Meschede. Deutsche Glasfaser, GlasfaserPlus, Telekom: Bürgermeister Weber erklärt Hintergründe zum Ausbau des Netzes in Meschede und wie es weitergeht.
Das Thema Glasfaser hat die Menschen im Stadtgebiet von Meschede in den letzten Monaten enorm bewegt. Bürgermeister Christoph Weber ist immer wieder darauf angesprochen worden: „Auch da, wo ich es nicht erwartet hätte. Selbst bei Seniorennachmittagen war Glasfaser plötzlich ein Thema.“
Er begrüßt jetzt die Ausbauzusage der Deutschen Glasfaser. In den letzten sieben Jahren habe es im Stadtgebiet etwa 20 verschiedene Projekte gegeben, bei denen Gewerbegebiete, Schulen und entlegene Gebiete im Rahmen von staatlichen Förderprogrammen ans Glasfasernetz angeschlossen wurden. Die Deutsche Glasfaser hat jetzt zugesagt, große Teile von Meschede auszubauen, dazu Grevenstein, Berge, Visbeck, Calle, Wallen, Olpe, Wennemen, Eversberg, Freienohl, Heinrichsthal-Wehrstapel und Remblinghausen – und das im Eigenausbau ohne Förderung. Der Bürgermeister sagt: „Jetzt kommen wir mengenmäßig weiter.“
Weber: Beim Hauskauf macht Glasfaser für Jüngere den Unterschied
Beschwerden über schlechte Internetverbindungen hört der Bürgermeister kaum. Glasfaser sei eher als Zukunftsinvestition zu betrachten: „Viele brauchen Glasfaser heute gar nicht. Aber versuchen Sie mal, Ihr Haus am Markt zu verkaufen. Wenn Sie an Jüngere Ihr Haus verkaufen wollen, macht Glasfaser den Unterschied aus.“ Makler hätten ihm das bestätigt: Bei Besichtigungsterminen werde 50 Meter vor dem Haus das Handy gezückt und kontrolliert, wie das Netz sei.
Beide Anbieter in Meschede, zunächst mit GlasfaserPlus (die im Mescheder Süden, in Wennemen und Freienohl bereits ausbauen), dann mit Deutsche Glasfaser, hatte die Stadt offiziell zu Kooperationspartnern erklärt – ein durchaus ungewöhnlicher Schritt, weiß auch der Bürgermeister: „Normalerweise ist eine Stadt sehr zurückhaltend in diesen Fragen.
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Der Bereich Glasfaser wird aber als kritische Infrastruktur eingestuft – bei solchen Dingen kann man mal von seiner restriktiven Haltung abweichen.“ Ausdrücklich habe man zwei Partner gewählt, weil die Deutsche Glasfaser eben auch Lösungen für die Ortsteile in Aussicht stellte: „Ich habe schließlich auch den Anspruch, für ganz Meschede Bürgermeister zu sein.“
Telekom wird kein Kooperationspartner
Weber spürte nach Bekanntwerden der Kooperationen von Bürgern auch durchaus Widerspruch – noch aus der Vergangenheit Meschedes als Sitz des Fernmeldeamtes/der Telekom. „Was mir einfallen würde, mit jemand anderes zu kooperieren, wurde ich gefragt“, so der Bürgermeister. Er erinnert daran, dass die Stadt in der Vergangenheit die ganzen Förderprogramme gemeinsam mit der Telekom umgesetzt habe.
Die Telekom, die inzwischen als drittes Unternehmen einen Ausbau des Glasfasernetzes angekündigt hatte, wird nicht auch noch Kooperationspartner, sagt Weber: Sie habe schließlich bereits an GlasfaserPlus eine Beteiligung und miete bei dem Unternehmen dann Leitungen zurück. In der Vergangenheit habe die Telekom zwar angekündigt, das Netz auszubauen, „dann kam aber nichts“. Er sagt über die neuen Absichten der Telekom: „Grundsätzlich ist das ein Wettbewerb. Uns ist egal, von wem die Glasfaser kommt. Wir haben zwei kompetente Wettbewerber im Stadtgebiet.“
Hilfe für unversorgte Gebiete
Die Zahlen der Deutschen Glasfaser, wie hoch die Beteiligung an den Abfragen am Ende war, bekommt die Stadt nicht zu sehen. Zu gering waren nach Unternehmensangaben demnach die Rückmeldungen aus Straßen im Mescheder Norden: An Teilen der Waldstraße, Oppelner, Glatzer und Görlitzer Straße wird es deshalb keine Glasfaseranschlüsse geben. „Zu Ende ist das noch lange nicht“, verspricht der Bürgermeister unversorgten Gebieten: Man werde weiter nach Förderprogrammen Ausschau halten und beim Straßenausbau schon mal Leerrohre mit verlegen.
„Ein ganz anderer Marktauftritt, sehr offensiv“
Ob er die Werbung der Deutschen Glasfaser selbst mit Plakaten an den Straßenlampen als aggressiv empfunden habe? Der Bürgermeister sagt: „Ich kannte das. Das Unternehmen ist bundesweit aktiv. Die sagen immer: Alles oder gar nichts – das ist dann ein ganz anderer Marktauftritt, sehr offensiv.“ GlasfaserPlus sei da eben zurückhaltender gewesen, weil es nur in bestimmten Teilen das Netz ausbauen wollte.
Reißen künftig womöglich zwei Anbieter die Straßen auf? Weber glaubt das nicht: „Das kommt auf die Verlegetechnik an, wie die Unternehmen arbeiten – ob die mit offenen Gräben arbeiten, was ich nur in Teilen glaube.“ Arbeiten im öffentlichen Straßenraum müssten gemeldet werden, die Stadt sei dann beteiligt: „Wir wollen das in den Griff kriegen.“ Als nächstes wird nun über die erforderlichen Knotenpunkte entschieden, wo diese gebaut würden: Deutsche Glasfaser habe ein anderes Netzkonzept als die Telekom. Anders als die Telekom-Schränke seien hier Bauten mit viel Technik bis hin zur Containergröße zu erwarten.