Meschede. Mehr oder weniger engmaschig werden alle Betriebe von den Lebensmittelkontrolleuren des Kreises überprüft. Auf was Klaus Hofstetter achtet.

Die gute Nachricht direkt zu Beginn: „Man kann bedenkenlos in jedem Restaurant im Hochsauerlandkreis und auch in jedem Imbiss essen“, sagt Klaus Hofstetter und ergänzt: „Jede Lebensmittelkrise hatte auch ihr Gutes. Sie hat dafür gesorgt, dass nur die Besseren übrig blieben“. Er muss es wissen. Der Sunderaner ist Lebensmittelkontrolleur beim Hochsauerlandkreis.

Mit Lebensmittelkontrolleur Klaus Hofstetter unterwegs bei Xavers Ranch:. Ein Blick in die Schale mit dem Frittenfett - kein Problem. 
Mit Lebensmittelkontrolleur Klaus Hofstetter unterwegs bei Xavers Ranch:. Ein Blick in die Schale mit dem Frittenfett - kein Problem.  © WP | Ute Tolksdorf

4600 Betriebe im HSK werden kontrolliert

4600 Betriebe gibt es im HSK, die mit Lebensmitteln handeln oder mit Gerätschaften, die für Lebensmittel gebraucht werden - vom Gastronomiebetrieb über Drogerie-, Wochen- und Lebensmittelmärkte bis zu Haushaltswarengeschäften. Sie alle werden je nach Risikobewertung mehr oder weniger engmaschig von den sieben Mitarbeitern der Lebensmittelüberwachung des Kreises kontrolliert.

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Rund 500 Betriebe besucht allein Klaus Hofstetter planmäßig pro Jahr. Hinzu kommen Kontrollen, weil Rückrufaktionen nötig werden oder sich Bürger beschweren. „Manchmal sind das Konkurrenten, manchmal ein ehemaliger Mitarbeiter, der seinen Chef ärgern will, manchmal Bürger, denen Verstöße auffallen.“

Die Lüftung im Kühllager ist sauber.
Die Lüftung im Kühllager ist sauber. © WP | Ute Tolksdorf

Konditormeister und Lebensmittelkontrolleur

Der staatlich geprüfte Lebensmittelkontrolleur ist von Hause aus Konditormeister - er kennt also beide Seiten - und hat auch für vieles Verständnis, „wenn aber jemand versucht, mich zu täuschen, werde ich ungemütlich.“

Bußgeld beim Volksfest

Bei einem Volksfest übernahm er die Vorkontrolle. Dort wurden die Gläserspülgeräte, so genannte Spülboys zum Reinigen der Gläser vorgestellt. Da die einzelnen Theken jeweils nur ein Becken aufweisen, war das eine zwingende Maßnahme. „Abends bin ich durch Zufall mit Freunden auf eben diesem Volksfest gelandet. Das Thekenteam hatte die Spülboys wieder demontiert und jeweils mit einer einfachen Dreierbürste ausgestattet.“ Ein fehlerhaftes Verhalten mit Vorsatz - der Kreis erhob ein Bußgeld.

Klaus Hofstetter hat auch schon Betriebe wegen unhygienischer Zustände stillgelegt. Das passiere nur bei wirklich gravierenden Mängeln und sei dann auch angemessen. In der Regel werde aber nicht das ganze Unternehmen geschlossen. „Meist geht es um Teilbereiche, beispielsweise die Küche - der Ausschank läuft dann weiter.“

Kontrolle bei Xavers Ranch

Diesmal steht die planmäßige Kontrolle eines Gastronomiebetriebs und einer Bäckerei an. Klaus Hofstetter kennt seine Pappenheimer - Xavers Ranch in Vellinghausen und die Bäckerei Franzes in Remblinghausen - gehören nicht dazu. Sie haben eingewilligt, dass die Presse mitkommen darf. „Normalerweise würde ich hier natürlich unangemeldet erscheinen“, erklärt Hofstetter. Während der Betriebs- und Öffnungszeiten darf er jederzeit unangekündigt auftauchen. Da muss auch nicht der Chef vor Ort sein. Alle fünf Jahre wechseln die Lebensmittelkontrolleure den Bezirk, um Distanz zu wahren. Grundsätzlich, so sagt Klaus Hofstetter, sind die Betriebe im HSK sehr gut aufgestellt, „in Großstädten kann sich das auch schon mal anders darstellen.“

