Meschede. Jetzt steht fest, wann die neue MS Hennesee nach Meschede kommen wird. Das alte Schiff hat einen Käufer gefunden - und sticht wieder in See.

Im November 2022 ist die MS Hennesee abtransportiert worden. Beinahe, wird inzwischen bekannt, wäre das beliebte Schiff sogar nach Meschede zurückgekehrt. Jetzt steht fest, wann das neue Schiff kommen wird – und was aus dem alten Schiff künftig wird.

Jungfernfahrt um Ostern 2024

Die neue MS Hennesee wird nicht, wie zunächst geplant, bereits in diesem Jahr seine Fahrt aufnehmen können. Nach jetziger Planung, sagt Aleksander Farkas, Sprecher der Lux-Werft in Mondorf zwischen Köln und Bonn, wird der Bau im Sommer beginnen, dann würde das neue Schiff zum Herbst hin fertiggestellt sein. Ab Herbst wiederum aber lohnt es sich nicht mehr, den Neubau zum Hennesee zu bringen – die Saison wäre beendet, die neue Hennesee würde dann nur überwintern.

Stattdessen ist jetzt geplant, das neue Schiff im Februar/März 2024 nach Meschede zu bringen: Die Jungfernfahrt würde dann Ende März 2024 um Ostern stattfinden. Hintergrund für die Verzögerung sind zum einen Lieferprobleme – beim Umbau der MS Westfalen für den Biggesee etwa fehlt es an zwei Schaltschränken: „Die bekommen wir einfach nicht“, sagt Aleksander Farkas. Für den Start der Westfalen wird jetzt der 18. Mai ins Auge gefasst.

Beinahe wäre die alte MS Hennesee zurückgekehrt

Gleichzeitig boomt die Branche nach Corona aber wieder: In der Pandemie durften Ausflugsschiffe nicht fahren, an ihnen wurde nur das Nötigste gemacht – inzwischen aber gibt es wieder reichlich Aufträge in der Werft. Durch Lieferprobleme aber stockt es im Ablauf etwas: Deshalb ist das Projekt MS Hennesee zeitlich nach hinten gerutscht.

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Und wegen der Verzögerung gab es sogar Überlegungen, die alte MS Hennesee doch wieder nach Meschede zurückzuholen. In die Lux-Werft hätte sie eh gemusst: „Wir wollten sie so oder so umbauen auf Elektroantrieb“, sagt Aleksander Farkas. Der Umbau am Hennesee wäre aber schwierig gewesen: Die Hellinganlage am Ufer, auf der das Schiff hochgezogen werden kann, ist dafür nicht geeignet. Die Rückkehr hat sich dann aber zerschlagen: Denn im Winter konnte ein Abnehmer für die Hennesee gefunden.

Neue Heimat: Der Berzdorfer See bei Görlitz

Künftig wird das Schiff aus Meschede an der polnischen Grenze unterwegs sein: Auf dem Berzdorfer See bei Görlitz – das Restloch aus dem Braunkohletagebau ist von 2002 bis 2013 geflutet worden. Mit 960 Hektar ist er einer der größten Seen in Sachsen. Er ist erst im März 2023 dann auch für Fahrgastschiffe und Motorboote freigegeben worden.

Für Ende Mai/Anfang Juni ist die Überführung geplant – zunächst bis Dresden auf dem Wasserweg, vielleicht dann auch noch unter dem bisherigen Namen Hennesee. Derzeit wird das Schiff auf der Lux-Werft entkernt, es ist komplett eingerüstet und wird vollständig elektrifiziert. 1969 ist es gebaut worden, zunächst fuhr es als „Sauerland“ zehn Jahre lang auf dem Biggesee, bevor das Schiff 1979 an den Hennesee kam.

Der Berzdorfer See in der Nähe von Görlitz - hier wird die alte MS Hennesee künftig fahren.
Der Berzdorfer See in der Nähe von Görlitz - hier wird die alte MS Hennesee künftig fahren. © Kathrin Koker

Inzwischen hat sich die ganze Branche seit 2022 wieder gut erholt: Man sei auf dem Niveau der Zeit vor der Pandemie. Aber es hat sich etwas verändert – wie zum Beispiel am Biggesee festzustellen ist, wo die Lux-Werft auch der Betreiber der Personenschifffahrt Biggesee ist. Die Werft ist spezialisiert auf den Bau von Fahrgastschiffen und Fähren, ist aber nicht nur Hersteller, sondern auch Eigner, Betreiber und Verpächter von Schiffen.

Die neue Hennesee wird größer und flexibler

Jetzt aber gibt es weniger Reisegruppen, dafür ist der Bereich Charter gewachsen: Schiffe würden komplett für Veranstaltungen angemietet, etwa von Firmen – „das wird immer mehr“. Für die Charter wiederum braucht es eher flexiblere Schiffe. Auf der der alten Hennesee gab es fest montierte Bänke und Stühle und nur einen Salon, der obere Raum war nicht damit verbunden: „Wir hatten immer mehr Firmenanfragen für das Schiff. Irgendwann wurde es zu klein.“

Blick in die alte MS Hennesee: Sie wird gerade in der Lux-Werft für ihren neuen Einsatz umgebaut und auf einen E-Antrieb umgestellt.
Blick in die alte MS Hennesee: Sie wird gerade in der Lux-Werft für ihren neuen Einsatz umgebaut und auf einen E-Antrieb umgestellt. © Aleksander Farkas

Die neue Hennesee wird deshalb ein anderes Schiff sein: Größer und flexibler, für den normalen Linienverkehr und die klassische Kaffeefahrt geeignet, aber eben auch für den Charterbereich, auch für Abendveranstaltungen mit Bands, für den Grillabend mit Live-Cooking an Bord. „Das wird beim Bau alles berücksichtigt“, so Farkas: „Wir werden das Schiff auf unterschiedliche Kundenwünsche vorbereiten. Es wird so gestaltet, dass ein Umbau einfach möglich ist – denn der Umbau muss dann ja im laufenden Betrieb möglich sein.“

Und die neue Hennesee wird breiter werden, die alte hatte nur sechs Meter Breite: Die Breite ist aber entscheidend dabei, was den Komfort angeht. Denn auch das ist eine Erfahrung aus Corona: Man möchte nicht mehr eng zusammensitzen, es soll bequem, aber eben nicht zu nah sein – „man merkt, etwas mehr Distanz ist gefragt“.

Trafostation für das neue Schiff

Die Lux-Werft setzt auf Nachhaltigkeit. Mit ihren Schiffen im Sauerland steigt die Werft auch komplett auf E-Motoren um. Einsparungen gebe es dadurch aktuell nicht, der Dieselantrieb sei immer noch günstiger, bei der Elektromobilität seien die Betriebskosten höher. Dennoch: „Wir glauben, dass Elektromobilität die Zukunft ist. Wir wollen dabei Vorreiter sein und zeigen, was geht. Technisch ist das ausgereift.“

Am Hennesee wird am Liegeplatz dafür eine große Trafostation entstehen, gefördert vom Land NRW: Die Hennesee wird dann künftig über Nacht immer aufgeladen werden, um mindestens elf Stunden fahren zu können. Technisch ist das kein Problem: 2022 musste für den Baldeneysee in Essen sogar im Schiff eine Laufzeit der Akkus von zwölf Stunden garantiert werden – tatsächlich hatten sie danach aber immer noch 30 bis 35 Prozent ihrer Leistung übrig.