Eslohe/Oberstdorf. Der Bund der Steuerzahler macht in seinem „Schwarzbuch“ Fälle von Steuerverschwendung bekannt. Einer der Fälle hat auch einen Bezug nach Eslohe.

Unnötige Fälle von Steuerverschwendung macht der Bund der Steuerzahler jedes Jahr in seinem „Schwarzbuch“ bekannt. Diesmal hat es auch ein Fall mit Bezug zu Eslohe ins neue „Schwarzbuch“ geschafft – als „richtig skurril“ überschreibt ihn der Steuerzahlerbund.

Schauplatz dabei ist die Tourismushochburg Oberstdorf im Allgäu. 2022 war dort ein 15 Meter hoher Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz an der Kirche aufgestellt worden. Kosten laut Gemeindeverwaltung: 24.500 Euro. Warum so teuer? Der Christbaum wurde per Schwertransport aus Eslohe geliefert – über eine Strecke von 600 Kilometer. 240 Liter Sprit sollen dafür auf der Strecke zwischen Sauerland und Allgäu liegen geblieben sein.

Spezialfirma aus Sauerland beauftragt

Denn kurzfristig fand sich kein geeigneter Baum vor Ort – obwohl Oberstdorf 1000 Hektar Wald besitzt. So kam am Ende Eslohe ins Spiel. Der Steuerzahlerbund zitiert den Bürgermeister: „Es stellte sich die Aufgabe, vier Wochen vor dem ersten Advent einen passenden Baum zu beschaffen. In der Kürze der Zeit war kein Unternehmer zu finden, der einen Baum aus heimischen Wäldern liefern konnte. Dies führte zu der Beauftragung der Spezialfirma aus dem Sauerland.“ Der Baum aus dem Sauerland sei vom beauftragten Unternehmer angeboten worden, da er durch einen Sturmschaden umzustürzen drohte und ohnehin hätte gefällt werden müssen. Die Kosten für den Baum inklusive Fällung beliefen sich auf rund 10.000 Euro: „Diese Kosten wären auch für einen Baum aus der Region angefallen.“

Der Christbaum aus Eslohe im Advent 2022  im Ortszentrum von Oberstdorf: Die nahezu 25.000 Euro teure Tanne wurde knapp 600 Kilometer weit vom Sauerland ins Allgäu transportiert.
Der Christbaum aus Eslohe im Advent 2022 im Ortszentrum von Oberstdorf: Die nahezu 25.000 Euro teure Tanne wurde knapp 600 Kilometer weit vom Sauerland ins Allgäu transportiert. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand

Der Oberstdorfer Tourismusausschuss hatte beschlossen: „Die Kommunalen Dienste Oberstdorf - Abteilung Grünordnung - werden ermächtigt, geeignete Angebote einzuholen und die Beauftragung an einen wirtschaftlich annehmbaren Bieter zu veranlassen.“

>>> Lesen Sie hier: Tierschau bei Reister Markt: Verwunderung beim HSK über Anzeige von PETA <<<

Das Gesamtpaket belief sich dann auf rund 25.000 Euro. Alles wurde aus einer Hand erledigt: Ankauf in Eslohe, Fällen, Einholen aller Genehmigungen für den Schwertransport, Aufstellen an der Kirche, später Abbau und Entsorgung des Christbaums. Die Gemeinde stellt laut „Allgäuer Zeitung“ klar: Die Kosten seien nicht allein für den Nadelbaum angefallen. Im Gesamtpaket wären zusätzlich Christbäume für die Ortsteile und weitere 30 Nordmanntannen enthalten gewesen.

Steuerzahlerbund: Rechtzeitig Christbaum daheim suchen

Der Oberstdorfer Bürgermeister ließ den Bund der Steuerzahler wissen, dass „selbstverständlich geplant ist, künftig nach Möglichkeit wieder einen Baum aus eigenem Forst zu verwenden. Für Transport und Aufstellen des Baumes werden wir aus Sicherheitsgründen jedoch auf den Einsatz einer Spezialfirma nicht verzichten können“. Der Steuerzahlerbund sagt zu dem Fall: „Statt in die Ferne zu schweifen, wäre ein rechtzeitiger Blick auf der Suche nach einem geeigneten Christbaum in den heimischen Wäldern sinnvoller und vor allem kostengünstiger gewesen.“