Eversberg/Wehrstapel. Warum Kinder und Jugendliche bei der Jugendfeuerwehr Wehrstapel- Eversberg nicht nur beschäftigt, sondern ausgebildet werden.

Die Jugend von heute ist ichbezogen und hat wenig Lust sich zu engagieren? Dass dieses Vorurteil nicht stimmt, zeigt die Jugendfeuerwehr Wehrstapel-Eversberg. Dort werden Kinder und Jugendliche gefördert und auf die Freiwillige Feuerwehr vorbereitet, um in Zukunft Leben retten zu können. Dominik Dolle ist einer der Ausbilder und stellvertretender Jugendfeuerwehrwart der beiden Mescheder Orte. Im Interview erzählt er, was ihm daran so viel Spaß macht, was Jugendfeuerwehr eigentlich bedeutet und was Jugendliche daran interessieren könnte.

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Dominik Dolle ist Ausbilder bei der Jugendfeuerwehr Wehrstapel-Eversberg.
Dominik Dolle ist Ausbilder bei der Jugendfeuerwehr Wehrstapel-Eversberg. © WP | Privat

Jugendfeuerwehr? Das sind doch nur Kinder oder nicht?

Die Jugendfeuerwehr ist der Eckpfeiler der Nachwuchsgewinnung der Freiwilligen Feuerwehren. Eine Jugendfeuerwehr und die Freiwillige Feuerwehr allgemein sind keine Vereine. Die Tätigkeit ist für mich kein Hobby, für mich ist es eher eine Lebenseinstellung. Auch viele der Kinder und Jugendlichen in der Jugendfeuerwehr bringen diese Einstellung bereits mit. Sie nur als Kinder anzusehen wäre falsch. Sie sind unsere Zukunft, also diejenigen, mit denen ich in ein paar Jahren hoffentlich gemeinsam Brände löschen werde. Daher werden sie bei uns nicht nur für ein paar Stunden beschäftigt sondern ausgebildet.

Warum haben Sie sich dazu entschieden, der Freiwilligen Feuerwehr beizutreten?

Im September 2006 gab es in Wehrstapel ein großes Hochwasser und die Ortschaft war weitgehend überschwemmt. Zu dem Zeitpunkt habe ich dann gemerkt, dass ich helfen möchte und mich dafür entschieden, der Freiwilligen Feuerwehr beizutreten. Mein Vater und mein Bruder waren zu der Zeit auch beide schon mit dabei.

Und warum wurden Sie Ausbilder der Jugendfeuerwehr?

2015 wurde ich von unserer Löschgruppenführung angesprochen, weil kein Ausbilder mehr in Wehrstapel zur Verfügung stand. Anfangs übernahm ich das noch recht widerwillig, da ich mir selbst die Aufgabe eigentlich nicht zutraute und auch nur noch ein Jugendlicher aus Wehrstapel dabei war. Schnell merkte ich aber, dass mir die Tätigkeit unheimlich viel Spaß macht. Nach meinem Eintritt verbesserten sich glücklicherweise auch die Mitgliederzahlen, so konnte ich mich noch besser einbringen und eigene Ideen umsetzten.

Ein leichter Job?

Nicht unbedingt, immerhin übernehmen wir viel Verantwortung für die Kinder. Dabei ist es auch wichtig, dass wir mit zwischenmenschlichen Problemen gut umgehen können, bei Meinungsverschiedenheiten vermitteln oder auch bei Sorgen von Eltern und Kindern helfen. Insbesondere der Altersunterschied der Kinder und Jugendlichen kann ein Problem sein. Ich merke auch, dass es für mich manchmal schwierig ist, die Jugend von heute zu verstehen. Aber das Team ist top und die Ausbilder können sich gegenseitig aufeinander verlassen.

Regelmäßig finden Übungen und Leistungsvergleiche bei der Jugendfeuerwehr  statt.
Regelmäßig finden Übungen und Leistungsvergleiche bei der Jugendfeuerwehr  statt. © WP | Emma Neumann

Was lernen Jugendliche im Rahmen der Ausbildung?

Beispielsweise die feuerwehrtechnischen Grundlagen, wie das Löschen, Schläuche rollen, Erste Hilfe und einfache technische Hilfe. Aber auch Sicherheitsgrundsätze und Sozialverhalten sind wichtig. Vor allem geht es uns aber darum, gemeinsam Spaß zu haben. Die Motivation beizubehalten, ist ebenfalls eine Herausforderung, deswegen ist es notwendig, immer neue und interessante Themen zu bieten. Aus diesem Grund arbeiten wir auch mit dem Roten Kreuz und der DLRG zusammen.

Was müssen Kinder und Jugendliche mitbringen, wenn sie Mitglied der Jugendfeuerwehr werden wollen?

Die Kinder müssen mindestens zehn Jahre alt sein und wir brauchen die Einverständniserklärung der Eltern. Ganz wichtig ist natürlich auch das Interesse an der Feuerwehr, der Technik und die Kameradschaft. Mit 16 Jahren können die Jugendlichen dann in die aktive Wehr überwechseln, zu dem Zeitpunkt aber erstmal nur schrittweise. 18-Jährige gelten dann als vollwertige Mitglieder. Eintritt und Austritt sind freiwillig, doch wer dabei ist, von dem erwarten wir auch, dass er mit anpackt.

Gibt es mittlerweile mehr Frauen und Mädchen, die sich für die Feuerwehr interessieren und welche Kinder begeistern sich allgemein dafür?

Ja, es gibt definitiv mehr Mädchen - und ich bin froh darüber. Ich sehe das sehr deutlich anhand unserer Mitgliederzahlen. Oft sind Kinder an der Jugendfeuerwehr interessiert, die auch einen Hang zur Technik haben. Bei uns in der Feuerwehr sagen wir auch öfter spaßeshalber, dass die Kinder zu uns kommen, die nicht so sehr an Fußball interessiert sind. Allgemein haben wir auch schon bei den Jüngeren viele dabei, die sich einbringen wollen.

Wie machen Sie auf die Jugendfeuerwehr aufmerksam?

Wir haben Flyer und Werbung im Internet, posten auf Facebook und Instagram, aber auch auf der Stadtseite. Durch den Tag der offenen Tür sowie bei verschiedenen Übungen können wir auch auf uns aufmerksam machen. Dabei versuchen wir immer auch zufällig anwesende Kinder mit einzubinden und über unsere Tätigkeit aufzuklären. Pauschal kann man nicht sagen, dass wir genügend Nachwuchs haben. Es kommen und gehen nun mal immer wieder einige, aber auf jeden Fall freuen wir uns immer über jeden, der kommt. Trotzdem könnte es gern immer einer mehr sein.

Warum, finden Sie, sollten Kinder und Jugendliche Mitglied der Jugendfeuerwehr werden?

Man lernt unglaublich viel und vor allem auch, was Kameradschaft bedeutet. Die Kinder und Jugendliche lernen, dass es wichtig ist, sich für andere einzusetzen und Spaß bei einer handwerklichen Aufgabe zu haben.

Hintergrund

Dominik Dolle ist Sachbearbeiter für Feuer- und Katastrophenschutz beim Hochsauerlandkreis.

Er ist 37 Jahre alt und lebt in Wehrstapel.

Seit 17 Jahren ist er Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Wehrstapel und seit 2015 stellvertretender Jugendfeuerwehrwart der Jugendfeuerwehr Wehrstapel-Eversberg.