Schmallenberg. 2045 will Deutschland klimaneutral sein. Bis dahin stehen noch viele Aufgaben an, welche das für Schmallenberg sind, zeigt das Klimaschutzkonzept.

Es scheint erstmal nur eine Formsache: Das Büro Energielenker hat die das Klimaschutzkonzept für den HSK erarbeitet und alle Kommunen müssen zustimmen, bevor es am kommenden Freitag, 24. März, im Kreistag verabschiedet wird. Die Brisanz versteckt sich hinter den Zahlen: Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein. Das bedeutet, an vielen Stellen, an denen jetzt noch steht, wie hoch der CO2-Ausstoß in Schmallenberg ist, muss in Zukunft eine Null stehen. „Das ist sehr ambitioniert“, machte Christian Korte, Projektmanager beim Grevener Büro, bei der Vorstellung der Zahlen deutlich.

Nahwärme

Beim Ausbau der Nahwärme führt Schmallenberg die Liste der HSK-Kommunen an. 20 Prozent des Wärmebedarfs werden hier bereits über erneuerbare Energien erzeugt. „Der Grund ist“, so Korte, „dass hier in vielen kleinen Ortschaften, Biogasanlagen oder Hackschnitzel-Heizkraftwerke die umliegenden Häuser beheizen.“ So werden beispielsweise das Sauerlandbad in Bad Fredeburg, die Realschule und das Musikbildungszentrum über ein Blockheizkraftwerk beheizt. Die Energie kommt über die Biogasanlage in Ebbinghof. Aber selbst bei diesem guten Wert gelte im Umkehrschluss: „80 Prozent der Wärme wird noch durch fossile Energieträger wie Gas und Öl erzeugt.“ Die müssten bis 2045 komplett verschwinden. Bisher bietet hier Schmallenberg vor allem Biomasse auf, in Zukunft könnten beispielsweise auch Umweltwärme, also Wärmepumpen oder Geothermie, hinzukommen. „Auch dafür kann Schmallenberg nach geeigneten Quartieren schauen, wo es sich lohnt weitere Blockheizkraftwerke zu errichten, die von mehreren Verbrauchen genutzt werden. Jetzt vielleicht noch mit Erdgas, später mit Biogas oder anderen klimaneutralen Kraftstoffen.“

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Strom

Strom sieht das Konzept als Energieträger der Zukunft. 26 Prozent des in Schmallenberg genutzten Stroms stammt bisher aus regenerativen Energien. Andere Kommunen sind da deutlich weiter: Ganz vorn Marsberg mit deutlich über 90 Prozent und Brilon mit fast 120 Prozent, was auch am massiven Ausbau der Windkraft liegt. Auch Bestwig liegt vor Schmallenberg. „Gerade bei den kleinen Kommunen, macht schon der Bau eines modernen Windrades eine Menge aus“, erklärt Korte.

Photovoltaik

In Schmallenberg wurde 2019, das Jahr, aus dem die Zahlen stammen, 58 Prozent des erneuerbaren Stroms über Photovoltaik erzeugt. Dies soll laut Maßnahmenbeschreibung an vielen Stellen vorangetrieben werden. Hierfür will die Stadt bestehende Dachflächen und auch Parkflächen auf ihr Potenzial überprüfen. Das Thema Photovoltaik auf Freiflächen ist laut Korte ein weiteres Thema. Bisher kommt in Schmallenberg dafür nur die stillgelegte Deponie an der Werper Straße in Frage. Ansonsten müsse abgewartet werden, was die Änderung des Landesentwicklungsplans bringt. „Da ist im Moment viel Geld im System.“ Regelmäßig erhielten die Kommunen daher Anträge von Projektierern. Der Kreis wolle das daher strategisch begleiten und den Kommunen Handreichungen geben, mit denen sie kurzfristig entscheiden können, ob und auf welchen Flächen Photovoltaik möglich ist. „Sie können dann anhand des Instrumentenkoffers festlegen: Wollen wir das oder wollen wir das nicht?“

