Schmallenberg. Rund ein Drittel aller Brände in deutschen Haushalten werden durch elektrische Geräte verursacht. Dazu hat die Feuerwehr Schmallenberg Tipps.

Das Handy am Bett laden, den E-Bike-Akku unbeaufsichtigt im Keller. Warum das brandgefährlich ist und wo es sonst noch Gefahren für Leib und Leben im Haus gibt, erklärt Peter Saßmannshausen, der stellvertretende Leiter der Feuerwehr Schmallenberg im Interview.

Peter Saßmannshausen ist stellvertretender Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Schmallenberg.
Peter Saßmannshausen ist stellvertretender Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Schmallenberg. © Privat

Vor einigen Wochen brannte in Westfeld ein Hoverboard im Keller. Wenn man an Brandgefahren im Haus denkt, hat man so ein Spielzeug meist nicht auf dem Schirm. Was war da passiert?

Vermutlich ist beim Ladevorgang der Akku geplatzt. Was genau passiert ist, ließ sich nicht mehr feststellen. Das Feuer war nicht sehr groß, aber es gab eine starke Verrauchung, so dass das erste Obergeschoss zeitweilig nicht mehr bewohnbar war. Die Bewohner kamen bei Verwandten unter.

Worauf sollte man also achten?

Akkus können durch Stöße Schaden nehmen. Beim Ladevorgang gibt es dann einen Kurzschluss, die Geräte werden erst warm, dann dick und explodieren irgendwann. Deshalb sollte man Akkus nicht nachts und nicht unbeaufsichtigt laden. Vor allem nicht, wenn kein Rauchmelder in der Nähe ist.

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Gilt das gleiche dann auch für die Akkus von E-Bikes? Die Räder werden ja auch oft in Kellern sicher untergebracht und geladen?

Das gilt grundsätzlich für alle Akkus. Persönlich habe ich das mal erlebt, dass in unserer Firma ein Aggregat plötzlich anschwoll. Wir konnte es dann noch rechtzeitig abklemmen.

Ein Bild des in Westfeld explodierten Hoverboards lässt das Ausmaß des Schadens kaum erahnen. 
Ein Bild des in Westfeld explodierten Hoverboards lässt das Ausmaß des Schadens kaum erahnen.  © Feuerwehr Schmallenberg

Vom Laden des Smartphones am Bett wird auch immer abgeraten. Gilt das auch noch für die modernen Geräte?

Ich würde mein Handy nicht dorthin legen. Es muss ja nicht gleich explodieren, es könnte schwelen und giftige Gase könnten austreten. Man schläft dann immer tiefer ein, bis die Atmung ganz aussetzt. Besser also, man lädt es tagsüber und legt es dazu auch auf eine nicht brennbare Unterlage, beispielsweise einen Teller, damit es nicht gleich den Tisch in Brand setzt.

Und Elektro-Autos? Was ist da brandgefährlich?

Da ist mir persönlich noch keine Statistik zu bekannt. Aber für uns als Feuerwehrleute ist das Löschen, beispielsweise bei Unfällen, gefährlich. Es entsteht da eine sehr hohe Spannung und Wasser leitet, deshalb ist es wichtig, dass wir relativ viel Abstand halten.

Ein anderer Brand, der zuletzt in Schmallenberg zu einem Einsatz geführt hat, war der einer Kühltruhe. Was passiert da, und wie kann man da vorbeugen?

Anfällig ist der Kühlkompressor. Selbst sollte man da allerdings die Finger von der Elektrik lassen. Aber bei älteren Anlagen mal einen Fachmann drüber schauen zu lassen, kann sicher nicht schaden. Ja und dann gehört natürlich ein Rauchmelder in den Keller in die Nähe der Kühltruhe. 40 Prozent aller Brände entstehen übrigens im Keller. Dort sind sie also deutlich sinnvoller angebracht als in der Küche.

Der Brand auf dem Dach  des Raiffeisengebäudes in Gleidorf gestaltete sich auch wegen der aufliegenden PV-Anlage als schwierig.
Der Brand auf dem Dach des Raiffeisengebäudes in Gleidorf gestaltete sich auch wegen der aufliegenden PV-Anlage als schwierig. © Feuerwehr Schmallenberg

Photovoltaik-Anlagen produzieren auch Strom. Geht von den Anlagen eine erhöhte Brandgefahr aus?

Nein, PV-Anlagen sind meist nicht das Problem, die Brandursache am Dach ist in der Regel eine andere. Allerdings produzieren die Anlagen weiter Strom bis zum Hauptschalter, selbst wenn wir sie für die Löscharbeiten abschalten. Das ist dann das gleiche Problem wie beim Elektro-Auto: Das Löschen kann für die Kameraden gefährlich werden, wenn sie nicht genug Abstand halten. Und wir kommen nicht gut ans Dach ran, weil ja die Solar-Paneele darüber liegen.

Mehr Elektrogeräte, mehr technische Defekte - oder ist tatsächlich meist der Mensch, der durch Unachtsamkeit Brände auslöst, weil er das Essen auf dem Herd vergisst oder die Kerze umstößt?

Dazu gibt es tatsächlich eine Statistik: Zwischen 2002 und 2022 sind 32 Prozent der Brände durch Elektrizität entstanden, 19 Prozent durch menschliches Fehlverhalten und 9 Prozent durch Brandstiftung.

Welche Tipps hat die Feuerwehr, um solche Gefahren zu verhindern?

Rauchmelder installieren, einen Akku nicht unbeaufsichtigt lassen, aber vor allem aufmerksam sein. In der Coronazeit waren die Menschen viel zu Hause und die Einsatzzahlen gingen zurück.

Gibt es noch andere Brandgefahren, die rund ums Haus bedeutsam sind, weil sie immer wieder vorkommen?

Tatsächlich gibt es die. Denken Sie an das Abflämmen von Unkraut auf dem Pflaster. Das ist sehr verbreitet und deutlich weniger aufwendig als Unkraut zu kratzen. Kommt man aber in die Nähe von brennbarem Material, braucht man sich keine Hoffnung mehr zu machen, dass sich das mit dem Gartenschlauch löschen ließe. Wir haben deswegen schon die ein oder andere Hecke oder auch Gartenzäune löschen müssen.

Hier ist eine Hecke komplett abgebrannt.
Hier ist eine Hecke komplett abgebrannt. © Feuerwehr Meschede

Waldbrände bleiben eine Herausforderung

Die Waldbrandgefahr ist angesichts der aktuellen Regenfälle im Sauerland deutlich zurückgegangen. Trotzdem bleibt das Löschen von Waldbränden eine Herausforderung für die Freiwillige Feuerwehr Schmallenberg, wie Peter Saßmannshausen, stellvertretender Leiter der Feuerwehr erläutert. „Für uns ist es das Thema Nummer eins. Wir müssen da völlig umdenken“, erklärt er.

In den zuletzt lang andauernden Trockenzeiten seien Bäche, Flüsse und Löschteiche vermehrt ausgetrocknet. Das Löschen mit großen Wassertanks werde zur Normalität. Daher habe sich auch die Ausbildung geändert. „Wir achten jetzt vermehrt auf wassersparende Taktiken.“

Grundsätzlich bleibe in Schmallenberg das Problem der großen Kahlflächen durch den Borkenkäfer. Da helfe auch der regen nicht viel. „Dort gibt es jede Menge Tot- und Trockenholz“, warnt Saßmannshausen. „Ein Funke reicht.“