Meschede. Ihr erstes Auto war ein Audi 80 und ein Kadett C City, gekauft für eine Kiste Bier. Dirk Schulte und Torsten Kasper aus Meschede erinnern sich.

Das erste Auto, das erste Gefühl von Freiheit, das einem der Fahrtwind mitten ins Gesicht bläst – unvergesslich. Fast jeder erinnert sich an den ersten Wagen, an die Geschichten mit den alten Schätzchen und die Abenteuer, die man gemeinsam erlebt hat.

Für die Kfz-Mechaniker von AutoTechnik Schulte aus Meschede – Chef Dirk Schulte selbst und Werkstattmeister Torsten Kasper – war ihr erstes Auto nur der Anfang einer langen Geschichte der Liebe zum Kfz. Doch beide erinnern sich ganz genau.

Den Audi 80 kaufte Dirk Schulte für eine Kiste Bier
Den Audi 80 kaufte Dirk Schulte für eine Kiste Bier © Beton Studio - stock.adobe.com | Mariia Mutova

Audi 80 in Braun für eine Kiste Bier

„Ich hatte einen Audi 80, in so ‘nem richtigen Braun“, erzählt Dirk Schulte und lacht. Die Farbe würde heute so niemand mehr kaufen, sagt er, oder vielleicht könnte sie schon fast wieder im Trend liegen. 75 PS hatte er. „Hat ‘ne Kiste Bier gekostet damals.“

Viel Geld hätte es für die Karre wohl eh nicht mehr gegeben. „Der war Baujahr ‘73, ich ‘72“, sagt der Auto-Experte. „Völlig durchgerostet“ sei das Auto gewesen, Schulte reparierte alles auf eigene Faust. Und trotzdem: Nach etwa einem Dreiviertel Jahr war’s das.

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Kühler eingefroren

„Das war schon ein lustiges Auto. Ist auch häufig mal stehengeblieben“, erklärt der heute 51-Jährige. Zum Beispiel einmal, auf dem Weg von der Disco nach Hause. „Da ist der Kühler eingefroren, weil nicht genügend Frostschutz drin war“, sagt er und ergänzt mit einem Lachen: „Das darf einem Kfz-Mechaniker, selbst wenn er noch in der Ausbildung ist, natürlich nicht passieren.“

Ans häufige Liegenbleiben, aber auch an die „schönen Touren“ wird Dirk Schulte sich wohl für immer erinnern. „Der hatte sogar noch Arnsberger Kennzeichen! AR-VR-42.“ Schon mit 17 Jahren, bevor er den Führerschein hatte, schraubte er an dem Audi. Kumpels halfen, Teamwork war Programm. „Vieles durfte man nicht“, sagt Schulte lachend. „Aber man hat’s gemacht.“ Gebastelt und auch mal gepfuscht wurde ordentlich, zum Beispiel am Unterboden, damit die Sitze nicht auf der Straße liegen.

Fahrten zu McDonalds als Highlight

„Wir haben damals Touren zu McDonalds in Dortmund gemacht, das war ein Highlight“, erinnert Schulte sich. „Genauso wie Autobahnen“, sagt Schulte. In den 90ern habe die Autobahn in Neheim angefangen, kaum Staus und insgesamt wahrscheinlich „die Hälfte der Pkw von heute“ seien unterwegs gewesen. „Diese leeren Straßen hast du heute nur noch nachts“, erklärt er.

Nicht nur das, auch die emotionale Bindung zum Auto habe sich geändert. „Heute will man nur irgendwie von A nach B kommen, Hauptsache, das Ding fährt.“ Früher war das anders. „Das war Freiheit.“ Außer, wenn der Wagen gerade nicht ansprang. „Wie man den behandelt, da kam’s nicht drauf an“, sagt Schulte lachend. „Das war schon ganz gut, ziemlich cool.“

Motor erwies sich als „unkaputtbar“

Als es dann zu Ende ging, mit dem „braunen Wagen“, wartete auch schon die nächste Story. Er und seine Kollegen hätten versucht, den Motor zu zerstören, als der Audi 80 schließlich zum Schrott kam. „Wir haben alles reingetan, Flüssigkeiten, Kiesel, ...“ Doch die Qualität erwies sich als „zu gut“, der Motor war „unkaputtbar“. „Der Kühlergrill hing noch Jahre lang bei mir über dem Bett, das Nummernschild habe ich auch Ewigkeiten behalten.“

Warum es damals der Audi 80 sein musste, weiß Dirk Schulte auch noch ganz genau: „Die Kumpels hatten alle einen“, erzählt er.

Eine Kiste Bier auch für den Kadett C City

Die gleiche Währung „eine Kiste Bier“ - doch für ein anderes Auto zahlte damals auch Torsten Kasper. Sein Modell: Der Kadett C City. Im Februar des Jahres ‘98 tauschte er das Bier gegen seinen ersten Wagen. „Ein Arbeitskollege nutzte den damals als Winterauto. Als es ausgedient hatte, stellte er es mir zur Verfügung. Es ging mir damals nur darum, ein Dach überm Kopf zu haben und trocken von hier nach da zu kommen“, erklärt er. Ansonsten handelte es sich nicht gerade um sein Traumauto.

Keine Bindung aufgebaut

Drei Monate fuhr er ihn. „Bis ich genügend Geld hatte, um mir etwas Vernünftiges zu kaufen.“ Ein Golf 1 GTI war das damals. „Mit dem Kadett habe ich mich nicht weit getraut“, erzählt Kasper und lacht. Der Golf war der Wagen, den er wollte, und damit ließen sich auch weitere Touren machen. Also ging es dann auch mal nach Holland. „Der hat richtig Spaß gemacht.“

Doch lange blieb der GTI auch nicht in Kaspers Besitz. „Ich baue da keine Bindung auf“, erklärt er. „Noch nie. Ich behandle meine Autos gut und pflege sie, aber es sind nur Autos.“

Hintergrund

Seit seinem ersten Audi 80 fuhr Dirk Schulte einige Autos. Darunter auch ein Kastenwagen in Grün, inklusive Airbrush-Aufschrift „It’s Party Time“. Heute hat er wieder einen Audi 80 – in Miami-Blau.

Auch Torsten Kaspers Liste seiner (ehemaligen) Autos ist lang. Welche Modelle er heute mag? „Mal so, mal so.“ Von Rennstreckenautos bis Langstreckenfahrzeugen, war alles dabei. Zurzeit ist es „ein Lastenesel“, sagt Kasper lachend. „Der zieht auch einen Anhänger.“