Meschede. Silke Sauer verrät im Seegespräch, wo Sauer & Sommer in Meschede die nächsten Bauplätze plant und wie die Firma dem Fachkräftemangel begegnet.
Auch wenn sie als Frühschwimmerin lieber ins Mescheder Freibad geht als in den Hennesee, weiß Silke Sauer, Geschäftsführerin von Sauer & Sommer, sehr zu schätzen, was die Hennetalsperre für Meschede bedeutet. Und sie ist froh, ein bisschen daran auch mitgewirkt zu haben. Ein Gespräch übers Leben, Arbeiten und Bauen in Meschede.
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Wann waren Sie zuletzt am See?
Gestern. Ich habe mich hier mit der Hauptgeschäftsführerin vom Bauindustrieverband NRW getroffen. Wir planen eine Vorstandssitzung in Meschede. Frau Professorin Beate Wiemann kam extra aus Düsseldorf und war übrigens total begeistert von Meschede und der Talsperre.
Heute haben wir hier ja eher mäßiges Wetter. Macht Ihnen das etwas aus?
Nein, ich liebe es einfach aufs Wasser zu gucken und die Ruhe zu genießen. Ich finde es ist in der Stadt seit der Öffnung des Hennedeckels so viel Schönes passiert. Wo hat man schon Wasser, Grün und Naherholung so nah beieinander wie in Meschede.
Ihre Firma war im Rahmen der Regionale auch an den Arbeiten rund um den Henneboulevard beteiligt.
Wir haben in einer Arbeitsgemeinschaft gemeinsam mit zwei weiteren Mescheder Firmen die gesamten Arbeiten von der Öffnung der Henne bis zur Himmelstreppe übernommen. Später haben wir auch teilweise die Erdarbeiten fürs H1 gemacht. Auch da bin ich wirklich begeistert, was hier entstanden ist.
Sauer & Sommer übernimmt Aufträge weit über die Stadtgrenzen hinaus. Was haben Sie sonst in Meschede zuletzt umgesetzt, und was planen Sie?
Wir sind Projektentwickler für das Baugebiet „Unterm Hasenfeld“ auf dem Grundstück der ehemaligen Honsel-Villa. Dort sind jetzt sieben Baugrundstücke für Häuser mit maximal drei Wohneinheiten entstanden, die alle bereits verkauft sind. Und demnächst soll ein weiteres Baugebiet in Remblinghausen an der Winterberger Straße entstehen mit 18 Baugrundstücken. Da stehen noch die letzten Entscheidungen im Stadtrat aus. Wir hoffen aber, dass die Arbeiten noch in diesem Herbst, spätestens im nächsten Frühjahr starten.
Die Bauwilligen halten sich angesichts der unsicheren Zeiten und steigender Preise sehr zurück. Es sind schwierige Zeiten für die Bauwirtschaft - vor allem für den Hochbau?
Ja, alle sind vorsichtig und es kommt dazu, dass die Verfahren so langwierig sind. Das erschwert die Planungen für uns und für die Bauwilligen. Aber unser größtes Problem ist der Facharbeitermangel. Wir könnten viel mehr machen, wenn wir die Mitarbeiter hätten. Aber wer weiß, vielleicht sind wir mal froh, dass wir nicht so gewachsen sind. Wir machen das, was wir schaffen, mit den Leuten, die wir haben.
Sie bilden aber auch selbst aus?
Ja, natürlich. Im Moment haben wir zwölf junge Leute in der Ausbildung zum Bauzeichner, zum Baugeräteführer, zum Straßenbauer, zum Land- und Baumaschinenmechatroniker und zur Bürokauffrau das ist bei 95 Mitarbeitern insgesamt schon ganz ordentlich. Und wir haben dafür selbst, wie ich finde, ein wirklich gutes Programm entwickelt.
Das läuft wie ab?
Mit der Verabschiedung und Auszeichnung der Lehrlinge, die ihren Abschluss geschafft haben, laden wir die neuen Auszubildenden mit ihren Eltern ein. Jeder neue Azubi erhält einen Paten, vorzugsweise einen jungen Mitarbeiter, der sein direkter Ansprechpartner auf Augenhöhe ist und an den er sich mit allen Fragen wenden kann. Im Laufe des Jahres gibt es dann einen Ausflug mit allen Azubis, denn da sie zu unterschiedlichen Zeiten im Betrieb und dann noch an unterschiedlichen Baustellen sind, begegnen sie sich sonst selten.
Azubis brauchen heute oftmals weitere Unterstützung durch den Betrieb.
Die bekommen sie bei uns. Wir haben schon bei der Wohnungssuche geholfen, Sprachkurse vermittelt oder sind mit ihnen zum Arzt gegangen. Passen die Noten nicht, arbeiten wir eng mit dem Kolping-Bildungswerk zusammen. Wir geben uns ganz viel Mühe! Ein junger Mann, ein Flüchtling aus Guinea, hat jetzt seine Ausbildung zum Straßenbauer bei uns abgeschlossen - mit sehr guten Noten!
Auch die Mitarbeiter versuchen Sie als Team zusammenzuschweißen? Wie das?
Wir haben zusammen mit der AOK ein betriebliches Gesundheitsmanagement eingeführt und nehmen am Sparkassen-Firmenlauf teil. Und beim „Tag der guten Taten“ haben wir für jeden Kilometer, den unsere Mitarbeiter zurückgelegt haben, Geld gespendet. 1500 Euro sind so zusammengekommen. Beim Firmenlauf gab es einen Motivationspreis, weil wir - bezogen auf die Mitarbeiterzahl - so viele Teilnehmer waren. Dazu machen wir alle zwei Jahre ein Familienfest.
Sie haben zwei Kinder, engagieren sich ehrenamtlich, wie schaffen Sie es, Familie, Freunde und Job unter einen Hut zu bekommen?
Ich mach einfach. Ich arbeite viel, habe aber auch unheimlich gern Besuch und lade gern ein. Beim Frauennetzwerk Zonta kann ich Ehrenamt und Freundschaften verbinden, das ist eine tolle Kombination. Meine Kinder sind groß und selbstständig. Als sie kleiner waren, hatte ich viel Unterstützung durch die Familie. Aber ich versuche bis heute jedes Handball-Spiel meines Sohns zu sehen und bin so oft es geht mit meiner Tochter im Pferdestall.
Wahrscheinlich können Sie die Frage schon nicht mehr hören. Als Frau auf der Baustelle und und als einzige Frau im Vorstand der Bauindustrie NRW - war das für Sie nie ein Problem?
Nein. Auch auf der Baustelle geht es weniger darum, sich durchzusetzen. Es ist ein Miteinander. Das muss man verstehen. Und ansonsten kann ich jede Frau nur motivieren, Bauingenieurin zu werden.
Hintergrund
Silke Sauer ist 52 Jahre alt, geschieden und hat zwei Kinder (21 und 18 Jahre alt) und wohnt in Meschede. Die studierte Bauingenieurin machte nach ihrem Abitur am Städtischen Gymnasium erst eine Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Sparkasse Meschede. Seit 1999 ist sie Mit-Geschäftsführerin im familieneigenen Bauunternehmen Sauer & Sommer Straßen- und Tiefbau GmbH in Wennemen.
In ihrer Freizeit engagiert sie sich ehrenamtlich bei Zonta, einem Berufsnetzwerk von Frauen, im Vorstand der Interessengemeinschaft Mescheder Wirtschaft (IMW) und gehört seit 2016 als erste Frau dem Vorstand des Bauindustrieverbandes an.