Eslohe/Oberstdorf. Braucht ein Tourismusort wie Oberstdorf gleich zwei Weihnachtsbäume? Einer davon stammt aus Eslohe und sorgt für Ärger im Allgäu.

Zuschauer bei der von Veltins mitgesponserten Vierschanzentournee in Oberstdorf werden sicher auch einen Abstecher in den Ort machen: Auffallen werden ihnen dort gleich zwei Weihnachtsbäume – einer davon kommt aus dem Hochsauerlandkreis und sorgt in Bayern für viel Aufregung.

Der 15 Meter hohe Weihnachtsbaum im Ortskern des Tourismusortes mit seinen rund 10.000 Einwohnern kommt aus Eslohe. Per Schwertransport ist der Baum von Eslohe aus 600 Kilometer weit ins Allgäu transportiert worden – die Kosten dafür gibt die Gemeindeverwaltung in Oberstdorf mit 24.500 Euro an. 240 Liter Sprit blieben dabei allein auf der Strecke.

Ärger um Standort

Dabei gibt es einen zweiten Weihnachtsbaum: Denn im Kurpark von Oberstdorf ist im Herbst bereits eine Nordmanntanne gepflanzt worden, die künftig als neuer, dauerhafter Christbaum dienen soll. Der Standort traf allerdings in Oberstdorf auf Kritik: Er liegt zwar nur 100 Meter vom Marktplatz entfernt, dem klassischen Standort des Christbaums vor der Kirche – aber dann eben doch 100 Meter abseits des Geschehens. Seit 1897 war das der traditionelle Standort.

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Wegen der Kritik am fehlenden Weihnachtsbaum mitten im Ort hatte der Gemeinderat dann beschlossen, doch kurzfristig einen Christbaum vor der Kirche wieder aufstellen zu lassen. So kam der Auftrag nach Eslohe zustande – zehn Tage vor dem ersten Advent.

Kritik an teurem Zweitbaum

In Oberstdorf entzündete sich Kritik an der teuren, wenig nachhaltigen Aktion. Denn die Gemeinde Oberstdorf besitzt auch selbst rund 1000 Hektar an eigenem Wald. In der Vergangenheit war auch immer ein Baum von der Gemeinde durch ihre Kommunalen Dienste gefällt und dann vor der Kirche aufgestellt worden. Aus Sicherheitsgründen sei das Fällen samt Transport aber kurzfristig in diesem Jahr nicht mehr möglich gewesen, hieß es im zuständigen Tourismusausschuss. Stattdessen wurde eine Spezialfirma beauftragt, die alles aus einer Hand erledigte – inklusive Ankauf in Eslohe, dem Fällen, das Einholen aller Genehmigungen für den Schwertransport vom HSK aus nach Bayern, das Aufstellen des Baumes an der Kirche in Oberstdorf, später dann auch die Garantie für den Abbau samt Entsorgung.

In Oberstdorf selbst hatte die katholische Kirchengemeinde angeboten, vor ihrer Kirche eine hohe Thuja zu fällen, damit dort dauerhaft ein Nadelbaum gepflanzt werden könnte – und dann immer auch als Christbaum dienen sollte. Das hatte die Gemeindeverwaltung abgelehnt: Man achte auf den Grundsatz, keine gesunden Bäume fällen zu wollen. So kam der neue Standort für den Ganzjahresstandort im Kurpark zustande.

In Bayern hagelt es Kritik an der teuren Aktion, gerade in den sozialen Medien. Etwa auf Facebook: „Über 60 Millionen Schulden haben, aber den Weihnachtsbaum aus 600 Kilometern Entfernung holen, wo man doch genug Wald vor der eigenen Tür hat.“ Bei Twitter ist die Rede von „Dekadenz im Allgäu“. Oder auf der Homepage der Gemeinde selbst: „Und die Gemeinde Oberstdorf kauft sich einen Baum für 26.000 Euro im Sauerland. Schämt euch für diese Geschichte.“