Meschede. Der Hackerangriff auf die Verwaltungen in Meschede bringt Kurioses zutage. Wie wird gearbeitet? Welche Beschwerden gab‘s? Eine Liste.

Der Hackerangriff schränkt die Arbeit im Kreishaus und in der Stadtverwaltung weiter ein. Die Auswirkungen sind weiter spürbar, nach und nach werden Lösungen gefunden. Doch auch ungewöhnliche Dinge passieren. Eine Liste.

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Die Mülltonne

Viele Mescheder lassen sich via SMS-Service an die Abfuhrtermine der Müllabfuhr erinnern.
Viele Mescheder lassen sich via SMS-Service an die Abfuhrtermine der Müllabfuhr erinnern. © WP

Ein Bürger beschwerte sich bei der Stadt Meschede, weil nicht - wie gewohnt - eine Erinnerung per SMS erhalten hatte, wann seine Mülltone abgeholt wird. Ohne diesen speziellen Service hatte er vergessen, die Tonne an die Straße zu rollen. Durch den Hackerangriff ist auch dieser Service, den viele Bürger nutzen, vorübergehend außer Betrieb. Die Stadtverwaltung weist in diesem Zusammenhang auf den Abfallkalender hin, der auch auf der Notfall-Homepage der Stadt Meschede unter www.meschede.de zum Herunterladen bereitsteht. Des Weiteren bietet auch der heimische Entsorger Lobbe einen komfortablen Erinnerungsservice an.

Der neue Mitarbeiter

Bei der Stadt Meschede hat zum 1. November kein neuer Kollege angefangen. Anders als bei der Kreisverwaltung. Dort werden die Mitarbeiter nun wie früher per Hand und komplett analog ins System eingepflegt. Personalnummer, Telefonnummer, Türschild - all diese Vorgänge werden unter normalen Umständen automatisch mit wenigen Klicks in die Wege geleitet. „Glücklicherweise ist der 1. November kein Haupteinstellungstag“, sagt Martin Reuther, Sprecher der Kreisverwaltung. Zum 1. September oder 1. August wäre dies anders gewesen.

Arbeitsplatz in Köln

Mitarbeiter der HSK-Kreisverwaltung arbeiten nach dem Hackerangriff aus Köln.
Mitarbeiter der HSK-Kreisverwaltung arbeiten nach dem Hackerangriff aus Köln. © dpa | Oliver Berg

Die Kommunen müssen in speziell gesicherten Netzwerken arbeiten, da sensible Daten behandelt werden. Deshalb weichen Kollegen der HSK-Kreisverwaltung auf Netze anderer Verwaltungen aus. Es gibt Arbeitsplätze bei der Bezirksregierung in Arnsberg, in Korbach, Paderborn, Hamm und sogar in Köln. In der Stadt am Rhein wird die „Zahlbarmachung“ im Zuge des Beihilferechts gewährleistet. Dies betrifft beispielsweise Rechnungen für Medikamente oder Behandlungen, die bei Beamten über die Beihilfe bezahlt werden, und zügig bearbeitet werden müssen - auch weil es dort um hohe Beträge gehen kann. „Bei einer Krebserkrankung können beispielsweise schnell Rechnungen über 20.000 Euro im Monat zusammenkommen“, erklärt Martin Reuther. In Hamm und Paderborn sitzen Mitarbeiter der heimischen Kreisverwaltung, um Elterngeldsachen und Vorgänge im Schwerbehindertenrecht zu bearbeiten.

Autokennzeichen

Ramon Luges vom Mescheder Zulassungsservice zula24.de zeigt ein HSK-Kennzeichen.
Ramon Luges vom Mescheder Zulassungsservice zula24.de zeigt ein HSK-Kennzeichen. © Zentrale | Rolf Hansmann

Es gab einen Aufruf im Haus, um die Kolleginnen und Kollegen in der Kfz-Zulassung und in der Führerscheinstelle zu unterstützen. Denn dort ist der Andrang der Bürger hoch. Fachdienstleitungen stellten Mitarbeiter für diese Aufgaben frei. In den Kreishäusern Meschede, Arnsberg und Brilon findet aktuell nur die Annahme und die Ausgabe statt, das Zulassungsgeschäft selbst erfolgt in den Nachbarkreisen Paderborn und Korbach durch eigene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hochsauerlandkreises. Der Andrang am ersten Öffnungstag war groß. In Meschede wurden 195 Vorgänge bearbeitet, in Arnsberg waren es 300 und in Brilon 175.

Wer hat es bemerkt?

In der Nacht auf den 30. Oktober lief eine Warnung bei der Kreisleitstelle in Meschede auf, woraufhin die IT-Bereitschaft die metaphorischen Stecker zog. „Die Kollegen im Homeoffice merkten es als erste. Sie hatten versucht, sich um 6 Uhr einzuloggen und bekamen keinen Zugang“, so Martin Reuther, Sprecher der Kreisverwaltung. Das mobile Arbeiten von zu Hause ist seitdem weiterhin nicht möglich.

Der aufgeräumte Keller

„Ja, nun ist auch die Zeit für Dinge, für die sonst wenig Zeit bleibt“, sagt Martin Reuther, Sprecher der HSK-Kreisverwaltung. Dazu gehört auch, dass der Keller aufgeräumt wird. So sind im Kreishaus auch Kolleginnen und Kollegen damit beschäftigt, Akten zu sichten und für die Digitalisierung vorzubereiten - oder eben auch zur Vernichtung freizugeben, wenn die entsprechenden Fristen zur Lagerung überschritten sind. Beamte nennen diesen besonderen Vorgang auch „Ablage P“ - P steht für Papierkorb.

Die Pressestelle

Die Kreisverwaltung ist per E-Mails nicht erreichbar. Für die Pressestelle wurde eine neue Adresse angelegt, außerhalb der möglicherweise verseuchten Netzwerk-Umgebung. Schriftliche Anfragen von Journalisten bearbeitet Martin Reuther an einem sogenannten „Stand-alone-Rechner“. Dabei handelt es sich um eigenständige Computer, die mit keinem anderen Computersystem verbunden sind. Die Fragen druckt er aus und bringt sie per Umlaufmappe zur Klärung in die verschiedenen Abteilungen. Pressemitteilungen können über den Presseservice veröffentlicht werden, eine Anwendung, die ebenfalls nicht mit dem Netzwerk der Verwaltung verbunden ist. Vieles werde auch per Telefon erledigt.

Das gute Faxgerät

Faxgeräte sind in der Kreisverwaltung im Einsatz.
Faxgeräte sind in der Kreisverwaltung im Einsatz. © dpa | Armin Weigel

Im Mescheder Kreishaus sind ausgemusterte Faxgeräte reaktiviert worden, um nach außen zu kommunizieren. Zudem hat die Verwaltung rund 100 Laptops und Computer angekauft, die wie bereits oben beschrieben als Stand-alone-Rechner eingesetzt werden.