Meschede. Die verlassene Veramed-Klinik in Meschede-Beringhausen gilt als Geisterklinik. Steht nun ein neues Kapitel bevor? Diese Hinweise gibt’s.

Die ehemalige Veramed-Klinik in Beringhausen bei Meschede hat einen ernsthaften Interessenten: Die Unicorn Real Estate GmbH, eine Immobilien-Gesellschaft mit Sitz an der Königsallee in Düsseldorf, stellt das Gelände neuerdings auf ihrer Webseite als Projekt vor.

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Ehemalige Veramed-Klinik in Beringhausen. Auf diesem Bild ist der frühere Eingang zu sehen. An der Tür kleben noch die Segensgrüße der Sternsinger aus dem Jahr 2009.
Ehemalige Veramed-Klinik in Beringhausen. Auf diesem Bild ist der frühere Eingang zu sehen. An der Tür kleben noch die Segensgrüße der Sternsinger aus dem Jahr 2009. © WP | Ilka Trudewind

Das Unternehmen will das Klinikgelände in Beringhausen eigenen Angaben zufolge zu „einer Kurklinik mit angeschlossenem Veranstaltungshotel und einer Seniorenresidenz“ umbauen. „Im Bereich der nicht denkmalwürdigen Nebengebäude (Maschinenhaus, Verwaltungsgebäude, Ärztehaus, Garage und Schwesternheim) entsteht ein zusätzlicher Neubau“, heißt es. Künftig soll dann eine Fläche von etwa 29.730 m² zur Verfügung stehen. Angaben zu einem Zeitplan gibt es dort nicht. Eine Presseanfrage dazu wurde noch nicht beantwortet.

Starke Verwüstung

Innen ist das Gebäude vollkommen verwüstet. Metalldiebe, Urban-Explorer, Neugierige, Airsoftballspieler, Satanisten und Geisterjäger machten sich die Räume in den vergangenen 14 Jahren auf ihre Weise zu Eigen und hinterließen Spuren. Gerade in den vergangenen zwei Jahren erreichte die Zerstörungswut ein neues Level. Mittlerweile sind nahezu alle Fenster des Gebäudes zerstört.

Ehemalige Veramed-Klinik in Beringhausen wird häufig auch als Geisterklinik bezeichnet.
Ehemalige Veramed-Klinik in Beringhausen wird häufig auch als Geisterklinik bezeichnet. © WP | Ilka Trudewind

Gebäude stehen unter Denkmalschutz

Im März dieses Jahres wurde bekannt, dass die Klinik unter Denkmalschutz gestellt wurde. Denn die ehemalige Auguste-Viktoria-Knappschaftsheilstätte (später Veramed-Klinik) gilt laut Begründung „als bei weitem am besten erhaltenes Beispiel des Bautyps einer Lungenheilstätte im Sauerland“. Unter Schutz steht der Bestand bis 1945: Das Äußere und Innere des mehrteiligen Gebäudes – dazu gehören auch die Kapelle mit Buntglasfenstern und hölzerner Wand, die Farbfassungen an Wänden und Decken, der Glockenturm samt Glocke und Turmuhr, die teilweise erhaltenen alten Fenster und das Dach aus Naturschiefer.

Steuervorteile bei Denkmälern

Die Unicorn Real Estate saniert gemäß ihrer Internetseite sanierungsbedürftige denkmalgeschützte Immobilien, entwickelt ein neues Konzept, setzt dieses um und vermarktet die Immobilie anschließend wieder mit Gewinn. Hierbei nutzt das Unternehmen die Steuervorteile bei Denkmälern. Auch die ehemalige Veramed-Klinik gilt nun als ein solches Projekt.

Sanatorium im Schwarzwald

Auf der Homepage des Unicorn-Unternehmens werden weitere aktuelle Projekte aufgeführt: Darunter das ehemalige Sanatorium Charlottenhöhe im Schwarzwald. Auch hierbei handelt es sich um eine denkmalgeschützte, seit Jahren verlassene, Lungenheilanstalt. Hier sollen luxuriöse Seniorenwohnungen entstehen.

Ehemalige Veramed-Klinik in Beringhausen: Hier ist der Eingang zu sehen.
Ehemalige Veramed-Klinik in Beringhausen: Hier ist der Eingang zu sehen. © WP | Ilka Trudewind

Eigentümer der Veramed-Klinik war zu letzt eine Gesellschaft namens Sanatel aus Düsseldorf, die als Limited Company als Kapitalgesellschaft in Großbritannien registriert ist. Noch im Frühjahr hieß es auf Anfrage dieser Zeitung von einem Vertreter der Gesellschaft: „Wir geben nicht auf. Die Klinik hat immer noch eine Chance.“

Medizinische Nutzung vorgeschrieben

Planungsrechtlich ist das Gebiet in Beringhausen auf eine medizinische Nutzung festgelegt. Durch den Denkmalschutz ergibt sich nun jedoch eine Lockerung der Nutzungsmöglichkeiten, da ein Denkmal ein so genanntes „Objekt der Kulturlandschaft“ sei und damit deutlich mehr Möglichkeiten zugelassen seien, als es der aktuelle Flächennutzungsplan vorgibt, hieß es seitens der Stadtverwaltung.

  • 1901 begannen die Arbeiten am Bau der Auguste-Viktoria-Knappschaftsheilstätte in Beringhausen. Bauherr und Träger war der Bochumer „Allgemeine Knappschaftsverein“, 118 Betten waren geplant. Die Eröffnung erfolgte am 28. Juni 1904. Hauptsächlich wurden dort Tuberkulose-Kranke behandelt.
  • Im Zweiten Weltkrieg diente die Heilstätte erst als Reservelazarett und vom Kriegsende bis 1946 als Kriegsgefangenen-Lazarett der Alliierten.
  • Von 1946 bis 1986 war die Ruhr-Knappschaft in Bochum wieder Eigentümerin des Hauses. Der alte Name wurde in „Bundesknappschafts-Klinik Tannenberg“ abgeändert. 1986 wurde die Tannenberg-Klinik verkauft.
  • Im Juli 1988 übernahm die Veramed-Gesellschaft die Klinik. Das Konzept: Ganzheitliche Medizin zur Nachsorge von Krebs-Patienten. Sie schloss 2009, ein Jahr nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Seitdem steht die Klinik leer.