Zahlen des erneuerbaren Stroms und Energieträgern in Schmallenberg.
Zahlen des erneuerbaren Stroms und Energieträgern in Schmallenberg. © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Verkehr

„Zum Thema Verkehr gibt es keine konkrete Aussage zu Schmallenberg - nur zum gesamten HSK“, erläutert Korte: Doch schon ab 2035 müssten mehr Fahrzeuge mit alternativen Antrieben im Sauerland unterwegs sein als mit konventionellen, um die Klimaziele zu erreichen. „Gleichzeitig müssen wir die Fahrleistung deutlich verringern und die Taktung des ÖPNV verdoppeln. Das heißt, da wo der Bus nur einmal in der Stunde fährt, muss er zweimal fahren und wo er alle halbe Stunde fährt muss er alle 15 Minuten unterwegs sein.“

Waldumbau

Schmallenberg hat sich als dritten Steckbrief neben Nahwärme und dem Ausbau der Photovoltaik die bestmögliche Vorbereitung der Wald- und Kulturlandschaftsflächen auf die Klimafolgen auf die Fahnen geschrieben. Da das Stadtgebiet innerhalb Nordrhein-Westfalens zu den Gegenden mit den höchsten Niederschlagsmengen gehört, prognostiziert das Büro „energielenker“ die Gefahr von Hochwasser nach Starkregen in den Mittel- und Unterläufen der Flüsse. Um das zu verhindern, möchte die Stadt bei der Landschaftsgestaltung auf eine geringere Abflussintensität hinwirken und den Wald naturnah mit Mischwäldern gestalten. Hier regte sich Widerspruch bei den Ausschussmitgliedern, berichtet Vorsitzender Michael Franke. Es wurde darauf verwiesen, dass Schmallenberg nicht wie im Beispiel Lübeck einen ausschließlich naturnahe Waldnutzung betreiben könne. „Wir haben immer noch einen Wirtschaftswald.“

Weitere Informationen

Das Ziel „Klimaneutralität bis 2045“ gibt der Bund vor.

Grundlage des HSK-Klimakonzepts sind Zahlen aus dem Jahr 2019.

Das Büro Energielenker war im Sommer 2021 vom Kreis zur Aufstellung des Klimakonzeptes beauftragt worden. 2021 im November hatte es seine Arbeit aufgenommen.

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Der Vorteil für die Kommunen: Hat der Kreis ein Klimakonzept, können auch sie einen Antrag beim Bund auf finanzielle Förderung für einen Klimamanager oder eine Klimamanagerin stellen. Und das ist auch interkommunal möglich, also so, wie bisher Schmallenberg und Eslohe es planen.

Besonderheit im HSK sei, so Korte, dass der Kreis Teile der Ergebnisse auch auf die Kommunen herunterbreche. Auch Schmallenberg hat daher eigene Werte erhalten und drei Steckbriefe, die zeigen, wo besonderer Handlungsbedarf besteht.

Blick auf Lennestadt

Bisher hatte Projektmanager Christian Korte die Ergebnisse nur in internen Ausschüssen vorgestellt - jetzt tat er das erstmals öffentlich im Technischen Ausschuss. Dort wurde das Konzept einstimmig angenommen. „Der Ausschuss will jetzt erst abwarten, ob und wie das Konzept Ende März (24.3.) vom Kreistag verabschiedet wird“, erklärte Michael Franke als Ausschussvorsitzender. „Anschließend wollen wir es uns wieder vornehmen und sehen, was wir davon als nächstes umsetzen können“

Spannend dazu kann auch ein Blick auf Lennestadt sein. Über den so genannten Energiemonitor der Westenergie können die Bürger dort immer einsehen, wie viel Strom aktuell von der Industrie, von Privathaushalten und den Kommunalen Gebäuden verbraucht wird und wie viel regenerativ über Biomasse, Waser- und Windkraft sowie Photovoltaik erzeugt wird. Der passende Link dazu lautet https://westenergie.energiemonitor.de/lennestadt