Freienohl. Lange war unsicher, was aus dem Leuchtenhersteller Wofi in Freienohl bei Meschede wird: Jetzt herrscht Klarheit.
Das Kapitel Wofi in Freienohl bei Meschede ist endgültig Geschichte: Der Leuchtenhersteller ist in Insolvenz. Das zuständige Amtsgericht Arnsberg hat das Verfahren eröffnet.
Damit herrscht jetzt Klarheit, was sich hinter Ankündigungen einer drohenden „Liquidation“ und einer „Auflösung“ von Wofi verbirgt, wie sie der Mutterkonzern im letzten Sommer angekündigt hatte: Der Weg in die Insolvenz. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Jens Brömmelmeier bestellt.
Kündigungsfristen bis Ende April
Brömmelmeier war am Mittwoch im Unternehmen in Freienohl. Vor Ort ist noch ein „Abwicklungsteam“ damit beschäftigt, Wofi aufzulösen. Nach der Ankündigung des Mutterunternehmens, die Tochter Wofi abzuwickeln, war den zuletzt rund 50 Beschäftigten gekündigt worden. Bis Ende 2022 waren alle Löhne und Gehälter bezahlt worden.
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Die Kündigungsfristen laufen bis Ende April: Für drei Monate sind Löhne und Gehälter über das Insolvenzgeld gesichert. Brömmelmeier muss sich jetzt in den Fall einarbeiten und eine Bestandsaufnahme machen. Was an Vermögenswerten vorhanden ist, wird gesichert.
Teil eines Global Players
Wofi, spezialisiert auf Leuchten im Wohnraum, war 1959 durch die Familien Wortmann und Filz in Sundern gegründet worden. Seit 1964 mit dem Umzug ins größere Firmengebäude, liegt der Stammsitz in Freienohl. Seit 1983 ist Wofi international: Everlight aus Taiwan, 1983 auch erst gegründet, erwarb das Unternehmen damals von dem Finanzinvestor Hannover Finanz GmbH – damit wurde Wofi als Tochtergesellschaft Teil eines an der Börse in der taiwanesischen Hauptstadt Taipeh notierten Global Players: Everlight ist weltweit der fünftgrößte Hersteller von LED-Gehäusen. Den Verkauf von Wofi bahnte damals die global tätige Wirtschaftskanzlei Mayer Brown mit Anwälten aus Frankfurt, Düsseldorf und Brüssel an.
Wofi war vor allem durch sein Vertriebsnetz in ganz Europa interessant für die Taiwanesen, Everlight gelangte so in den neu entstehenden Markt von LED-Leuchten im Privatbereich. Wofi sollte umgekehrt von dem Everlight-Vertriebsnetz in Asien und den USA profitieren.
146 Millionen Dollar an Verlusten
Die Zahl der Arbeitsplätze in Freienohl sank im Laufe der Jahre immer weiter. Im letzten Jahr kamen dann die Schattenseiten der Globalisierung über Wofi: Im August 2022 kündigte Everlight in Taiwan an, Wofi wegen der Verluste im Tochterunternehmen zu „liquidieren“ – was sich dahinter konkret verbergen sollte, ließ das Unternehmen auf Anfrage aber offen.
Der Chef von Everlight, Wuliu Cai, hatte in taiwanesischen Medien berichtet: Wofi werde wegen „kontinuierlicher Verluste aufgelöst“. In der ersten Jahreshälfte 2022 soll Wofi einen Verlust von 146 Millionen Dollar gemacht haben. Eine eigentlich für Wofi geplante Kapitalerhöhung in Höhe von 22 Millionen Euro zur Unterstützung wurde von Everlight ausgesetzt – zu den Wofi-Verlusten kamen, zur weiteren Begründung, auch die Inflation in Europa sowie stockende Geschäfte durch das Wegfallen des Marktes in Russland durch den Ukraine-Krieg hinzu.
Urteil: Strafzahlung an Konkurrenten
Beschäftigen muss sich der Insolvenzverwalter auch mit einer zusätzlichen Besonderheit: Wofi ist im Oktober 2022 von der Wirtschaftskammer des Landgerichtes Düsseldorf zu einer Strafzahlung von 3,2 Millionen Euro verurteilt worden. Damit gaben die Richter der Klage des Everlight-Konkurrenten Nichia aus Japan Recht – demnach hat Wofi verschiedene Patente von Nichia bei weißen LED-Produkten verletzt. Nichia geht weltweit gegen Verletzungen seiner Patente vor.
Everlight hatte danach angekündigt, gegen die Düsseldorfer Wofi-Entscheidung Rechtsmittel einzulegen: Nach der Überzeugung der Taiwanesen seien die Patente aus Japan bereits 2017 ausgelaufen und hätten somit keine Auswirkungen auf Produkte von Everlight bzw. Wofi.