Meschede. Ab 2024 wird der Einbau einer neuen Heizung komplizierter. Ist Gas erlaubt? Muss es erneuerbare Energie sein? Das raten Installateure in Meschede.

Der Bundestag hat das Gebäudeenergiegesetz (GEG) beschlossen. Ab dem 1. Januar 2024 wird der Umstieg auf Erneuerbare Energien beim Einbau von neuen Heizungen bei Neubauten verpflichtend, bei Bestandsbauten greift die Regelung, sobald die Kommunen einen Wärmeplan aufgestellt haben. Die Heizungsinstallateure der Region berichten, wie die Reaktion der Kunden ausfällt und was sie als Experten empfehlen.

Unsicherheit bei Förderungen

Ingomar Schennen, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft.
Ingomar Schennen, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. © Ute Tolksdorf

Die Mescheder Installateure sind sich einig: Es herrscht aktuell Verunsicherung und Zurückhaltung bei den Kunden. Dafür ist besonders die Unsicherheit bei den Förderungen verantwortlich, momentan ist nur die Grundförderung von 30 Prozent sicher. Ingomar Schennen betont, dass wirklich belastbare Aussagen dazu erst Ende Oktober getroffen werden können. Er ist der Geschäftsleiter der Innung für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Brilon/ Meschede.

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Andre Knoche als Inhaber der Knoche-Haustechnik sieht die Verbreitung von Fehlinformationen als weiteren Grund für die allgemeine Irritation.

Lieferengpässe bei Gasheizungen

Andre Knoche ist stellvertretender Obermeister der HSK-Innung Gas Heizung und Geschäftsführer und Inhaber von Knoche-Heiztechnik aus Bad Fredeburg.
Andre Knoche ist stellvertretender Obermeister der HSK-Innung Gas Heizung und Geschäftsführer und Inhaber von Knoche-Heiztechnik aus Bad Fredeburg. © Privat

Auch Günter Babilon von der Haustechnik Babilon empfindet die Unordnung durch die Regierung als echtes Problem. „Dadurch kam es zu einer starken Nachfrage auf Gasheizungen, das hat Lieferengpässe und einen Arbeitsstau mit sich gebracht “, erklärt er. Besonders im Frühjahr nach dem ersten Entwurf des GEG seien Lieferungen von Gasheizungen nicht mehr möglich gewesen, erinnert sich Andre Knoche.

Eine sehr menschliche Reaktion, wie Ingomar Schennen findet: „Wenn ich mir jetzt noch eine Gasheizung einbauen lasse, habe ich erstmal für 15 Jahre Ruhe.“ Aktuell hat sich die Situation aber wieder eingependelt, der Druck ist nicht mehr so auf dem Kessel wie nach dem ersten Entwurf.

Wärmepumpen nicht immer die Ideal-Lösung

Den drei Experten ist bewusst, dass Wärmepumpen nicht für jedermann die optimale Lösung sind. „Bei 60-, 70- und 80-er Jahre Bauten sind die Dämmungen häufig nicht für eine Wärmepumpe ausgelegt. Da heizt dann nicht die Pumpe, sondern der Heizstab - keine schöne Sache für den Zähler“, berichtet Schennen.

Obwohl sich die Situation um die Gasheizungen entspannt hat, sind die Kapazitäten beider Betriebe ausgeschöpft. Beide müssen noch Aufträge aus den Vormonaten abarbeiten und auch der Fachkräftemangel hat seine Finger mit im Spiel.

Die Lieferzeiten einer neuen konventionellen Heizung mit Öl oder Gas sind schwer einzuschätzen. Schennen und Knoche sind sich sicher, dass es bis ins nächste Jahr geht.

Günter Babilon (rechts), Inhaber der Babilon Haustechnik, mit seinem Team.
Günter Babilon (rechts), Inhaber der Babilon Haustechnik, mit seinem Team. © WP

Es kann sogar bis hin zu einem dreiviertel Jahr lang dauern. Babilon hingegen schätzt die Wartezeit auf nur vier bis sechs Wochen ein. Bei einem akuten Notfall geht es natürlich schneller, denn die Hersteller behalten immer eine Anzahl an Reserve-Geräten zurück.

Hilfe vom Energieberater

Ingomar Schennen empfiehlt das Hinzuziehen eines Energieberaters, um eine individuelle Lösung je nach Bau zu finden. Bei einem Neubau mit optimaler Dämmung findet er eine Wärmepumpe vertretbar. Wer unbedingt eine Gasheizung möchte, bekommt von Andre Knoche den Rat, eine Gasheizung, die offen für neue Energien ist, zu wählen. „Besonders wenn die Gaspreise in Zukunft in die Höhe schießen sollten, ist eine hybride Lösung empfehlenswert“, so der Bad Fredeburger.