Meschede. 320 Achtklässler in Meschede schildern ihre Wünsche und Probleme: Das sind ihre Ideen, um die sich die Politik jetzt kümmern soll.
Jetzt mischen sich in Meschede auch junge Leute in die Kommunalpolitik ein. Denn der neue Jugendrat, der die Politik begleiten soll, ist gewählt. 320 Achtklässler aus den Schulen im Stadtgebiet haben zuvor klargemacht, was ihnen unter den Nägeln brennt – ein Thema ist dabei besonders brisant.
Elf junge Leute bilden neuen Jugendrat
Mit der kontinuierlichen Beteiligung der Achtklässler, also der 13- und 14-Jährigen, wird ein neues Modell in Meschede getestet. Als Vertretungsgremium ist aus ihren Reihen der elfköpfige Jugendrat gewählt worden – er ist das Nachfolgegremium des längst aufgelösten Jugendparlamentes, das sich als wenig effektiv erwiesen hatte. Das soll sich nun ändern. Die elf jungen Leute sind jetzt Ansprechpartner für die Stadtverwaltung und die Kommunalpolitiker. Und sie achten darauf, dass die Anliegen der Jugend beachtet werden.
Lesen Sie auch:
Was die Mescheder Jugend bewegt, hat sie zuvor in zwei Treffen klar gemacht. Hauptmoderator dabei war Christopher König, der auch dieses Modell für Meschede entwickelt hat. Der 39 Jahre alte Sozialarbeiter ist im Hauptberuf Referent für Jugend und Familie beim Dekanat Hochsauerland-Mitte in Meschede. Freiberuflich ist er Beteiligungsexperte. Er sagt über den Mescheder Beteiligungsprozess: „Es sind ganz spannende Ideen herausgekommen.“
Wiederkehrendes Thema: Die Situation am Bahnhof
Entstanden ist ein ganzer Blumenstrauß an Themen, die Meschedes Jugendliche bewegen. Ganz oben steht dabei eines, das auch viele ältere Bürger besorgt: Die Frage der Sicherheit im Umfeld des Mescheder Bahnhofes und des Busbahnhofs. Denn auch die Jugendlichen sehen sich davon betroffen, das haben die Diskussionen mit den Achtklässlern ergeben – es war ein wiederkehrendes Thema. „Immer wieder wurde von den Jugendlichen gesagt, wir fühlen uns am Bahnhof nicht wohl. Die jungen Leute haben ein Sicherheitsbedürfnis“, sagt Christopher König. Mädchen hätten berichtet, dass sie am Bahnhof auch schon belästigt worden seien.
Als Lösung wurde eine Videoüberwachung für das Bahnhofsumfeld gefordert. Konkret brachten die Jugendlichen auch die Idee ins Spiel, so genannte „Walking Busses“ einzuführen – gemeinsam würden dann Schüler einer Klasse nach dem Unterricht geschützt zum Bahnhof gehen, um von dort aus dann nach Hause zu fahren: Die Gruppe soll Sicherheit bieten. Auch überfüllte Busse wurden von den Jugendlichen beklagt.
Bikepark: Den Sachverstand von Usern nutzen
Viele einzelne Ideen wurden genannt: Der Bau einer Kart-Bahn ist angeregt worden. Christopher König sagt zwar, dass die Kommunalpolitik solch eine Idee natürlich nicht konkret umsetzen könne – das wäre Sache eines Investors: „Aber die Politik weiß jetzt, es gibt einen Bedarf nach noch mehr Freizeitbeschäftigungen.“ Alle Ideen sind bei einem ersten Treffen der Kommunalpolitik und der Stadtverwaltung vorgestellt worden. Ganz unkompliziert können manche Dinge gleich geregelt werden: So werden zwei Jungen künftig vom Bauhof der Stadt angerufen, wenn Arbeiten am Bikepark an der Arnsberger Straße durchgeführt werden müssen – die beiden nutzen den Bikepark häufig und geben dann quasi Tipps aus User-Sicht.
Lesen Sie auch:
Auch viele originelle Ansätze haben die Jugendlichen: Bei der jährlichen Aufräumaktion, zu der die Stadt aufruft, solle gesammelter Müll einfach als Belohnung gegen Gummibärchen eingetauscht werden – dann würde es auch mehr Teilnehmer geben. Oder: Warum nicht ein leerstehendes Geschäft in der Innenstadt zum Proberaum einer Band machen? Mehrfach kritisiert wurde das Handy-Verbot an Schulen: Schließlich sei das Handy doch das alltägliche Kommunikationsmittel unter jungen Leuten. Angeregt wurde das Aufstellen von Insektenhotels an der Ruhr und an der Henne. Mädchen hatten die Idee ins Spiel gebracht, einen Club oder ein Café für unter 16-Jährige einzurichten.
Kritik: Geschäfte schließen zu früh
Viele Wünsche äußerten Jugendliche auch, welche Geschäfte ihnen in der Stadt fehlen – von Starbucks über ZARA bis hin zu Snipes, ein McDrive oder ein Sushi-Laden. Da aber wird die Politik nun gar keinen Einfluss haben, das machte König in den Diskussionen klar. Die Jugendlichen kritisierten auch, dass Geschäfte in Meschede zu früh schließen.
Viermal im Jahr trifft sich der neue Jugendrat künftig – immer, bevor im Rathaus der für Jugendfragen zuständige Ausschuss für Generationen tagt. So können sich die jungen Leute mit dessen Tagesordnung befassen. Geht es zum Beispiel im Ausschuss ums Schwimmbad, könnte der Jugendrat nachfragen, ob dabei auch an eine Photovoltaik-Anlage gedacht wurde.
Die Mitglieder des Jugendrates
- Felix Becker aus Meschede, Gymnasium der Benediktiner
- Sophie Bödefeld aus Meschede, Konrad-Adenauer-Schule
- Jan-Philipp Drepper aus Visbeck, St.-Walburga-Realschule
- Lasse Maximilian Kampmann aus Heinrichsthal, Realschule der Stadt Meschede
- Noah Kasper aus Meschede, St.-Walburga-Realschule
- Indira Luttermann aus Berge, Konrad-Adenauer-Schule
- Mats Odenthal aus Meschede, St.-Walburga-Realschule
- Polly Reimann aus Meschede, Gymnasium der Benediktiner
- Leon Schulte aus Calle, Konrad-Adenauer-Schule
- Kim Stanek aus Wennemen, St.-Walburga-Realschule
- Maximilian Wrede aus Meschede, Hauptschule der Stadt Meschede