Freienohl. In der Freienohler Praxis Breuckmann steigt die Zahl an schweren Erkältungen. Was das für die Impfung gegen Grippe und Corona bedeutet.
Mit dem nasskalten Wetter steigt auch die Zahl der grippalen Infekte. Wer noch Corona-Selbsttests hat, wird feststellen, dass Halsschmerzen, Darmprobleme, Husten und Schnupfen auch auf das Corona-Virus zurückzuführen sind. In der Freienohler Praxis von Dr. Gisbert Breuckmann steigen entsprechend die Zahlen.
Corona und grippale Infekte
Seine Patienten sind bisher neben Corona vor allem Menschen mit grippalen Infekten. Schwer erkrankte Grippe-Fälle, mit hohem Fieber, meldeten sich dagegen bisher in der Praxis noch kaum. Er rechnet aber damit, dass die Zahlen steigen. „Die Grippe kommt in der Regel später im Jahr.“ Bis dahin sei es wichtig, den Schutz durch die Impfung aufzufrischen und das am besten regelmäßig jedes Jahr, „weil man dann eine umfassendere Abwehr gegen die unterschiedlichen Viren erhält.“
Ärger über Sechser-Ampullen
Auch die Zahl derjenigen, die sich gegen Corona impfen lassen wollen, steigt. Dabei bleibt ein Ärgernis, das die Mediziner seit Beginn der ersten Corona-Impfungen kritisieren: Den Impfstoff gibt es weiterhin nur in Fläschchen zu jeweils sechs Impf-Dosen. Finden sich nur zwei oder drei Impfwillige, muss der Rest vernichtet werden. „Wir haben deshalb in unserer Praxis dienstags und donnerstags feste Impftermine eingerichtet“, berichtet Dr. Breuckmann. „Dadurch geht natürlich die Spontaneität verloren.“ Patienten, die beim normalen Kontrolltermin nach der Impfung fragen, müssten oftmals noch mal wiederkommen.
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Der bürokratische Aufwand steigt
„Das bedeutet für uns auch einen erhöhten Verwaltungsaufwand“, erklärt der Mediziner. „Denn für diese Patienten muss ein neuer Termin gefunden werden.“ Das sei ärgerlich, denn eigentlich solle ja der Arbeitsaufwand in den Praxen verschlankt werden. „Das habe ich aber bei noch keiner Sache gemerkt“, ärgert sich der Hausarzt. Im Gegenteil: Mit jeder neuen Regel steige der bürokratische Aufwand.
Corona: Wer sollte sich impfen lassen?
Breuckmann impft vor allem chronisch Kranke gegen Corona. „Diabetiker, Asthmatiker und Menschen mit chronischer Bronchitis“. Er empfiehlt die Impfung auch Menschen über 60 Jahren, deren letzte Infektion oder Impfung länger als ein Jahr her ist. Auch er selbst plant sie für sich. „Ich bin über 60“, erklärt er, „und hatte meine erste und bisher einzige Corona-Infektion im Sommer 2022.“ Damals habe er trotz vorheriger Impfung im Urlaub schwer krank im Bett gelegen. Das wolle er nicht noch einmal erleben. Da er jetzt aber gerade erst die Grippe-Impfung erhalten habe, werde er - wie allgemein empfohlen - zwei Wochen Pause einlegen. „Corona löst jetzt zwar keine Pandemie mehr aus, aber verschwunden ist das Virus keineswegs.“
HINTERGRUND
Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Impfungen gegen Corona weiterhin, um schwere COVID-19-Verläufe zu verhindern, mögliche Langzeitfolgen so weit wie möglich zu reduzieren und Beschäftigte in der medizinischen Versorgung zu schützen.
Mit der Corona-Impfung soll vor allem eine Basisimmunität aufgebaut werden. Wer bereits dreimal Kontakt mit Bestandteilen des Erregers (Impfung) oder dem Erreger selbst (Infektion) hatte, hat diese bereits bestmöglich aufgebaut. Auffrischungsimpfungen werden dann - möglichst im Herbst - nur noch Personen empfohlen, die als besonders gefährdete Personengruppe gelten und deren letzter Kontakt mit dem Erreger mehr als zwölf Monate her ist. Als besonderes gefährdet gelten Personen über 60 Jahren, immunschwache Patienten, Patienten mit bestimmten Grunderkrankungen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen. Sie alle haben ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe.
Auffrischimpfungen sollten - wenn möglich - im Herbst erfolgen, um einen bestmöglichen Schutz während der erwartbaren Infektionssaison zu erreichen. Im Herbst könnte zudem am selben Termin, so die Stiko, auch gegen saisonale Influenza geimpft werden, sofern eine Indikation vorliegt.
Wer zu einem hohen Anteil mit vulnerablen Personen zu tun hat, der könne durch seine Impfung andere schützen. Medizinisches und pflegerisches Personal, so die Stiko, „stellt eine Personengruppe mit erhöhtem Infektionsrisiko dar. Mit der COVID-19 Impfung soll das arbeitsbedingte Infektionsrisiko gesenkt und die Infektionsübertragung auf das gefährdete Umfeld reduziert werden.“