Erster Eindruck in der Küche

Franz-Philipp Kersting, Inhaber und Küchenchef, führt den Kontrolleur direkt in die Küche. Der verschafft sich einen ersten Eindruck, blickt auf Wände, Böden, Oberflächen, blickt in die Fritteuse, um die Fettqualität augenscheinlich zu prüfen. Er könnte nachmessen, ob es ok ist, nicht nötig, entscheidet er. Dann inspiziert er die Schränke, kontrolliert die Dichtungen. Sind Lüftungen, Dunstabzugseinrichtungen und die Wurstschneidemaschine sauber? „Dort können sich leicht Keime verbreiten“. Jede Küche, so erklärt er, brauche eine separate Handwascheinrichtung mit Flüssigseife und Einweghandtücher. „Alles tipptopp“, sagt er anerkennend, bis er einen kleinen Mangel feststellt: fehlende Insektenschutzgitter an den Küchenfenstern. „Die baue ich sofort wieder ein“, sagt Franz-Philipp Kersting. „Dazu bin ich nach dem Winter noch nicht gekommen.“

Externes Reinigungsunternehmen für die Schankanlage

Die Schankanlage wird alle zwei Wochen von einem externen Unternehmen gereinigt. Auch dessen Arbeit und Dokumentation überprüft Klaus Hofstetter. Die Zapfhähne reinigt der Wirt selbst. Der Kreismitarbeiter lässt sich eine Bierprobe abfüllen. Die wird im Anschluss in einem staatlichen Labor in Arnsberg überprüft. Ein Blick auf die Speisekarte zeigt dem Lebensmittelkontrolleur, dass die Deklarationen von Allergenen und Zusatzstoffen stimmig sind. „Ein Wiener Schnitzel muss vom Kalb sein, ein Schnitzel vom Schwein Wiener Art ist ok.“

Klaus Hofstetter lässt sich von Andrea Büngener die Dokumentation zeigen.
Klaus Hofstetter lässt sich von Andrea Büngener die Dokumentation zeigen. © WP | Ute Tolksdorf

Kontrolle Bäckerei Franzes

Bei der Bäckerei geht es im Anschluss schnell: Mitarbeiterin Andrea Büngener legt die Dokumentation am Tablet vor. Klaus Hofstetter selbst arbeitet auch papierlos. Er findet das praktisch und berichtet von einem anderen Filialbetrieb, der sein Kassensystem mit den Dokumentationen verbunden hat. „Wenn da die Mitarbeiterinnen die Dokumentation vergessen, blockiert die Kasse.“

Beratung und Verbraucherschutz

Auch Franz-Philipp Kersting hat keine Probleme mit der Kontrolle, man merke, dass Klaus Hofstetter Praktiker sei, sagt er anerkennend. Etwas vorzuspielen oder panisch zu werden, lohne nicht. Er scheint dem Lebensmittelkontrolleur zu vertrauen, der sagt: „Unser erstes Ziel ist der Verbraucherschutz. Aber ich sehe meine Arbeit auch als Beratung der Betriebe.“ Kritik an der geforderten Bürokratie lässt er nur in Teilen gelten. „Letztlich dient das auch dazu, dass der Betrieb bei Vorwürfen abgesichert ist.“

Allerdings würde er sich schon wünschen, dass die Hürde zum Einstieg in die Gastronomie höher gehängt wird. Er ist überzeugt: Manches Problem würde dann gar nicht erst auftreten. „Heute kann jeder nach vier Stunden ,Belehrung nach dem Infektionsschutzgesetz’ bei der IHK ein Hotel oder einen Imbiss eröffnen.“