Meschede. Kommt das Verbot für Gas- und Ölheizungen? Die Kunden im HSK sind in großer Unruhe. Das erleben heimische Installateure - und das raten sie.
Das mögliche Verbot von Gas- und Ölheizungen ab 2024 sorgt für Ratlosigkeit bei Eigentümern, aber auch Installateuren. „Es herrschte eine große Unsicherheit“, sagt Jochen Hunecke von der Kreishandwerkerschaft. Er ist zugleich Geschäftsführer der Innung Sanitär- und Heizungstechnik Brilon/Meschede. Die Betriebe registrieren verstärkt Anrufe, darunter auch panische Nachfragen. „Keiner weiß, was er machen soll“, berichtet Hunecke.
Typischer Fall
Er selbst ist ein typischer Fall: eine alte Gasheizung im Haus, die läuft und läuft und läuft. Sollte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sein geplantes Verbot durchsetzen, dürfte Hunecke ab 2024 daheim kein Nachfolge-Modell mehr einbauen. Was dann? „Das kommt ja auf die Bauweise an“, sagte der Innungsgeschäftsführer.
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Auch für ihn stellt sich daher möglicherweise bald die Frage: die funktionierende alte Gas-Heizung rauswerfen und noch schnell eine neue einbauen? Oder abwarten und sobald die bisherige ausfällt, in eine Heizung mit regenerativen Energien investieren? Interesse daran hätte Hunecke, denn: „Ich bin ja auch Vorbild.“
Wartezeiten bis zu einem Jahr
Aber eine Luft-Wärme-Pumpe sofort einbauen? „Das wird nichts“, sagt Hunecke. Es gibt Schwierigkeiten bei den Lieferungen. Die Wartezeiten betragen bis zu einem Jahr und länger. Welchen genauen Preis würde die Anlage haben? Auch das ist bis dahin unklar - es gibt ja nicht mal einen Liefertermin… „Und dann ist nicht genug Personal da, es fehlen uns überall Monteure“, sagt Hunecke.
Das führt nach seinen Angaben bei einigen Fachbetrieben zu einem „Run auf die Gas-Therme“, weil ein „Marktdruck“ durch die Fristsetzung aufgebaut werde.
Welche Entscheidung am Ende die richtige ist?
„Einerseits hat die Bundesregierung doch reichlich Flüssiggas gekauft...“, sagt Hunecke.
Andererseits könne niemand die künftige Preisentwicklung vorhersagen. Beim Strom, der für eine Luft-Wärme-Pumpe verwendet wird, aber auch nicht: „Und macht das alles noch Sinn, wenn das Gerät am Ende mit Energie betrieben wird, die umweltschädlich produziert wird?“ – durch Verstromung von Kohle etwa.
Individuelle Lösungen
Von einem Blick in die Glaskugel spricht auch der stellvertretende Obermeister André Knoche aus Bad Fredeburg. Er beruhigt verunsicherte Kunden und betont: „Es gibt ja noch kein Gesetz.“
Dass es in die Richtung gehen wird, also weg von fossilen Brennstoffen, davon ist er allerdings überzeugt. Letztlich gebe es nur individuelle Lösungen, man müsse jedes Haus einzeln betrachten, sagt er zu der Frage, ob schnell doch noch eine Öl- oder Gasheizung eingebaut werden solle, oder besser eine nachhaltigere Anlage. Knoche erklärt: „Das Problem ist in beiden Fällen: In fünf Jahren denkt man vielleicht anders darüber.“
Karl-Josef Lange aus Eslohe erlebt in diesen Tagen auch Anrufe, die ans Herz gehen und die sozial-gesellschaftliche Dimension eines möglichen Verbots zeigen: Witwen, die 80 Jahre und älter sind, und fragen: „Was soll ich machen? Ich habe eine alte Öl-Heizung...“ Sie sagen auch: „Ich kann mir das nicht leisten.“ Auch Lange, der auf Solar und ökologische Heiztechnik spezialisiert ist, hat keine Lösung für alle. Er rechnet vor: Eine neue Heizung ist eine Entscheidung für 15 bis 20 Jahre. „Wie werden sich die Betriebskosten für Öl und Gas entwickeln?“ Und er fragt: „Wo soll der ganze Strom herkommen?“ Hinzu kommt aus seiner Sicht: „Wer soll die ganzen Umrüstungen erledigen? Es gibt doch viel zu wenige Handwerker.“
Verbraucher ab 60 Jahren in Sorge
Jochen Liese von „Sommer & Liese GmbH Haustechnik“ in Nuttlar bestätigt ebenfalls: „Ja, wir bemerken eine Zunahme an konkreten Anfragen. Insbesondere ältere Verbraucher ab 60 Jahren nehmen jetzt lieber noch schnell eine bezahlbare Lösung mit einem Brennwertgerät.“ Die Aussicht auf eine spätere Förderung sei ihnen zu unsicher, zumal die Kosten für Wärmepumpe und Brennwert zwischen 5000 bis 10.000 Euro höher seien. Material und Personal seien noch vorhanden, um Anlagen zu installieren. Liese glaubt allerdings: „Es werden sicherlich weiterhin reine Brennwertgeräte eingebaut werden dürfen.“