Meschede. Als Geisterklinik machte sie Schlagzeilen. Zuletzt war es ruhig um die leerstehende Veramed-Klinik bei Meschede. Jetzt tut sich etwas.
Im Fall der Geisterklinik von Beringhausen bei Meschede gibt es neue überraschende Entwicklungen. Ist die ehemalige, innen völlig ausgeplünderte Veramed-Klinik doch noch zu retten?
Dass Gebäude unter Denkmalschutz gestellt werden, ist ein so genanntes Geschäft der laufenden Verwaltung – ein Alltagsgeschäft also im Mescheder Rathaus.
Den Kommunalpolitikern wird das nur zur Kenntnis gegeben. Und dabei taucht jetzt auf: Die Veramed-Klinik ist unter Denkmalschutz gestellt worden, obwohl sie seit Jahren leer steht, seitdem verfällt und von Metalldieben sowie Vandalismus innen verwüstet wurde.
Denkmalschutz soll helfen
Ist es nicht paradox, ein zunehmend verfallendes Gebäude jetzt auch noch neu als Denkmal zu schützen? Erschwert das nicht alle Absichten, womöglich doch etwas zu ändern? Die unerwartete Antwort: Nein, im Gegenteil! Übereinstimmend sagen das die Stadt Meschede und auch die Eigentümer.
Den Antrag auf Denkmalschutz hat der Landschaftsverband in Münster gestellt: Als Obere Denkmalbehörde bei der unteren Denkmalbehörde, der Stadt Meschede. Seit einigen Jahren, so die Stadt auf Anfrage, laufe die fachliche Begutachtung. Die fachliche Einschätzung der Denkmalwürdigkeit sei „auch absolut unstrittig“.
Alles vor 1945 schützenswert
Unter Denkmalschutz steht das Gebäude auch nicht unter ihrem letzten Namen als Veramed-Klinik, die auf die Nachsorge von Krebs-Patienten spezialisiert war.
Stattdessen wird damit die Anfangsgeschichte der ehemaligen Auguste-Viktoria-Knappschaftsheilstätte gewürdigt „als bei weitem am besten erhaltenes Beispiel des Bautyps einer Lungenheilstätte im Sauerland“, so eine der Begründungen.
Unter Schutz steht der Bestand bis 1945: Das Äußere und Innere des mehrteiligen Gebäudes – dazu gehören auch die Kapelle mit Buntglasfenstern und hölzerner Wand, die Farbfassungen an Wänden und Decken, der Glockenturm samt Glocke und Turmuhr, die teilweise erhaltenen alten Fenster, das Dach aus Naturschiefer. Das angebaute Treppenhaus sowie Um- und Anbauten aus der Zeit nach 1945 stehen nicht unter Denkmalschutz.
Immer noch Interessenten
Eigentümer ist immer noch eine Gesellschaft namens Sanatel aus Düsseldorf. Allerdings ist sie als Limited Company als Kapitalgesellschaft in Großbritannien registriert – damit haften Gesellschafter nur mit ihrer Einlage. Durch den Brexit hätten sich Probleme ergeben, sagt ein Vertreter der Gesellschaft auf Anfrage: Aktuell werde versucht, eine Übertragung ins deutsche Grundbuch umzusetzen. Und: „Wir geben nicht auf. Die Klinik hat immer noch eine Chance.“
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Tatsächlich würden sich weiterhin Interessenten für das Gelände melden: „Aber die Indikation und der Pächter müssen passen.“ Denn am Standort in Beringhausen ist nicht alles möglich: Planungsrechtlich ist das Gebiet auf eine medizinische Nutzung festgelegt. Auch die Stadt Meschede bestätigt: Es gebe immer wieder „lose Anfragen“ zu dem Gebäude.
Eigentümer verwerfen Abbruch
Die Option eines Abbruches und Neubaus war in der Vergangenheit von Sanatel geprüft worden – und wurde verworfen: „Der Abbruch kostet mehr, als das Grundstück wert ist.“
Deshalb liegt die Hoffnung jetzt tatsächlich im Denkmalschutz: „Planungsrechtlich erleichtert der Denkmalschutz eine neue Nutzung erheblich“, so die Stadtverwaltung.
Da sich das Gebäude im Außenbereich befinde, seien derzeit nur wenige Nutzungen möglich: Ein Denkmal allerdings sei „ein so genanntes Objekt der Kulturlandschaft und lässt damit deutlich mehr Möglichkeiten zu, als es der aktuelle Flächennutzungsplan vorgibt“. Dazu kommt: Der Denkmalschutz bietet auch steuerliche Vorteile, außerdem wären Förderungen möglich.
Auch von Eigentümerseite wird das bestätigt: „Die Immobilie wird durch den Denkmalschutz aufgewertet. Die Klinik hat immer noch ihren Charme. Sie lebt von ihrer schönen Fassade.“ Für die Stadt kommt hinzu: Durch Neuregelungen im Denkmalschutzgesetz wird Kommunen seit Juni 2022 ein Vorkaufsrecht beim Kauf von Grundstücken, auf denen sich Denkmäler befinden, eingeräumt.