Meschede. Bis zu 130.000 Besucher kommen im Jahr ins Ausflugslokal H1 bei Meschede. Jetzt feiert es Geburtstag. Auch ein „Heinzchen“ ist in der Planung.

Es ist eine Erfolgsgeschichte geworden. Bis zu 130.000 Gäste kommen inzwischen pro Jahr ins H1 am Hennesee bei Meschede. Betreiber Andre Wiese feiert Geburtstag: Seit fünf Jahren besteht das Ausflugslokal jetzt. Im Interview spricht er über seine Erfahrungen, über Pläne, Preise, Google-Bewertungen - und außergewöhnliche Trauungen.

Die Südseite? „Nein, die fehlt nicht“

Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten: Würden Sie alles noch einmal so machen?

Mit dem Wissen von heute? Ja! Ich würde mich auch für die Lage wieder entscheiden – auch wenn einige sagen, es fehle die Südseite. Nein, die fehlt nicht: Dann wäre hier die ganze Terrasse voller Markisen und Schirme, weil die Leute den Schatten suchen würden. Wir merken ja, was hier schon im Sommer für hohe Temperaturen herrschen. Ich habe mich beim Bau damals ja auch nicht für die Himmelsrichtung entschieden, sondern wegen dem Blick und der Aussicht. Die Lage ist optimal.

Klar werden am Anfang auch Fehler gemacht: Wir sind ja überrannt worden, Abläufe müssen sich immer einspielen. Wir mussten alles neu erfinden, wir hatten eine Küche, in der noch nie jemand gearbeitet hatte: So etwas braucht seine Zeit. Das hat sich alles eingespielt.

So erklären sich höhere Preise

Kritik gab es anfangs an Ihren höheren Preisen…

Ja, am Anfang haben wir dafür Schelte bekommen. Aber wir setzen bei der Lebensmittelverarbeitung auf Qualität und auf regionale Produkte. Das spiegelt sich natürlich in den Preisen auf der Speisekarte wieder. Wir kaufen regional ein und kochen frisch. Das ist teurer.

Darüber war der ein oder andere 2018 etwas überrascht. Wir haben zum Beispiel nicht das günstigste Frühstück hier in der Region, aber ich behaupte: Wir haben eines der besten! Wir sind unserer Linie treu geblieben. Mein Team und ich sind auch der Meinung, dass sich Qualität in den nächsten Jahren noch mehr durchsetzen wird: Die Leute wollen kein Kochen aus der Tüte.

Andre Wiese ist glücklich mit seinem H1 am Hennesee. Rund 60 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt er hier inzwischen.
Andre Wiese ist glücklich mit seinem H1 am Hennesee. Rund 60 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt er hier inzwischen. © Jürgen Kortmann

Was wissen Sie über Ihre Besucher?

Die kommen von überall her, viele aus dem Ruhrgebiet, aus dem ganzen Sauerland, aus der Soester Börde. Im Schnitt sind es jetzt 125.000 bis 130.000 Besucher im Jahr. Wir sind stark wetterabhängig. Sobald die Sonne lacht, dann wissen wir: Es geht heute ab. Ist morgens ein blauer Himmel, dann wissen wir, es wird voll. 60 bis 70 Prozent kommen mit dem Auto, die übrigen sind Wanderer und Radfahrer.

Co-Working-Space, Überquerung „und vielleicht ein Sandstrand“

Das H1 sollte noch einen kleinen Ableger bekommen, das „Heinzchen“. Wann kommt dieser Kiosk denn?

Das „Heinzchen“ unterhalb vom H1 ist in Vorbereitung. Es steht an oberster Stelle in meiner Planung. Es war schwierig mit der Bauplanung. Außerdem wollten wir abwarten, was aus dem geplanten Piraten-Spielplatz nebenan in der Badebucht wird. Es kommt aber auf jeden Fall: Vielleicht dieses Jahr, sonst nächstes Jahr. Wenn Corona nicht gewesen wäre, dann würde das schon stehen. Am Kiosk gibt es dann nicht nur Snacks und Getränke. Es wird auch der Anlaufpunkt sein, an dem man dann künftig Tretboote mieten kann.

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Meschede hat weitere große Pläne hier am Hennesee: Ein Co-Working-Space und eine Überquerungsmöglichkeit in Ihrer Nähe. Gefällt Ihnen das?

Ich bin eingebunden in die Ideen, auch wenn ich nicht als Bauherr auftreten werde – dafür hat das hier zu viel gekostet. Wer hier investieren möchte, kann das eigentlich nur in Verbindung mit mir: Das H1 ist der Dreh- und Angelpunkt. Ich habe viel Geld hier in die Infrastruktur gesteckt, in Kanalisation und Wasser – das ist mein Eigentum.

