Meschede/Görlitz. 741 Kilometer ist das alte Fahrgastschiff MS Hennesee gerade unterwegs gewesen. Jetzt steht ihr neuer Name und ihr Ziel endgültig fest.
Die alte MS Hennesee kommt noch viel herum in Deutschland. Das Schiff aus Meschede hat jetzt eine Fahrt von 741 Kilometern hinter sich gebracht. Sechs Tage war die Hennesee unter ihrem alten Namen unterwegs – 14 Stunden am Tag, mit elf Stundenkilometern.
Die alte Hennesee wird gegen ein neues, modernes Fahrgastschiff ersetzt. Im nächsten Frühjahr, um Ostern herum, wird die Jungfernfahrt auf dem Hennesee sein.
Das alte Schiff war im November 2022 per Schwertransport zu ihrer alten Werft gebracht worden, zur Lux-Werft in Monheim bei Bonn am Rhein. 1969 ist sie dort gebaut worden. Jetzt ist sie umgebaut und auf einen modernen Elektro-Antrieb umgestellt worden.
Aus der MS Hennesee wird die MS Berzdorf
Künftig wird sie an der polnischen Grenze in der Oberlausitz unterwegs sein: Auf dem Berzdorfer See bei Görlitz in Sachsen. Neuer Eigner des Schiffes ist Stefan Menzel in Görlitz. Voraussichtlich ab Mitte August wird die alte Hennesee dann dort fahren. Ihr neuer Name: MS Berzdorf, verrät Menzel.
Mit dem Namen soll an den ehemaligen Bergbau dort erinnert werden. Denn der Berzdorfer See ist noch ganz jung: 2002 bis 2013 entstand er durch das Fluten des ehemaligen Braunkohletagebaus Berzdorf. Erst seit April ist der See offiziell für schiffbar erklärt worden. Von Hagenwerder aus soll die MS Berzdorf künftig die vier Anlegestellen ringsum ansteuern – klassisch auf Rundfahrten, dazu bei besonderen Fahrten mit Event-Charakter, etwa bei einem Krimi-Dinner.
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Zwei Kapitäne hat Stefan Menzel dafür bereits angeheuert, beide mit viel Erfahrung: Der eine fuhr Containerschiffe auf allen Ozeanen, der andere 20 Jahre lang Frachter auf der Weser.
Letzte Umbauten bei Berlin
Es ist ein weiter Weg vom Rhein bis zur polnischen Grenze. Noch unter ihrem alten Namen hat die MS Hennesee bis dahin noch einmal auf sich aufmerksam gemacht. Aleksander Farkas, Sprecher der Lux-Werft, hat sie dorthin gebracht. Er war gemeinsam mit Dieter Thiemontz aus Oberhausen unterwegs.
Beide haben das Patent als Schiffsführer in der Binnenschifffahrt, Thiemontz (sonst Schiffsführer für die Lux-Werft auf dem Halterner Stausee) besitzt dazu auch das für die erste Etappe erforderliche Rhein-Patent – nötig wegen der Besonderheiten durch die vielen Sandbänke am Rhein.
120 Kilometer ging es den Rhein hinauf über Köln und Düsseldorf nach Duisburg, dann bis Waltrop auf dem Rhein-Herne-Kanal, bis Hörstel auf dem Dortmund-Ems-Kanal. Anschließend kam das längste Teilstück, die 326 Kilometer bis Magdeburg auf dem Mittellandkanal.
Die MS Hennesee lernte im Anschluss den Elbe-Havel-Kanal bis zur Stadt Brandenburg kennen, danach die Havel bis zur berühmten Glienicker Brücke in Potsdam. Auf dem Teltowkanal kam entlang des Berliner Südens die letzte Etappe bis nach Königs Wusterhausen. Dort liegt sie derzeit und bekommt noch die allerletzten Umbauten: Das neue Oberdeck wird erst dort angebracht, ansonsten wäre sie auf ihrer langen Fahrt zu hoch für die Brücken unterwegs gewesen.
Das letzte Stück auf dem Landweg
„Von der alten Bundeshauptstadt in die neue“, schwärmt Aleksander Farkas von dieser besonderen Fahrt: „Die Hennesee ist sehr schön zu fahren.“ 13 Schleusen mussten unterwegs genutzt werden. Und: Obwohl die Hennesee mit einem neuen Elektroantrieb ausgestattet ist, musste für die Fahrt doch ein externer Generator mitgenommen werden – denn an den Kanälen gibt es keine Möglichkeit, das Elektroschiff aufzuladen.
Übrig bleibt von der alten MS Hennesee auf der neuen MS Berzdorf nur die äußere Hülle. Sie bekommt zum Beispiel einen überdachten Glassalon, freut sich der neue Eigner Stefan Menzel. Kopfzerbrechen bereitet ihm noch die letzte Fahrt von Königs Wusterhausen nach Görlitz: Das wird auf dem Landweg als Schwertransport geschehen, es gibt allerdings gerade viele Baustellen.
Neuer Eigner: „Das ist ein würdiger Folgeplatz hier“
Menzel investiert rund um Görlitz in den Tourismus, dazu gehört auch die MS Berzdorf. Von Booten und Schiffen sei er schon immer fasziniert gewesen, sagt er. 2019 fing er mit Schlauchbooten auf dem Berzdorfer See an, das Fahrgastschiff passt hervorragend ins Konzept. „Es war nicht die Absicht, euch das Schiff wegzunehmen“, sagt er zu den Meschedern. Er versichert: „Das ist ein würdiger Folgeplatz hier.“ Und die Mescheder können sich ja auf modernen Ersatz freuen.