover erworben. Wofi hatte damals gehofft, von den Erfahrungen bei Everlight in Asien und in den USA zu profitieren und sich neue Märkte erschließen zu können.
Im August 2022 hatte Everlight bekannt gegeben, seine Tochter in Freienohl wegen hoher finanzieller Verluste aufzugeben. Laut taiwanesischen Medien hatte Wofi in der ersten Jahreshälfte 2022 einen Verlust von 146 Millionen Dollar gemacht. Everlight strich eine für Wofi geplante Kapitalerhöhung von 22 Millionen Euro. Zu den Verlusten kamen für Everlight aber auch die Inflation in Europa hinzu, außerdem stockende Geschäfte durch das Wegfallen des Leuchten-Marktes in Russland wegen des Ukraine-Krieges.