Meschede. Im Stadtgebiet Meschede könnten 50 neue Windräder entstehen. Es gibt jetzt eine Liste mit den Gebieten. Dennoch sind weitere Fragen offen.

Jetzt steht endgültig fest, wo im Stadtgebiet von Meschede künftig neue Windräder gebaut werden könnten. Dazu ist eine Liste mit so genannten Konzentrationszonen für die Windkraft beschlossen worden - also Flächen, auf denen gleich mehrere Anlagen verwirklicht werden könnten. Formell beschlossen wurde dafür eine Änderung des Flächennutzungsplanes.

Zwei Jahre bis zur Liste

Der Beschluss dazu fiel einstimmig im Ausschuss für Stadtentwicklung, der wegen der übergreifenden Bedeutung des Themas und zur Einbindung aller Kommunalpolitiker dafür gemeinsam mit den Bezirksausschüssen Freienohl und Remblinghausen tagte. Die abschließende erforderliche Zustimmung des Mescheder Stadtrates am Donnerstag ist deshalb nur noch eine reine Formsache. Zwei Jahre lang dauerte es letztlich, bis am Ende diese Liste entstehen konnte.

>>> Lesen Sie auch: Nach Eskalation in Freienohl: Pkw rollt auf Paketboten zu <<<

Vorgesehen sind insgesamt 21 Konzentrationszonen im gesamten Stadtgebiet – manche bestehen aus tatsächlich einer zusammenhängenden Fläche, andere setzen sich aus mehreren Teilflächen zusammen, weil zwischendurch zum Beispiel Bäche oder Bereiche mit Laubwald liegen. Fast alle liegen entlang der Stadtgrenzen, ausgenommen sozusagen mittendrin rund 60 Hektar am Sterz bei Vellinghausen. Besonders viel Raum wird der Windkraft künftig bei Remblinghausen, bei Eversberg und bei Grevenstein gegeben.

Platz für 50 Windräder

Insgesamt sind Windräder auf 1706 Hektar jetzt denkbar, das sind fast acht Prozent des Stadtgebietes. Rein rechnerisch wäre damit Platz für etwa 50 Windräder – wegen der teils unterbrochenen Flächen steht die genaue Zahl aber nicht fest, wie genau hier einzelne Projekte umgesetzt werden könnten.

Hier sind die Konzentrationszonen für die Windenergie in Meschede.
Hier sind die Konzentrationszonen für die Windenergie in Meschede. © Anna Stais

Die Stadtverwaltung hat den insgesamt 21 Flächen Namen gegeben. Freienohl West umfasst Flächen nördlich und südlich der Rümmecke mit zusammen über 250 Hektar. 223 Hektar liegen im Süden von Grevenstein in Richtung Meinkenbracht. Visbeck/Berge Süd bekommen drei Gebiete (Kleiner Schneppenberg, Hildeshahn, In der Suppschlah) mit zusammen über 130 Hektar. Im Süden von Calle und Wallen soll die größte zusammenhängende Konzentrationszone mit rund 242 Hektar entstehen, an der Grenze nach Eslohe bei Wenholthausen.

Nahe Warstein

Windräder sind künftig auch westlich und östlich der B55 nach Warstein möglich (zwischen Haus Dortmund und Hirschberger Weg) – Meschede Nord nennen sich dort die beiden kleinen, zusammen 45 Hektar großen Gebiete auf Borkenkäfer-Schadflächen.

Eversberg werden an den Höhenlagen nach Warstein (mit 250 Meter Abstand zum Lörmecketurm) und nach Bestwig hin fünf Flächen zugewiesen: Eversberg Nordwest umfasst die Bereiche Große Steinmecke (23,8 Hektar), Greverhagen (160 Hektar) und Liverhagen (38,5); Eversberg Nordost mit knapp 150 Hektar den Warsteiner Kopf und 50 Hektar den Bereich Aufm Flachsland.Zwischen Nierbachtal und Blüggelscheidt werden 32 Hektar an der Landstraße ausgewiesen.

Bei Remblinghausen

Rund um Remblinghausen sind, zusätzlich zum Sterz bei Vellinghausen, 60 Hektar am Hockenstein in Richtung Brabecke, zwei Gebiete (Hundsköpfchen und Hellepine) südlich von Bonacker in Richtung Dornheim mit 130 Hektar, dazu zusammen 112 Hektar südlich von Ennert denkbar (Astenberg, Goldener Strauch).

Mit der Ausweisung von Konzentrationszonen kommt die Stadt den Forderungen nach, der Windkraft „substanziell“ Raum verschaffen – als Beitrag zur Energiewende. Hinter „substanziell“ verbirgt sich allerdings kein echter Wert, keine wirkliche Zahl: Richter haben dafür in Urteilen zur Windkraft bisher etwa zehn Prozent eines Stadtgebietes zugrunde gelegt. Meschede käme mit seinen 21 Zonen jetzt auf 10,3 Prozent. „Wir gehen davon aus, dass unsere Planung tragfähig ist“, sagte Stephan Rach aus der Stadtverwaltung.

Politik sieht Kompromiss

Mit dem geänderten Flächennutzungsplan wird in Meschede das kommunalpolitische Ziel umgesetzt, Windkraft steuern zu können: Einerseits also Windräder an Standorten umzusetzen, für die jetzt ein Konsens gefunden wurde, sie aber andererseits an anderen ungewünschten Stellen damit auch auszuschließen. Sprecher aller Fraktionen bezeichneten das Ergebnis jetzt als ausgewogenen Kompromiss. Marcel Spork (CDU) sagte: „Wir wollten Wildwuchs in Meschede verhindern.“ Das Ergebnis jetzt sei „keine Verhinderungsplanung, sondern positiv: Wir räumen der Windkraft Raum ein.“

Auch Jürgen Lipke (SPD) betonte, wie wichtig es gewesen, die Entscheidungen steuern zu wollen: So setze man sich nicht der Willkür von Projektierern der Windradanlagen aus. Die Politiker hatten die Sommerferien genutzt, um die Planungen abschließend zu verfeinern. Man habe dabei Faktoren wie besondere Sichtachsen und den Erholungswert von Flächen bei den Entscheidungen berücksichtigt, so Lipke.

Städtische Flächen

Hans-Theo Körner (Grüne) wies darauf hin, dass unter den gefundenen Flächen auch viele kommunale Flächen seien, die der Stadt Meschede wiederum gehörten – mit der Möglichkeit, dadurch künftig auch neue Einnahmen zu erhalten. Bürgermeister Christoph Weber betonte jedoch, dies habe bei der Suche und den Entscheidungen keine Rolle gespielt. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit eben groß, weil die Stadt selbst der größte Waldbesitzer im Stadtgebiet ist.

Was weiterhin bleibt, sind viele offene Fragen – aus übergeordnetem Blickwinkel heraus. Die Stadtverwaltung spricht von einer „hochdynamischen Situation“ mit Blick auf Gesetze und politischen Forderungen. Was kommt da noch an Entwicklungen von Land und Bund, etwa zu Abstandsregelungen? Auch Details sind noch ungeklärt. Werden zum Beispiel die bestehenden Windräder bei Einhaus erneuert – das so genannte Repowering, wie es Fachbereichsleiter Klaus Wahle schon andeutete? Dann würden dort die derzeit 150 Meter hohen Anlagen durch neue, 250 Meter hohe Windräder ersetzt.