Aber ich unterstütze die Ideen. Beim Co-Working-Space sehe ich eher eine kleine Einheit, kleine Übernachtungsmöglichkeiten: Es ist nicht notwendig, die ganze Halbinsel hier zu bebauen. Eine Überquerung wäre immer noch reizvoll. Man sieht ja in Willingen mit dem Skywalk, was alles möglich ist. Also: Sag niemals nie! Es ist alles möglich! Vielleicht wäre auch ein Sandstrand toll…

Das bedeuten Bewertungen von Google

Wie wichtig sind Google-Bewertungen für Sie?

Eine große Bedeutung haben die nicht für uns. Wir legen viel Wert auf Bewertungen – aber wenn die ehrlich und persönlich rüberkommen. Einige meinen immer noch, dass das Internet ein rechtsfreier Raum, wo man einfach beleidigen darf. Für uns ist das Feedback vor Ort wichtiger: Dann kann man vor Ort auch reagieren.

Wie nachgefragt ist das H1 als Veranstaltungsort?

Enorm! Wir sind ausgebucht für dieses Jahr, bis auf wenige Lücken im Terminkalender. Für nächstes Jahr sind zum Beispiel schon zehn Hochzeiten gebucht.

Unterhalb des H1 liegt eine eigene Eventwiese. Der Hennesee ist hier Kulisse für freie Trauungen.
Unterhalb des H1 liegt eine eigene Eventwiese. Der Hennesee ist hier Kulisse für freie Trauungen. © Privat

Sehr gefragt sind inzwischen freie Trauungen auf unserer Eventwiese unterhalb vom H1 – also abseits von Kirche oder Standesamt. Ein Trauredner kommt dazu, die Hochzeit kann hier völlig frei geplant werden, nachher wird in unserem Eventbereich im Lokal gefeiert. Wir hatten in den fünf Jahren schon zahlreiche dieser Trauungen.

„Geiz ist geil in Gastronomie - das ist durch“

Merken Sie auch das Fachkräfteproblem hier am See?

In Summe mit allen Aushilfen sind hier knapp 60 Leute beschäftigt. Was abgenommen hat seit Corona, sind die Minijobber. Da bin ich schon sehr verwundert darüber: Wo sind die Schüler und Studenten oder die Leute, die sich nebenbei etwas verdienen wollen? Das hat sehr abgenommen.

Die Gastronomie hat sich in den letzten 20 Jahren unter Wert zu verkaufen: Bei der Preisgestaltung überschlug man sich, wer hat das billigste Schnitzel oder die billigsten Pommes. Aber es gibt ja nur wenige Stellschrauben, um die Mitarbeiter gut bezahlen zu können: Das sind der Wareneinsatz und die Preisgestaltung. Weil man sich unter Wert verkauft hat, war es nicht möglich, die Mitarbeiter entsprechend gut zu bezahlen. Heute merkt man die Folgen.

Deshalb ist das auch Teil meiner Firmenphilosophie hier: Ich möchte, dass meine Mitarbeiter vernünftig bezahlt werden. „Geiz ist geil“ in der Gastronomie – das ist durch! Die Verbraucher müssen sich meiner Meinung nach auf höhere Preise in der Gastronomie einstellen: Um die Beschäftigten gut zu bezahlen und um die Qualität zu erhalten.

Bitte etwas mehr Gelassenheit

Wenn Sie sich von Ihren Besuchern etwas wünschen dürften, was wäre das?

Ich wünsche mir manchmal von den Gästen, dass sie die Gelassenheit wiederfinden, die sie in Corona-Zeiten hatten: Viele hatten damals Verständnis für Wartezeiten und gewisse Regeln. Heute kommen manche Leute hierhin, da denke ich: Die sind auf der Flucht! Warum gehen sie aus, wenn sie noch eine Hektik in sich haben? Bei manchen muss es schnell, schnell gehen!

Da wird der Kaffee serviert, und es kommt sofort die Frage: Kann ich gleich bezahlen? Wenn man schon unentspannt hierhin kommt, sollte man sich vielleicht eher einen Coffee-to-Go ins Auto holen. Diese innere Unruhe tut mir leid: Das macht auch vieles kaputt, finde ich. Wir wollen doch, dass die Leute zu uns kommen und sich wohlfühlen.

>>> HINTERGRUND <<<

Zum Geburtstag findet am Sonntag, 30. April, am H1 ein Tanz in den Mai statt. Ab 13 Uhr ist die Dorfkapelle Elleringhausen zu Gast, ab 17 Uhr spielen „Jake & The Jukeboxguys“, ab 20 Uhr „Maniac“. Am 1. Mai ist die Geburtstagsparty, es gibt unter anderem eine Tombola mit Preisen im Wert von 1500 Euro.