Meschede. Gasheizungen sollen verboten werden. Könnte Wasserstoff die Alternative sein? So weit ist Westnetz, der Versorger für Meschede und Umgebung.
Wird Wasserstoff nach dem geplanten Verbot klassischer fossiler Brennstoffe die Gasheizung retten? Viele Hauseigentümer und Mieter hoffen darauf. Ihre Häuser und Wohnungen eignen sich nur bedingt für den Einbau einer alternativen Wärmepumpe. In der Theorie könnte künftig stattdessen Wasserstoff durch die alten Gasleitungen fließen und eine Therme in ähnlicher Form wie bisher bestehen bleiben. Und in der Praxis: Der heimische Netzbetreiber Westnetz arbeitet tatsächlich daran. Das Unternehmen mit Sitz in Dortmund ist auch für die Leitungen in Meschede, Eslohe, Bestwig und Schmallenberg zuständig.
Grüne Gase
Es wird ein Wettlauf mit der Zeit: Schon ab 2024 sollen keine neuen Gasheizungen mehr eingebaut werden dürfen, so steht es im Gesetzentwurf von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Die Ausnahme: Wenn Gasheizungen ab dem 1. Januar 2030 zu mindestens 50 Prozent mit grünen Gasen betrieben werden können - und ein Anbieter diese Lieferung garantiert. Experten zweifeln daran, dass die Lieferanten so schnell umrüsten können und verbindliche Zusagen machen.
Gleichwohl: „Wir beschäftigen wir uns schon jetzt damit, zukünftig auch grüne Gase, wie Wasserstoff, über unsere bestehenden Verteilnetze zu transportieren“, sagt Pressesprecherin Julia Snelinski. Die Westenergie-Gruppe arbeite derzeit in verschiedenen Projekten an der Nutzung der Wasserstoffwirtschaft. Die Pressesprecherin bekräftigt: „Die bestehenden Erdgasleitungen sind das entscheidende Bindeglied für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft. Sie können schrittweise auf Wasserstoff umgestellt werden, wie erste Tests der Netzbetreiber belegen.“
Test bei Dortmund
So hat die Westnetz in Holzwickede bei Dortmund eine 500 Meter lange Erdgasleitung für den Transport von Wasserstoff umgestellt. Erstmals in Deutschland fließt hier 100 Prozent grüner Wasserstoff durch eine Leitung der öffentlichen Erdgasversorgung. Drei Unternehmen nutzen den grünen Energieträger für die benötigte Raumwärme in ihren Gebäuden. Julia Snelinski: „Die ersten sechs Monate Betriebserfahrung zeigen: Das vorhandene Erdgasverteilnetz kann für den Transport von Wasserstoff genutzt werden.“ Projekte wie diese bildeten die Grundlage für den weiteren Transformationsprozess hin zur Wasserstoffwirtschaft.
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Die Frage, wie Wasserstoff transportiert werden könne, sei damit frühzeitig beantwortet. „Das ist wichtig“, so Julia Snelinski, „denn Wasserstoff ist ein zentraler Baustein für die Energiewende – für den Einsatz im Schwerlasttransport, für die Industrie, für den Wärmesektor.“ Dabei gelte grundsätzlich: Die Wärmewende werde nur mit einem Technologiemix aus Wasserstoff, Wärmepumpen, Fern- und Nahwärme sowie Biogas gelingen. Netzbetreiber und Stadtwerke müssten Haushalte und gewerbliche Abnehmer mit derjenigen nachhaltigen Energie versorgen können, die am besten zu den Eigenschaften des jeweiligen Gebäudebestandes und den örtlichen Gegebenheiten passe.
Sinkende Preise erwartet
Eine Bedingung: „Um die notwendigen Vorbereitungen frühzeitig treffen zu können, brauchen Netzbetreiber, Stadtwerke, Kommen frühzeitig Planungssicherheit“, so die Westnetz-Pressesprecherin. Sie präsentiert Zahlen: 50 Prozent der 42 Millionen Wohnungen in Deutschland werden über das bestehende Erdgasverteilnetz mit Heizenergie versorgt. Gleichzeitig sind über 90 Prozent der Gebäude Bestandsgebäude. 87 Prozent von ihnen sind nicht vollständig energetisch saniert. „Dies wäre aber eine Voraussetzung für den Einbau von Wärmepumpen“, sagt sie und ist der Auffassung: „Hier ist Wasserstoff mehr als nur eine Alternative.“ Hinzu kommt: Für das alternative Gas werden sinkende Preise vorhergesagt.
Hinzu kämen etwa 1,8 Millionen Unternehmen, die für ihre Fertigungsprozesse und die Beheizung ihrer Liegenschaften Energie aus der bestehenden Verteilnetzinfrastruktur beziehen. 99 Prozent aller Industrie- und Gewerbekunden mit Erdgasanschluss sind an das Verteilnetz angeschlossen. „Eine Vielzahl dieser industriellen Abnehmer kann seine Prozesse nicht elektrifizieren und ist auch zukünftig auf die Versorgung mit perspektivisch grünen Gasen wie Wasserstoff angewiesen“, sagt Julia Snelinski. „Biomethangasanlagen werden schon seit einigen Jahren im Netz der Westnetz betrieben.“
Installateur fragen
Und was nun, wenn die Heizung daheim kaputt geht oder ausgetauscht werden soll? Für die Festlegung der optimalen Heizvariante verweist der Netzbetreiber auf die heimischen Installationsunternehmen. Diese könnten vor Ort den Kunden beraten und so die passende Heizung für die jeweilige Immobilie auswählen.