Arpe/Kückelheim. Gerade einmal zwei Wochen konnte man in diesem Jahr in Schmallenberg-Kückelheim bei Trippe Erdbeeren pflücken. Warum die Saison so kurz war.

Es war die kürzeste Erdbeersaison aller Zeiten im Schmallenberger Sauerland. Und das sind bei Trippes immerhin 30 Jahre. Am 16. Juni durften Selbstpflücker erstmals auf das Feld der Familie in Kückelheim/Arpe. Am 29. Juni war schon wieder Schluss, genau zwei Wochen später. „Und dabei mussten wir einige Tag noch zusätzlich schließen, weil nicht genug Früchte an den Pflanzen nachreiften“, bedauert Simone Trippe.

Simone Trippe vom Hof Trippe.
Simone Trippe vom Hof Trippe. © Ute Tolksdorf | Ute Tolksdorf

Ertragseinbruch

Normalerweise dauert die Saison rund vier Wochen - diesmal waren es zwei und der Ertrag brach auf rund ein Viertel ein. Auch andere Erdbeerbauern trifft diese Entwicklung, wie der Berater der Landwirtschaftskammer gegenüber der Familie erklärt hatte, doch bei Trippes, deren Felder rund 390 Meter hoch liegen, war die schlechte Ernte besonders zu spüren. „Dabei ist unsere Anbaufläche ungefähr gleich geblieben.“ Die Gründe dafür sind vielfältig - doch immer landet man beim Wetter.

Herbst war zu trocken

„Das fing schon im vergangenen Herbst an“, berichtet die Bäuerin. „Der war sehr trocken.“ Mit dem Ende der Saison hatte ihr Mann das Laub abgemulcht, damit die Pflanze all’ ihre Kraft in die Wurzeln stecken konnte. Doch dann fehlte der Regen. Im Frühjahr dann war es lange kalt und nass. „Die warmen Tage begannen eigentlich erst Ende Mai.“ Diese Entwicklung machte der Pflanze aus zwei Gründen zu schaffen: Es fehlten Licht und Wärme für den Wuchs und die Bienen und andere Insekten zogen erst spät aus, um die Blüten zu bestäuben.

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Hinzu kam - als es dann endlich warm wurde - fehlte erneut der Regen. „Man ist als Landwirt einfach abhängig vom Wetter“, sagt Simone Trippe. „Man kann alles so machen wie in den Jahren zuvor - von der Aussaat über die Pflege bis zur Ernte - und trotzdem ist jedes Jahr anders.“ Immer wieder experimentiere ihr Mann daher auch mal mit anderen Sorten.

Neues Erdbeerfeld im Mai bepflanzt

In diesem Jahr hatte die Familie zwei Felder bepflanzt. Auf dem ersten Feld waren die Früchte ausreichend groß und saftig, die anderen blieben eher klein. Normalerweise gilt: Je älter die Pflanze ist, desto weniger trägt sie. Damit der Ertrag möglichst gleich bleibt, betreibt die Familie ein-, zwei-, und dreijährige Kulturen. „Wir wollten das zweite Feld eigentlich auch schon früher neu bepflanzen, aber im Frühjahr war alles so kalt und nass, dass die Maschinen gar nicht auf den Acker kamen.“

So sehen jetzt die im Mai angepflanzten Erdbeerkulturen in Kückelheim aus. Sie sollen für hoffentlich reiche Ernte in 2024 sorgen. 
So sehen jetzt die im Mai angepflanzten Erdbeerkulturen in Kückelheim aus. Sie sollen für hoffentlich reiche Ernte in 2024 sorgen.  © Privat | Simone Trippe

Im kommenden Jahr, so hatte bereits ihr Mann gegenüber unserer Zeitung erklärt, werde die Familie ein weiteres Feld hinzunehmen, eins auf dem bisher noch keine Erdbeeren standen, sondern Weihnachtsbäume und Getreide als Zwischenfrucht. „Ein frisches Feld, das funktioniert meistens gut“, hofft Simone Trippe.

Spätfröste im Frühjahr und Kahlfröste im Winter

Insgesamt ist das Sauerland kein typisches Obst- und Gemüse-Anbauland. Spätfröste im Frühjahr und Kahlfröste ohne Schnee im Winter können den Pflanzen - eher als im Rheinland - heftige Schäden zufügen. Trotzdem wollen Trippes auch in Zukunft weiter Erdbeeren anbieten. „Es geht auf jeden Fall weiter“, verspricht Simone Trippe. „Auch wenn mal ein schlechtes Jahr dabei ist, der Schnitt muss passen.“

Während 2018 beispielsweise ein gutes Erdbeerjahr war, gab es 2020 ein weiteres schlechtes Jahr. Damals sank der Ertrag um rund die Hälfte. Grund waren späte und langanhaltende Nachtfröste zu den Eisheiligen. Auch damals hatte Josef Trippe von der schlechtesten Saison seit 27 Jahren gesprochen.

HINTERGRUND

Simon Frey, Referent für Gemüseanbau bei der Landwirtschaftskammer NRW, bestätigt die Beobachtungen der Familie Trippe in Grundzügen für ganz NRW. Auch wenn in den Regionen mit klassischem Obstanbau - mit Folien-Tunnel, Bewässerung und milderem Klima - andere Erträge möglich sind als im Sauerländer Freiland-Anbau. Doch selbst im Tunnelanbau rechneten die Erdbeerbauern laut Frey mit Einbußen von rund 20 Prozent in diesem Jahr.

Es gebe viele Einflussfaktoren, die für diese geringere Ernte verantwortlich seien. So lege die Pflanze schon im Jahr zuvor die Blüten an. Wenn schon da die Bedingungen nicht passen - „wir kamen aus einem trockenen Sommer und hatten einen trockenen Herbst, - gerate sie unter Stress.

Das kühle Frühjahr, in dem wegen der Gefahr von Spätfrösten die Pflanzen zudem mit Vlies zugedeckt werden mussten, hätten den Blütenflug der Insekten verhindert. Die Preise allerdings seien aus Sicht der Erdbeerbauern ok gewesen, weil die Ernte nicht so kompakt möglich war, wie im Jahr zuvor.

Relativ klein waren die Früchte in diesem Jahr oftmals. Da musste man viel suchen.
Relativ klein waren die Früchte in diesem Jahr oftmals. Da musste man viel suchen. © Stefan Schwope