Grevenstein. Im Stadtgebiet Meschede wird viel Platz für neue Windräder entstehen. Auch die Brauerei Veltins in Grevenstein hat dabei Pläne.
In 21 Bereichen im Stadtgebiet von Meschede sollen künftig Windräder konzentriert gebaut werden können. Eine entsprechende Liste hat der Stadtrat verabschiedet. Eine der größten Zonen mit 223 Hektar wird bei Grevenstein entstehen. Dort wird sich auch die Brauerei Veltins engagieren.
Mehrkosten durch gestiegene Energiepreise
Veltins hatte allein im vergangenen Jahr Mehrkosten von über 20 Millionen Euro im Energiebereich. Jetzt plant die Brauerei ihre eigene Energiewende – natürlich auch, um die vorgeschriebene Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 erreichen zu können. Die Energieversorgung wird in den kommenden Jahren radikal umgestellt. Zwei Drittel des gesamten Energiebedarfs der Brauerei macht derzeit Gas aus, ein Drittel der Strom. Vor allem der Brau- und Abfüllbereich hängt derzeit besonders von Gas ab. Ziel ist es, den gesamten Bedarf künftig durch regenerativ erzeugten Strom zu decken. Durch den Mescheder Windkraft-Beschluss wird das jetzt greifbarer.
Windkraft ist bei der Umstellung das wichtigste Element für Veltins, sie hat absolute Priorität für die künftige Versorgung. Zwar wird in einem ersten Schritt jetzt auch Photovoltaik auf den Gebäuden umgesetzt, das reicht aber nur für gerade einmal drei Prozent der Energieversorgung. Die große Masse der neuen alternativen Energie muss aus Windrädern kommen. Zumal: „Wir werden deutlich mehr Strom brauchen“, sagt Veltins-Sprecher Uli Biene - um eben auch den Gas-Anteil zu ersetzen. Ganze Produktionsbereiche und -stränge müssten komplett umgestellt werden. Nötig seien dann zum Beispiel auch Hochleistungswärmepumpen: „Da wird technologisch enorm viel passieren.“ Auch sie haben aber Strombedarf.
Sorgen um das Quellwasser ausgeräumt
Im Detail ist vor dem Beschluss der Zuschnitt jeder einzelnen Zone genau untersucht worden. Im nun möglichen neuen Windpark Grevenstein-Süd ist dabei der gesamte Bereich des Enscheider Bachs aus der Planung herausgenommen worden – auch, um das Landschaftsbild des Ortes zu schützen.
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Veltins hatte sich, unterstützt von ihrer Kanzlei, dafür stark gemacht: Die Brauerei fürchtete um das Quellwasser, das durch den Bau von Windrädern gefährdet sein könnte – etwa durch die Anlage von Straßen zu den Windrädern oder durch die tief in den Untergrund reichenden Fundamente der Windräder. Denn in dem Enscheider Tal liegt das größte Einzugsgebiet für das Brauwasser von Veltins.
Windräder zur Standortsicherung
Die Brauerei, das bestätigt Sprecher Uli Biene, wird sich an dem Windpark Grevenstein-Süd beteiligen. Die Fläche würde Raum für mindestens 13 Windräder bieten. „Wir würden eine kleinere Anzahl davon benötigen“, so Biene: Für die eigene Versorgung wären demnach „drei, vier Windräder maximal erforderlich.“ Andere, weitere Windräder – etwa auf dem angrenzenden Sunderaner Gebiet – kämen für Veltins nicht in Frage: „Benachbarte Standorte sind keine Option für uns.“
Hintergedanke sei stets: „Es geht uns um die Sicherung des Standortes.“ Bereits die Voruntersuchungen hätten eine hohe sechsstellige Summe gekostet. Die Brauerei hofft, dass jetzt auch die übergeordneten Behörden den Mescheder Windkraft-Pläne zustimmen: „Uns liegt daran, diese Pläne jetzt auch durchzusetzen.“ Schließlich dauere es erfahrungsgemäß noch 72 Monate durchschnittlich, bis sich ein Windrad endlich drehen könne und Strom erzeuge.
Ortsvorsteher: Bürger an Windkraft beteiligen
In die Umstellung der gesamten Energieversorgung wird Veltins in den kommenden Jahren 90 Millionen Euro investieren – für Biene „eine der größten Wenden der Nachkriegszeit“. Mit Blick auf die Branche sieht er gerade auf viele kleinere Brauereien Probleme zukommen, diese hohen Investitionskosten bewältigen zu können.
Grevensteins Ortsvorsteher Thomas Jostes sieht die Änderung des Flächennutzungsplanes mit der Ausweisung von Konzentrationszonen als Kompromiss an: Für Grevenstein bedeute es die Beschränkung der Flächen auf einen Bereich, andere Sichtachsen würden so weiterhin frei von Windkraft „für ein harmonisches Landschaftsbild“ bleiben. Er fordert: Wirtschaftliche Vorteile, die auch die Stadt Meschede durch die Windkraft erziele, müssten auch dorthin zurückfließen, wo die Wertschöpfung stattfinde – nämlich nach Grevenstein. Wer in Grevenstein Windräder plane oder Grundstücke zur Verfügung stelle, fordert Jostes, sollte immer eine Form von Bürgerbeteiligung daran prüfen.